Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
nicht ausprobiert ren.
Als er sah, dass ihr eine Träne aus dem Augenwinkel und die Wange hinablief, wurde Sabin schwer ums Herz. „Bitte“, flehte sie heiser. „Ich könnte nicht mehr weiterleben, wenn ich dir etwas antue.“
Mach keinen Rückzieher. „Wie gesagt, es gibt nur einen Weg, dir zu beweisen, dass ich mit allem fertig werde, was du mir vorsetzt.“ Er versiegelte sein Herz gegen ihre Tränen; er hatte keine Wahl. Um ihretwillen, um seinetwillen, um des Friedens in der Burg willen musste es getan werden. Sie musste gekennzeichnet werden. Sie wollte gekennzeichnet werden, ob sie es nun zugab oder nicht. Und er war ein Krieger, der zu Ende führte, was er begonnen hatte. Unter allen Umständen.
12. KAPITEL
G wen konnte es nicht fassen. Sabin, der Mann, den sie geküsst und von dem sie geträumt hatte, nach dem sie sich gesehnt und auf den sie sich verlassen hatte, den sie als Beschützer angesehen hatte und als Schurken, der Mann, den sie begehrte, obwohl sie sich mit aller Kraft dagegen wehrte, hatte sie ausgezogen – obwohl sie lauthals protestiert und wild um sich getreten hatte. Er hatte sie in die Duschkabine geschoben und war dann nach ihr hineingestiegen. Obwohl sie sehr wütend gewesen war – und es immer noch war, verflucht! –, hatte sie sich nicht in die Harpyie verwandelt.
Zuerst war sie schockiert gewesen. Dann nervös. Dann erregt. Die verschiedenen Gefühle hatten nur wenige Minuten angehalten, doch jedes einzelne brachte sie völlig durcheinander. Warum hatte sie ihn nicht verletzt? Weil Sabin nur noch eine bedrohliche Bewegung machen musste, bis es so weit war? Weil die Harpyie Körperkontakt genauso liebte wie Gwen und ihn sich immer und überall holen würde?
Im Augenblick wurden sie und Sabin von warmem Dampf eingehüllt, der so dicht war wie eine Wolke. Warmes Wasser rann über ihren Körper. Nichts hatte sich je so gut angefühlt – abgesehen von dem nackten Mann hinter ihr, der sie festhielt und dafür sorgte, dass sie in der Duschkabine blieb. Sie würde sich nicht mit einem Dämon einlassen, ganz gleich wie sexy er war. Oder doch? Ihr Leben musste doch wirklich nicht noch komplizierter werden. Oder?
Warum konnte sie keine Entscheidung treffen? Sein Dämon belästigte sie nicht, es gab also keine Ausrede.
Gwen schlang die Arme um ihren Körper, ohne sich zu bemühen, ihre Brüste oder ihre Scham zu bedecken. Warum es überhaupt versuchen? Sabin war stärker als sie und in der Lage, ihre Hände im Nu wegzuschieben, wenn er wollte – und außerdem wollte sie, dass er sie sah und sie begehrte. Auch wenn …
„Ist dir eigentlich klar, dass du die ganze Sache später bitter bereuen könntest, wenn die zerfetzten Organe aus deinem Körper heraushängen?“, fragte sie.
Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern, warm und nass, während er sie massierte. „Du fühlst dich an wie Seide. Ich bezweifle, dass ich irgendetwas bereuen werde.“ Seine Stimme war kräftig, voll … berauschend.
Mmmh, mehr davon. Ihre Muskeln entspannten sich, sie ließ den Kopf nach hinten sinken und lehnte ihn an seinen Hals. Stopp. Anspannung, bitte. Wehr dich gegen seine Anziehungskraft. Sie versuchte es, wirklich, doch ihr Körper weigerte sich, ihrem Verstand zu gehorchen. Seine Berührungen fühlten sich einfach zu gut an. Verdammt gut.
Ob er dich wohl attraktiv findet? Oder hässlich?
Okay. Endlich spannten sich ihre Muskeln wieder an. Da war diese verführerische, zerstörerische Stimme. Der Dämon, Zweifel. So vollkommen anders als der Tenor ihrer inneren Stimme. Schmerzhaft presste sie die Lippen aufeinander, und die Harpyie kreischte angesichts des unwillkommenen Eindringlings. „Kannst du deinen Freund irgendwie wegsperren? Er nervt.“
„Was für ein Temperament. Das gefällt mir. Und der Dämon ist wohl kaum mein Freund.“ Mit den Daumen strich er ihr Schlüsselbein entlang. Er beugte sich hinab, bis sein Mund neben ihrem Ohr war und sie seinen Atem spürte. Es war wie eine zärtliche Liebkosung. „Ich will ja nicht ablenken, aber habe ich dir schon gesagt, dass ich dich absolut hinreißend finde?“
Gwen schluckte, unsicher, was sie erwidern sollte. Einerseits wollte sie ihn immer noch ermutigen, andererseits wollte sie ihn wegstoßen, bevor sie vergaß, warum sie ihm widerstehen musste. Er verkörperte alles, was sie an ihrem Leben hasste: Dunkelheit, Gewalt, Chaos. Mehr noch: Er wollte sie benutzen, um seinen Feind zu vernichten. Nichts war stärker als sein Hass auf
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