Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
dreinblickende Kaia rappelte sich gerade auf. „Sie hat mich gebissen. Sie hat mich verdammt noch mal gebissen!“
„Ich werde das mit ihr regeln.“ Auch Aeron stand auf. Sein Gesichtsausdruck war leer und zugleich entschlossen. „Und nicht du.“
Kaia setzte ihm den Finger auf die Brust und stellte sich auf die Zehenspitzen, war dadurch jedoch immer noch nicht auf Augenhöhe mit ihm. „Nein, du wirst sie bloß verhätscheln. Wie immer.“
„Ich werde die Sache mit ihr regeln“, wiederholte er ernst.
„Noch mal zum Mitschreiben: Zuerst verpasse ich einen astreinen Frauenkampf zwischen vier Mädels, und dann erfahre ich auch noch, dass eine die anderen angeknabbert hat?“ William wandte Olivia seine Aufmerksamkeit zu, die noch immer auf dem Boden lag. „Bitte sagt mir, dass unser süßer kleiner Engel das Beißerchen ist. Das würde sie noch so viel heißer machen.“
Aeron knurrte tief in der Kehle, ging zu Olivia hinüber und hockte sich neben sie. „Raus mit dir, Willy. Du bist hier weder erwünscht, noch wirst du gebraucht.“
„Da bin ich aber anderer Ansicht“, erwiderte William verschnupft.
„Bevor Aeron dich noch umbringt, erzähle ich dir lieber auf dem Weg nach draußen, was passiert ist.“ Cameo rieb sich übers Gesicht, bevor sie erwartungsvoll einen Arm ausstreckte.
William zog bloß eine Augenbraue hoch. Im nächsten Moment trat Paris mit gerunzelter Stirn nach vorn, ergriff ihre Hand und zog sie hoch.
„Danke“, murmelte sie und feuerte einen wütenden Blick auf William ab.
Der zuckte mit den Schultern. „Du bist eben nicht mein Typ. Deshalb verspüre ich auch nicht das Bedürfnis, dir zu helfen.“
Sie verdrehte die Augen. „Jede Frau ist dein Typ.“
Eigentlich hätte die Bemerkung jeden im Zimmer zum Lachen bringen sollen, doch bei Cameos tragischer Stimme zuckten nur alle zusammen.
Aeron hob Olivia hoch. Gute Idee, denn jegliche Energie war aus ihrem Körper gewichen. Ihre Muskeln zitterten immer noch, so wie die Erschütterungen nach einem heftigen Erdbeben. Ohne ein Wort zu den anderen zu sagen, die nicht wie angekündigt gegangen waren, trug er sie in den Flur.
„Jedes Mal, wenn ich dir begegne, bist du verletzt“, sagte Aeron.
Da war was dran. Aber sie würde ihn trotzdem nicht bitten, sich von ihr fernzuhalten. „Ich schätze, ich sollte dir dafür danken, dass du mich gerettet hast.“
„Das schätzt du, Engel?“
Na schön. Hier gab es nichts zu schätzen, aber das würde sie unter gar keinen Umständen zugeben. Er hatte sie „Engel“ genannt. Schon wieder. Was bedeutete, dass er sie immer noch so sah, wie sie einst gewesen war, und nicht so, wie sie jetzt war. Er musste endlich realisieren, dass sie ihre Unschuld zusammen mit ihrer Robe abgestreift hatte.
„Mit dieser Haltung“, sagte sie, „wirst du keine Dankbarkeit von mir bekommen. Keine Chance.“
Keine Antwort.
Sie kämpfte eine Welle der Enttäuschung nieder. „Und?“, drängte sie.
„Und was?“
Der Mann war unglaublich. „Hältst du mich immer noch für schwach und zerbrechlich?“
Wieder antwortete er nicht. Was so viel hieß wie: Ja, das dachte er. Sie runzelte die Stirn. So abgrundtief, wie er Schwäche hasste, würde sie nie in seinem Bett landen – mit einem nackten Aeron darin –, wenn es so weiterging.
Sie musste einen Weg finden, ihm ihre Stärke zu beweisen.
Abermals waberten die Worte Glaube und Liebe durch ihren Kopf. Doch sie bezweifelte, dass er für eins von beiden bereit war. Und außerdem liebte sie ihn nicht. Oder doch? Sie wusste es einfach nicht. Ihre Gefühle für ihn waren anders als alles, was sie jemals für jemand anderen gefühlt hatte, aber schließlich hatte sie auch noch nie jemanden auf romantische Art und Weise geliebt.
Im Grunde wusste sie über diese Art von Liebe nur, dass Personen, die so empfanden, bereit waren, ihr Leben für den anderen zu geben. Wie Ashlyn es für Maddox getan hatte. Wie Anya es beinahe für Lucien getan hatte. War sie bereit, für Aeron zu sterben? Nein, sie glaubte nicht. Schließlich hatte sie so einen Kompromiss auch nicht dem Rat angeboten, als sie die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Und das, obwohl sie ihn vielleicht sogar in Betracht gezogen hätten. Denn Opfer verdienten immer eine Belohnung.
„Wohin bringst du mich?“, fragte sie, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Sie war noch viel zu erschöpft, um die Sache vernünftig zu durchdenken. Aber das war nicht der einzige Grund für den abrupten
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