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Die Henkerstochter

Titel: Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Siechenhaus ist komplett zerstört.«
    Jakob Schreevogl seufzte. »Das weiß ich bereits«, sagte er und wies Simon einen Stuhl zu, während er sich selbst in einen der gepolsterten Sessel im Vorraum fallen ließ. Er griff in eine Schale mit Lebkuchen und fing an, bedächtig zu kauen. »Wer macht so etwas? Ich meine, natürlich gab es Widerstand im Rat gegen den Bau, aber dass man deshalb gleich das ganze Siechenhaus zerstört ...«
    Simon beschloss, offen mit dem Patrizier zu reden.
    »Stimmt es, dass Ihr das Grundstück für einen zweiten Brennofen schon fest eingeplant hattet, bevor Euer Vater es der Kirche vermachte?«, fragte er.
    Jakob Schreevogl runzelte die Stirn und legte den Lebkuchen wieder zurück in die Schale. »Das habe ich Euch doch schon erzählt. Nach dem Streit mit meinem Vater hat er kurzfristig sein Testament geändert, und ich konnte meine Pläne wieder begraben.«
    »Und bald danach auch Euren Vater.«
    Der Patrizier hob die Augenbrauen. »Auf was wollt Ihr hinaus, Fronwieser? «
    »Mit dem Tod Eures Vaters hattet Ihr keine Möglichkeit mehr, das Testament noch einmal ändern zu lassen, indem Ihr ihn umstimmt. Jetzt gehört das Grundstück der Kirche. Wenn Ihr es wiederhaben wollt, müsst Ihr es von der Kirche zurückkaufen.«
    Jakob Schreevogl lächelte. »Ich verstehe«, sagte er. »Ihr verdächtigt mich, den Bau so lange zu sabotieren, bis die Kirche von selbst aufgibt und mir das Grundstück zurückgibt.Dabei vergesst Ihr aber, dass ich mich im Rat immer für den Bau des Siechenhauses eingesetzt habe.«
    »Nur eben nicht auf diesem Grundstück, an dem Euch so viel liegt«, unterbrach ihn Simon.
    Der Patrizier zuckte mit den Schultern. »Ich stehe bereits in Verhandlungen wegen eines anderen Grundstücks. Der zweite Brennofen kommt, aber eben an einer anderen Stelle. So wichtig war mir der Platz an der Steige auch nicht, dass ich dafür meinen Ruf aufs Spiel setzen würde.«
    Simon blickte Jakob Schreevogl fest in die Augen. Er konnte keine Spur von Lüge darin entdecken.
    »Wer, wenn nicht Ihr, könnte ein Interesse daran haben, das Siechenhaus zu zerstören?«, fragte er schließlich.
    Schreevogl lachte. »Der halbe Rat war gegen den Bau, Holzhofer, Püchner, Augustin, allen voran der Erste Bürgermeister Karl Semer persönlich.« Dann wurde er schnell wieder ernst. »Wobei ich natürlich keinem von ihnen so etwas unterstellen würde.«
    Der Patrizier stand auf und ging im Raum auf und ab. »Ich verstehe Euch nicht, Fronwieser«, sagte er. »Meine Clara ist verschwunden, zwei Kinder sind tot, der Zimmerstadel ist zerstört, und Ihr fragt mich hier aus wegen einer abgebrannten Baustelle! Was soll das? «
    »Wir haben am Siechenhaus heute früh jemanden gesehen«, warf Simon ein.
    »Wen?«
    »Den Teufel.«
    Der Patrizier schnappte nach Luft, während Simon fortfuhr.
    »Jedenfalls die Person, die von den Leuten hier mittlerweile Teufel genannt wird«, sagte er. »Vermutlich ein Söldner, der hinkt. Derjenige, der Eure Clara entführt hat und der sich vor ein paar Tagen gemeinsam mit anderenSöldnern beim Semer-Wirt herumgetrieben hat. Und der sich oben im Beratungszimmer des Gasthauses mit einer offenbar wichtigen Person aus der Stadt getroffen hat. «
    Jakob Schreevogl setzte sich wieder hin.
    »Woher wisst Ihr, dass er sich im Semer-Wirt mit jemandem getroffen hat?«, fragte er.
    »Eine Dienstmagd hat es mir erzählt«, antwortete Simon knapp. »Bürgermeister Semer selbst wollte davon nichts wissen.«
    Schreevogl nickte. »Und woraus schließt Ihr, dass diese Person jemand Wichtiges war? «
    Simon zuckte mit den Schultern. »Söldner werden angeheuert, das ist ihr Beruf. Und um vier Männer bezahlen zu können, braucht man viel Geld. Die Frage ist, für was sie angeheuert wurden ...«
    Er beugte sich zum Patrizier vor.
    »Wo wart Ihr am Freitag vor einer Woche?«, fragte er leise.
    Jakob Schreevogl blieb ruhig und erwiderte den Blick des Medicus.
    »Ihr seid auf dem Holzweg, wenn Ihr meint, ich hätte irgendetwas mit der Sache zu tun«, zischte er. »Es ist meine Tochter, die entführt wurde, vergesst das nicht.«
    »Wo wart Ihr?«
    Der Patrizier lehnte sich zurück und schien kurz nachzudenken. »Ich war unten in der Brennerei«, sagte er schließlich. »Der Kamin war verstopft, und wir haben bis spät in die Nacht damit zugebracht, ihn wieder zu reinigen. Ihr könnt gerne meine Handwerker fragen.«
    »Und am Abend, als der Stadl brannte? Wo wart Ihr da?«
    Jakob Schreevogl schlug auf den

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