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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Was hatte er im Fieber alles gesagt? Er schaffte es doch so oft, nicht an seine Verlobte zu denken. Die Monate, in denen er wie von Sinnen versucht hatte, sie zu finden, würde er niemals vergessen. Am Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass sie den Revolutionswirren zum Opfer gefallen sein musste. „Habe ich im Fieber von ihr gesprochen?“
    Sie nickte. „Sie haben mich für sie gehalten, Charles.“
    Wenn er schon lügen musste, war es immer das Beste, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. „Nadine war meine Verlobte“, antwortete er. „Sie ist in Paris in einen Aufruhr geraten und dabei offenbar gestorben.“
    Julianne entfuhr ein entsetzter Aufschrei. „Das tut mir so leid!“
    „Paris ist nicht einmal mehr für die Sansculottes sicher“, sagte er und meinte nicht nur die Kleinbürger und Arbeiter, die keine Kniehosen und Seidenstrümpfe wie die Adeligen trugen, sondern lange Arbeitshosen. Aber auch die Arbeitslosen und die Obdachlosen, die in Lumpen herumliefen, waren in Gefahr. „Unglücklicherweise sind wir häufig Zeugen sinnloser Gewalt.“ Er sprach ganz ruhig. „Nadine wollte die Menge beruhigen, aber sie wurde niedergetrampelt.“ Soweit er herausfinden konnte, stimmte das tatsächlich. Er kannte Nadine seit ihrer Kindheit, und ihre Verlobung hatte niemanden überrascht. Das Heim ihrer Familie befand sich etwas außerhalb von Nantes, an derselben Straße wie das Château seiner Mutter. Gleich nach ihrem Tod war ihre Familie aus Frankreich geflohen.
    Ihren Tod in der Menge hatte er sich viele Male bis ins kleinste Detail vorgestellt, doch das erlaubte er sich jetzt nicht. Über das, was er ihr erzählte, wollte er lieber gar nicht nachdenken. „Den Rest wollen Sie gar nicht hören.“
    Es dauerte lange, bis Julianne etwas erwiderte. In ihren Augen glitzerten Tränen. „Ich dachte, die Massen würden gegen die Arbeitslosigkeit und die hohen Preise protestieren. Jedermann hat das Recht auf Arbeit, eine vernünftige Entlohnung und bezahlbares Brot. Die Armen können doch ihre Familien gar nicht ernähren oder ihnen auch nur ein Obdach bieten!“
    Da sprach die echte Radikale aus ihr, dachte Dominic abfällig. „Aber ihr Drängen wird von den Politikern ausgenutzt, die sie aufstacheln“, sagte er, und er meinte es ernst. „Sicher, jeder sollte eine Arbeit haben und dafür bezahlt werden, aber die Radikalen, die Jakobiner, stacheln die Massen mit Absicht zu Gewalttätigkeiten an. Auf den Straßen herrscht Angst. Alle haben Angst. Die Macht liegt bei jenen, die diese Angst verursachen können. Und Unschuldige wie Nadine fallen den plötzlichen Gewaltausbrüchen zum Opfer.“ Ihm war klar, dass er aufhören musste, so zu reden. Aber eigentlich hatte er noch nichts Unpassendes gesagt. Schließlich würde jeder Mann so reden, wenn seine geliebte Verlobte gerade von der Menge zu Tode getrampelt worden war.
    Julianne zögerte. „Es ist furchtbar, was Ihrer Verlobten zugestoßen ist, Charles. Aber im Ernst, wenn Sie über keinerlei Mittel verfügen würden und am Verhungern wären, oder wenn Ihr Patron Ihnen für Ihre Arbeit bloß ein paar Deniers zahlen würde, während er sich selbst dem Luxus und der Verschwendung hingibt, würden Sie nicht auch auf die Straße gehen, um zu protestieren? Mich jedenfalls müsste niemand dazu anstacheln. Und warum sollten sich die Jakobiner oder sonst jemand solche hemmungslosen Gewalttätigkeiten wünschen? Ich weiß, dass ihnen jedes einzelne Menschenleben über alles geht, es ist nicht ihr Wunsch, den Tod unschuldiger Passanten zu verursachen.“
    Wie sehr sie doch irrt, dachte Dominic. Er war wütend. Sie begriff einfach nicht, dass Machthunger selbst die nobelsten Ziele korrumpierte. „Ich fürchte, ich halte einfach nicht sonderlich viel von Politikern, auch nicht von den radikalen.“ Er schaffte es nur mit Mühe, nicht wütend zu klingen, sondern besänftigend.
    Aber sie reagierte bestürzt auf diese Eröffnung. „Sie klingen ja beinahe wie mein Bruder Lucas. Er glaubt an Reformen, nicht an die Revolution. Er verachtet die Massen. Er wirft den Radikalen in Paris dieselben Dinge vor wie Sie. Lucas fürchtet, dass hier bei uns Gewalttätigkeiten ausbrechen könnten.“
    „Reformen sind oft besser. Vor Gewalt sollte man sich immer fürchten.“
    Julianne riss entsetzt die Augen auf. „Der französische Adel und der König hätten dem Land doch niemals eine Verfassung zugestanden, Charles. Nicht ohne den Druck, der entsteht, wenn sich

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