Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
ersten Mal wahr, denn auf einmal klappte sein Unterkiefer herunter. „Du … du bist …“
Vielleicht war ihr Status als mögliche Geliebte ja doch nicht so gefährdet. Selbstbewusst. „Hübsch, nicht wahr? Kaia hat mir geholfen.“ Offensiv. Sie strich sich über die Brüste, den Bauch und die Hüften und wünschte sich, es wären seine Hände und nicht ihre. Sie bekam eine Gänsehaut. Wow, das war eine echte Überraschung. Es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar. Sie musste unbedingt daran denken, sich noch mal so zu berühren.
„Hübsch“, erwiderte er mit heiserer, angespannter Stimme.
„Ja.“
„Und was hältst du von meinem Make-up?“ Als er ihr ins Gesicht sah, fuhr sie sich mit der Fingerkuppe über die Lippen. „Ich hoffe, Legion hat nichts verschmiert.“
„Es ist … schön.“ Wieder diese heisere Stimme.
War das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes?
Spielte es eine Rolle? Sie wollte ihn; sie hatte beschlossen, zum Angriff überzugehen. Sie würde ihn bekommen.
Sie leckte sich über die Lippen – und schmeckte Kokosnuss, mmmh –, stützte sich auf einen Ellbogen und streckte den anderen Arm nach Aeron aus. Dann legte sie ihre Hand flach auf sein klopfendes Herz. Ein Teil von ihr errötete angesichts dieser Verwegenheit und schrie danach, die Hand zurückzuziehen. Der andere Teil war stolz und forderte lautstark, weiterzumachen.
Um großes Glück zu überbringen, rief sie sich in Erinnerung, musstest du schon oft vertraute Pfade verlassen.
Dann verlass sie doch endlich. „Du kannst mich küssen, wenn du willst.“ Bitte, bitte, lass es das sein, was er will.
Einen Moment lang hörte Aeron auf zu atmen. Jedenfalls hörte sein Brustkorb auf, sich zu bewegen. Seine Augen begannen zu glühen, seine Pupillen weiteten sich, und seine Muskeln zuckten unter ihrer Hand. „Lieber nicht. Du bist ein Engel.“
„Ein gefallener“, erinnerte sie ihn. Erneut. „Ich hätte neulich sterben können. Ich hätte heute sterben können. In beiden Fällen wäre ich gestorben, ohne zu wissen, wie du schmeckst. Was für eine Schande wäre das gewesen, wo dich zu schmecken doch das Einzige ist, was ich je wollte.“
„Lieber nicht“, wiederholte er, während er sich langsam zu ihr beugte. Bedauerlicherweise hielt er inne, kurz bevor sich ihre Lippen berührten.
Sie musste sich beherrschen, um nicht frustriert aufzuschreien. Fast hätte sich ihr Wunsch erfüllt. „Sag mir, warum.“ Damit sie jeden seiner Gründe wegwischen konnte.
„Ich kann die Ablenkung nicht gebrauchen.“ Wenigstens zog er sich nicht von ihr zurück. „Ich brauche keine Frau. Ich brauche gar nichts.“
Diese Behauptung konnte sie unmöglich widerlegen. Noch nie hatte ein Mann überzeugter erklärt, dass er allein bleiben wollte. Statt also mit ihm zu diskutieren, sagte sie schlicht: „Aber ich brauche eine Ablenkung“ und schob ihre Hand zu seinem Hals. Diesmal würde sie die vertrauten Pfade nicht einfach nur verlassen – sie würde blitzschnell ins Dickicht stürmen.
Entschlossen zog sie ihn zu sich herunter, sodass er auf sie fiel.
Er hätte sich sträuben können. Hätte sie aufhalten können. Er tat es nicht.
Eine ganze Weile blieben sie so liegen, sahen einander nur an, sein Körper presste ihren an Ort und Stelle, und keiner von ihnen war in der Lage, seine Atmung zu kontrollieren.
„Aeron“, keuchte sie schließlich.
„Ja.“
„Ich weiß nicht, was ich machen muss“, gestand sie, und in ihren Worten schwang all die Sehnsucht mit, die sich in ihr aufgestaut hatte.
„Ich mag zwar ein Idiot sein, aber von hier an weiß ich, wie’s geht“, erwiderte er und küsste sie.
9. KAPITEL
Sie ist schwach, sie ist quasi ein Mensch. Schlimmer als ein Mensch, redete Aeron sich ins Gewissen, während ihre Zungen umeinander tanzten. Aber er konnte jetzt einfach nicht darüber nachdenken. Später. Später würde er es bereuen, aber im Augenblick war alles, was er wollte … sie. Olivia. Eine Frau, die seine kleine Legion verachtete, eine Frau, der er soeben den Arsch gerettet hatte – selbst wenn er zugeben musste, dass sie sich auch allein ganz gut behauptet hatte, bis er sie abgelenkt hatte –, und eine Frau, die er ohne Diskussion schon bald aus der Burg werfen würde.
Wie sie Zorn beruhigte und umgarnte, brachte ihn völlig aus dem Konzept. Selbst jetzt schnurrte der Dämon genießerisch und war ganz wild auf alles, was noch kommen mochte.
Dämlich. Olivia war eine Ablenkung, die er sich nicht leisten
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