Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
sie ihn hergeführt hatte? Vermutlich. Vorsicht. Er durfte nicht zulassen, dass ihre Schuldgefühle auch in ihm welche weckten. „Hatte ich dich nicht gebeten, still zu sein?“
„Ich hab’s dir schon mal gesagt: Sie wird nicht aufwachen.“
„Woher willst du das wissen?“ Dämliche Frage. Olivia wusste alles – zumindest hatte es manchmal den Anschein. Was bedeutete, dass Sabin sie lieben würde. Denn der beste Freund dieses Mannes hieß „Information“. Doch dank Olivias einer wahren Gottheit wäre sie fort, bevor der Krieger zurückkäme. Aeron hätte es nämlich gehasst, seinen Freund niederstechen zu müssen, weil er seine Frau ausfragte.
Bei diesem Gedanken gluckste Zorn vergnügt.
Na ja, vielleicht hätte er es nicht unbedingt gehasst. Aber Sabin hatte bei ihm noch was gut. Außerdem ist sie nicht deine Frau! „Egal. Vergiss es. Wir müssen uns beeilen, bevor wir anderen Besuchern begegnen.“
„Wie zum Beispiel?“
„Jägern.“
„Oh.“
Aeron mochte sich nach einem Kampf mit Albtraum sehnen, aber nicht nach einer Schlacht gegen Galens Armee. Er wollte Olivia nicht in so etwas mit hineinziehen. Er würde ihr die entsetzlichen Seiten seines Lebens auf eine andere Art zeigen. Aus sicherer Entfernung.
Dass Scarlets Gruft ein gutes Stück vom „Asylum“ entfernt lag, war auf jeden Fall schon mal zu ihrem Vorteil.
„… so dunkel“, ertönte plötzlich eine unbekannte Stimme. Die Worte tönten von den Betonstufen über ihnen herab und hallten in der kleinen Kammer wider.
„Meine Taschenlampe funktioniert nicht.“
„Ich kann nichts sehen.“
„Bewegt euch einfach zentimeterweise vorwärts, verdammt noch mal.“
Der Tag konnte also tatsächlich noch schlimmer werden. Seine Befürchtungen hatten sich bestätigt: Die Jäger waren hier. War ihm jemand gefolgt? Mit Hilfe des Tarnumhangs?
Beobachtete ihn sogar in diesem Augenblick jemand und stellte eine Gefahr für seine Frau dar?
Aeron ballte die Hände zu Fäusten. Abermals sah er sich genau in der Gruft um, entdeckte jedoch nichts Auffälliges. Dann blickte er zu Olivia, die immer noch leuchtete, nun aber die Stirn runzelte. Als Nächstes sah er zu Scarlet, die weiterhin schlief, und danach zum Eingang.
Die dunkle Öffnung war der einzige Weg nach draußen. Und um hindurchzukommen, müssten sie mitten durch die -höchstwahrscheinlich bewaffneten – Menschen rennen.
Zwar konnten diese Menschen in der Dunkelheit nichts sehen, aber das könnte Aeron ohne Olivias Licht auch nicht. Und mit ihrem Licht könnte jeder jeden sehen.
Es gab nur eine Lösung, bei der Olivia sicher wäre.
Aeron drückte ihr ein Messer in die Hand. „Halt es dem Mädchen an den Hals“, flüsterte er. „Wenn sie sich auch nur einen Millimeter bewegt, zögere nicht, ihr die Kehle durchzuschneiden.“
Ohne ihr die Chance zu geben, etwas zu erwidern, packte er Olivia bei der Taille und hob sie neben Scarlet in den Sarg. Obwohl sich die schlafende Frau nicht rührte, keuchte Olivia. Augenblicklich hielt er ihr den Mund zu und schüttelte warnend den Kopf. Sie schluckte verängstigt, gab ihm jedoch mit einem Nicken zu verstehen, dass sie wusste, was er von ihr wollte. Sie sollte schweigen.
„Mach das Licht aus.“
Wieder nickte sie, und das Leuchten auf ihrer Haut wurde schwächer und schwächer, bis die Funken vollständig erloschen. Offenbar hatten die Schatten nur darauf gewartet, denn sie schnellten hervor und hüllten jeden Quadratzentimeter in diese erstickende Finsternis.
„Mann! Pass doch auf, wo du hintrittst.“
„Entschuldigung.“
Die Stimmen kamen näher.
Bei seiner Größe passte Aeron unmöglich in den Sarg, um als Olivias Schutzschild zu dienen. Jedenfalls nicht, ohne sie zu zerquetschen. Also legte er die flache Hand auf ihre Schulter – oder dorthin, wo er ihre Schulter vermutete. Im nächsten Moment riss er die nun brennende Hand wieder weg, weil er stattdessen ihre wundervolle Brust berührt hatte. Und ihre Brustspitze war augenblicklich hart geworden.
Meins. Beschützen.
Vorsichtig zielte er etwas höher. Schulter. Gut. Sie zitterte. Nicht gut. Das bedeutete, dass sein Versehen sie genauso überwältigt – und abgelenkt – hatte wie ihn. Oder hatte er ihr Angst eingejagt? Er bevorzugte die Theorie von der Überwältigung.
Ganz offensichtlich war er derjenige, der abgelenkt war. Er zwang sich, weiterzumachen, und drückte sie nach unten, bis sie still in dem Sarg lag. Zum Glück sträubte sie sich nicht. Ob sie seiner
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