Die heißen Kuesse der Revolution
hast.“
„Du kannst ihn nur nicht leiden, weil er dich an den Earl of St. Just erinnert“, sagte Julianne.
Dominic fragte sich, was das zu bedeuten haben mochte.
Amelia fuhr zusammen. „Das war wirklich gemein, Julianne. Dein Franzose hat überhaupt nichts mit St. Just gemein. Sie sehen sich nicht einmal ähnlich.“
„Aber sie haben beide dieselbe Ausstrahlung, dasselbe Flair.“ Sie wandte sich an Dominic. „Es ist alles in Ordnung, Monsieur .“
Amelia ergriff ihren Arm. „Komm bitte mit runter. Wir müssen reden.“ Zu Dominic gewandt erwiderte sie: „Sie bleiben hier. Wir brauchen Ihre Hilfe nicht. Sie sind schließlich krank.“
Er lächelte unverwandt. „Aber ich sollte Ihnen helfen.“
„Ganz und gar nicht.“ Amelia lief die Treppe herunter.
„Tut mir leid“, sagte Julianne.
„Sie macht sich Sorgen um Sie. Das kann ich ihr kaum zum Vorwurf machen.“ Er trat auf Julianne zu, voller Erinnerungen an den Kuss am Morgen. „Aber Sie sollten nicht mit ihr über mich reden.“
„Sie haben natürlich recht. Aber sie glaubt nun einmal, mich bemuttern zu müssen. Sie fragt andauernd, was zwischen uns vorgeht, wenn wir miteinander allein sind.“
„Sie müssen sie irgendwie ablenken“, schlug er vor. Dominic streckte die Hand aus, um mit dem Daumen über ihre Wange zu streichen. Er wollte sie einfach nur berühren. Als er es bemerkte, ließ er die Hand sinken.
Julianne zögerte. Dann legte sie mit einer hitzigen Geste ihre Hand an seine Wange.
Sein Körper versteifte sich. „Wir haben nicht viel Zeit, Julianne.“
„Ich weiß.“
Er küsste ihre Hand. „Kommen Sie heute Nacht zu mir.“ Er konnte kaum fassen, was ihm da herausgerutscht war. Aber sollte sie tatsächlich zu ihm kommen, würde er sie nicht wieder fortschicken.
Julianne riss entsetzt die Augen auf.
Ein ungemütliches Schweigen machte sich breit. Amelia rief von unten nach ihrer Schwester. „Julianne!“
„Sie gehen jetzt besser.“
Julianne biss sich verzagt auf die Lippe. Dann drehte sie sich um und eilte die Treppe hinunter. Er wartete zehn Sekunden, bevor er seine Tür so laut zuknallte, dass die Schwestern annehmen mussten, er sei hineingegangen. Auf leisen Sohlen schlich er Julianne nach.
Amelia hatte die Stimme erhoben, und Dominic begriff, dass beide noch direkt an der Treppe standen. Er musste also gar nicht unten herumschleichen, sondern kniete sich hin und lauschte.
„Mir kommt er von Tag zu Tag verdächtiger vor“, rief Amelia. „Und je mehr du von ihm schwärmst, desto größer wird mein Verdacht.“
„Aber warum denn? Er ist ein sehr höflicher, ernsthafter Mensch, der viel erleiden musste. Und außerdem ist er ein Held!“
„Großer Gott, du solltest mal selbst hören, was du da redest. Er hat dich völlig um den Verstand gebracht.“
„Keine Sorge, ich bin noch ganz beieinander.“
„Du sitzt die ganze Zeit an seinem Bett.“
„Er erholt sich langsam. Wo sollte ich sonst sein?“
„Hat er dich schon verführt?“
„Was?“, fassungslos schnappte Julianne nach Luft.
„Nun, wie mir scheint, ist es dazu glücklicherweise noch nicht gekommen“, erwiderte Amelia harsch. „Ich traue ihm nicht über den Weg, und du solltest es auch nicht tun.“
Julianne ließ sich Zeit, bevor sie antwortete. „Ich will dir nichts vormachen, Amelia, denn ich mag ihn nun einmal sehr. Du ziehst übereilt vollkommen falsche Schlüsse!“
Die Schwestern schwiegen erneut. „Willst du etwa leugnen, dass du betört von ihm bist?“
Julianne japste nach Luft.
„Ich habe nichts anderes angenommen. So leid es mir tut, Julianne, aber mein Einverständnis wirst du dafür nicht bekommen. Je eher er uns verlässt, desto besser ist es. Ich hoffe nur, Jack kommt bald zurück, damit Monsieur Maurice wieder seiner Wege gehen kann. Ich bin gespannt, was Jack davon hält, wenn er erfährt, dass unser Gast in seiner Kammer herumgeschnüffelt hat.“
„Er hatte jeden Grund, das Zimmer zu betreten. Unsere Nachbarn würden ihn vielleicht ausliefern“, wandte Julianne leise ein.
„Ich will einfach, dass er wieder verschwindet.“ Amelia klang beinahe verzweifelt.
„Er wird nach Frankreich zurückkehren, sobald er kann“, versicherte Julianne ihr.
Dominic hatte genug gehört. Er schlich zurück in seine Kammer.
Julianne lag reglos in ihrem weißen Baumwollnachthemd im Bett. Sie wagte kaum zu atmen, doch sie zitterte aufgeregt. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich andauernd. Langsam, um Amelia nicht aufzuwecken,
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