Die heißen Kuesse der Revolution
Matratze anhob und darunter Dutzende Seekarten fand. Sie waren alle mit großer Genauigkeit angefertigt worden und ausgeführt. Sie mussten direkt aus Jacks Feder stammen. Dominic setzte sich aufs Bett und studierte die erste Karte, die eine Bucht bei Land’s End darstellte. So war so detailliert, dass sie selbst unter Wasser verborgene Felsbrocken und Riffs aufführte. Schnell ging er durch die übrigen Karten. Der Mann hat die ganze Halbinsel von Cape Cornwall bis nach Penzance kartographiert.
Es gab auch Karten der Buchten und Strände bei Brest.
Erneut sah er sich die Karten von Cornwall an. Hier und da hatte Jack einen Küstenabschnitt mit einem großen X markiert. Dominic fragte sich, was diese Markierungen bedeuten sollten.
Einen Abschnitt oberhalb von St. Just hatte er mit einem Stern versehen, und über dem Stern Flotte hingeschrieben.
„Guter Mann“, murmelte Dominic.
Draußen hörte er das Wiehern eines Pferdes.
Sofort sprang er auf und lief zum Fenster. Er erblickte Amelia und Julianne, die mit schweren Körben aus der Kutsche stiegen. Unbeeindruckt wandte er sich ab und rollte jede einzelne Karte sorgsam wieder zusammen. Die Frauen würden einige Zeit brauchen, um die Kutsche zu entladen und die Vorräte zu verstauen. Er wollte die Karten in derselben Anordnung zurücklassen, wo er sie gefunden hatte.
Als er die Haustür zuschlagen hörte, hob er die Matratze an, legte die Karten zurück und strich die Decke glatt. Ein erfolgreicher Schmuggler könnte gerissen genug sein, um zu merken, wenn jemand nachlässig in seinen Sachen gewühlt hatte.
Die Tür schlug noch einmal zu.
Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Als er nur Julianne erblickte, die weitere Kisten aus der Kutsche trug, war er leicht beunruhigt. Wo steckte nur ihre Schwester?
Julianne war leicht zu täuschen, aber Amelia war immun gegen ihn. Sie besaß einen gesunden Menschenverstand und obwohl sie beide in Wirklichkeit Verbündete waren, waren sie doch aufgrund seiner Tarnung Feinde. Er wollte nicht gezwungen sein, auch noch die ältere Schwester hinters Licht führen zu müssen. Immerhin hatte Amelia von Anfang an klargestellt, dass sie Charles Maurice und seine Anwesenheit hier ganz und gar nicht schätzte.
Dominic schritt den Flur entlang, als Amelia die Treppe hinauf kam. Ihre Augen wurden groß, als sie ihn erblickte.
Sein Herz pochte aufgewühlt, beruhigte sich aber sofort wieder. Er lächelte Amelia entgegen. „Ich dachte doch, ich hätte ein Pferd gehört.“
„Sind Sie in Jacks Kammer gewesen?“, fragte sie entrüstet.
„Ich habe ein Fenster gesucht, das zur Auffahrt hinausgeht, um zu sehen, wer da kommt. Kann ich Ihnen tragen helfen?“, erwiderte er liebenswürdig.
Amelia musterte ihn abschätzend. Selbstverständlich konnte sie es nicht hinnehmen, wenn ein Gast uneingeladen die privaten Gemächer der Familie betrat. Amelia schritt wortlos um ihn herum, öffnete die Tür zu Jacks Schlafzimmer und sah hinein, so als ob sie erwarten würde, dort alles auf den Kopf gestellt vorzufinden.
„Ich muss mich entschuldigen“, sagte er höflich. „Die Tür stand offen, ich wusste nicht, wessen Raum das ist, doch ich wusste, dass Ihre Brüder nicht da sind.“
Amelia schlug die Tür etwas zu heftig zu. „Ja. Sie haben viel Zeit mit meiner Schwester verbracht. Sie spricht leider recht offenherzig, nicht wahr?“
„Sie ist eine ungewöhnliche Frau. Ich bin außerordentlich dankbar für ihre Gesellschaft.“
Amelia sah ihn prüfend an. „Ich bin nicht dumm, Sir. Sie mögen sich bei meiner Schwester eingeschmeichelt haben, doch ich kann weder Sie persönlich gutheißen, noch auf welcher Seite Sie stehen.“
Bevor er etwas erwidern konnte, rief Julianne vorwurfsvoll: „Amelia!“
Beide drehten sich um. Julianne eilte die letzten Stufen hoch.
„Er ist in Jacks Zimmer gewesen“, sagte Amelia.
Julianne sah ihn verblüfft an.
„Ich habe das Pferd gehört“, erwiderte er seelenruhig. „Ich habe ein Fenster gesucht, um zu sehen, ob Besuch kommt.“ Er blickte sie vielsagend an.
Und natürlich begriff sie sofort, was er sagen wollte. Sie wandte sich an ihre Schwester. „Niemand darf erfahren, wer er ist oder dass er überhaupt hier ist. Ich wusste gleich, dass wir ihn nicht allein lassen dürfen! Natürlich musste er nachsehen, wer da kommt. Unsere Freunde sind nun einmal nicht seine Freunde.“
Amelias Blick wanderte zwischen Julianne und Dominic hin und her. „Ich kann nur hoffen, dass du recht
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