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Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss

Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss

Titel: Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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bewaffnet oder nicht, komme ich schon klar.“
    Seine ruhige Art hatte Anya schon immer fasziniert. Nur jetzt war sie davon genervt. Wo war seine unterschwellige Leidenschaft geblieben? Es war nicht fair, dass er bereits wieder Herr seiner Sinne war, während sie noch nach Luft rang. Ihre Beine hatten noch nicht mal aufgehört zu zittern. Und was noch schlimmer war: Ihr Herz schlug immer noch wie wild.
    „Also wer ist sie?“, wollte Reyes wissen.
    „Vielleicht ist sie kein Lockvogel, aber irgendwas stimmt nicht mit ihr“, fügte Paris hinzu. „Du hast sie an einen anderen Ort portiert, aber sie hat keinen Ton von sich gegeben.“
    Das war der Moment, in dem sich alle Blicke Anya zuwandten. In all den Jahrhunderten, die sie durchlebt hatte, hatte sie sich noch nie so nackt und verletzlich gefühlt wie jetzt. Lucien zu küssen, war das Risiko wert gewesen, erwischt zu werden. Aber das hieß ja nicht, dass sie sich jetzt ausfragen lassen musste. „Ich bin euch keinerlei Rechenschaft schuldig.“
    „Dazu habe ich dich auch nicht aufgefordert, und Reyes hat mir erzählt, dass du nicht behaupten kannst, du hättest hier Freunde“, stellte Paris fest. „Warum hast du versucht, Lucien zu verführen?“
    Weil niemand freiwillig mit dem vernarbten Krieger losziehen würde, suggerierte sein Ton. Das irritierte sie, auch wenn sie wusste, dass dieser Unterton nicht verletzend oder grob gemeint war. Möglicherweise drückte er einfach aus, was alle als gegeben annahmen.
    „Ist das hier ein Kreuzverhör?“ Sie starrte alle der Reihe nach an. Bis auf Lucien, dessen Blick sie mied. Würde er nun immer noch keine Regung zeigen, wäre sie geliefert. „Ich habe ihn gesehen, er gefiel mir, also habe ich mich an ihn herangemacht. Da ist nichts dabei. Mehr gibt es nicht zu sagen.“
    Sämtliche Lords verschränkte die Arme über der Brust, als wolle jeder „Ja, klar“ sagen. Die Krieger standen in einem Halbkreis um sie herum, bemerkte Anya, obwohl sie nicht gesehen hatte, dass sie sich überhaupt bewegt hatten. Es fiel ihr schwer, nicht die Augen zu verdrehen.
    „Du willst ihn doch gar nicht wirklich“, sagte Reyes. „Das wissen wir alle. Also erzähl uns, wohinter du wirklich her bist, bevor wir dich dazu zwingen, es uns zu sagen.“
    Sie zwingen? Oh, bitte! Auch Anya verschränkte die Arme. Noch vor wenigen Minuten hatten sie Beifall geklatscht und Lucien aufgefordert, sie zu küssen. Oder etwa nicht? Vielleicht hatte sie sich selbst angefeuert. Aber jetzt wollten sie, dass sie ihnen schrittweise ihre Gedanken erläuterte? Jetzt taten alle so, als sei Lucien noch nicht mal in der Lage, eine blinde Frau zu verführen? „Ich wollte seinen Schwanz haben. Begreifst du das, Arschloch?“
    Die Lords schwiegen geschockt.
    Lucien trat vor und stellte sich zwischen die Männer und sie. Wollte er sie … beschützen? Wie reizend. Unnötig, aber reizend. Sie beruhigte sich ein wenig und hätte ihn am liebsten umarmt.
    „Lass sie in Ruhe“, sagte Lucien. „Sie ist egal. Sie ist nicht wichtig.“
    Ebenso schnell verpuffte Anyas kurzer Glücksmoment. Sie und nicht wichtig? Er hatte nur gerade ihre Brüste gestreichelt und seinen Schaft zwischen ihren Beinen gerieben. Wie konnte er es jetzt wagen, so etwas zu sagen?
    Vor ihre Augen legte sich ein roter Nebel. So muss sich meine Mutter immer gefühlt haben. Fast alle Männer, die Dysnomia in ihr Bett geholt hatte, hatten die Frau beschimpft, sobald ihr Verlangen befriedigt worden war. Alles klar, hatten sie gesagt. Sie ist zu nichts anderem zu gebrauchen.
    Anya kannte ihre Mutter gut. Sie wusste, dass Dysnomia sowohl Sklavin ihrer willenlosen Natur war als auch immer nach Liebe suchte. Ihre Geliebten waren Götter mit Beziehungen und Götter ohne. Das war ihr gleichgültig. Wenn sie sie begehrt hatten, hatte sie sich ihnen hingegeben. Vielleicht war sie für die Dauer, die sie in den Armen ihres Liebhabers gelegen hatte, akzeptiert und geschätzt worden und ihre dunkleren Begierden wurden gestillt.
    Was den anschließenden Verrat nur noch schmerzhafter machte, dachte Anya und beobachtete Lucien. Von all den Dingen, die sie gern von ihm gehört hätte, war unwichtig so ziemlich das allerletzte. „Sie gehört mir“ vielleicht. Oder: „Ich brauche sie“. Sehr gern auch: „Fass meine Frau nicht an .
    Sie wollte nicht das gleiche Leben wie ihre Mutter führen, auch wenn sie sie sehr liebte. Und vor langer Zeit hatte sich Anya geschworen, es nie zuzulassen, dass jemand sie benutzte.

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