Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
folgte ihm, bis er wieder neben ihm stand. „Also, wie kommt es, dass wir hier sind und doch nicht hier sind?“
„Juliette war gezwungen, mir immer mehr Macht zu geben, damit dieses Turnier nach ihren Wünschen ablaufen kann.“
„Sie kann dir Macht geben? Einfach so?“ Er schnippte mit den Fingern.
Ein steifes Nicken.
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel die Fähigkeit, Illusionen zu erzeugen, die keinWesen durchdringen kann.“ Noch ein Nicken, und ihre Umgebung veränderte sich augenblicklich.
Strider blinzelte. Eben hatte er noch makellose Ränge gesehen. Jetzt nahm er sie so wahr, wie sie heute tatsächlich aussahen: verfallen und abgetragen durch die Zeit und raue Elemente. Ganz zu schweigen von den Menschen, die durch die verschiedenen Bereiche schlenderten und Fotos schossen. Dann, nach einem weiteren Blinzeln, waren die Ränge wieder brandneu.
„Und außerdem die Fähigkeit, unsere unsterbliche Welt vor der sterblichen zu verstecken?“, fragte Strider.
„Ja, genau.“
„Und das erzählst du mir, weil …“ Weil Strider verdammt gut wusste, dass das Ganze womöglich ein Trick war. Dass der Bastard ihn vielleicht in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen wollte, ehe er zuschlug. Hölle noch eins, so abgelenkt, wie er war, könnte Lazarus ihn jeden Augenblick angreifen, ohne großen Widerstand befürchten zu müssen.
„Weil ich ein Sklave bin und nicht länger einer sein will.“
Er hätte nachbohren können, aber … „Ich traue dir nicht. Und das wird sich auch nicht ändern.“ Er beobachtete, wie Kaia und Bianka einander bei den Händen nahmen. Bianka wirbelte ihre Schwester herum, sodass Kaia mit den Beinen drei Frauen umtrat, die ihre Schusswaffen auf sie gerichtet hatten. Als Bianka sie losließ, sauste Kaia wie eine Bowlingkugel durch die Luft und warf ein paar andere Harpyien wie Kegel um.
Was für eine Frau.
Er hatte ein Geschenk für sie, das ihm ein Loch in die Tasche brannte. Warum er es ihr noch nicht überreicht hatte? Er wusste es nicht. Er war sich nicht sicher, ob es ihr gefallen würde. Ehrlich gesagt, war es potthässlich und bewies, was für ein Weichei er geworden war, seit sie sich kannten.
Allein deshalb wird sie es lieben, dachte er grinsend.
„Was?“, wollte Lazarus wissen.
„Kaia“, war alles, was er antwortete.
„Ja, sie ist stark. Und auf ihre Art ehrenhaft. Du hast ja keineAhnung, wie sehr ich dich beneide.“
„Solange es mehr nicht ist, hast du vermutlich nichts zu befürchten.“
„Was uns zu dem Grund zurückführt, warum wir hier sind. Du brauchst mir nicht zu trauen“, meinte Lazarus in einem noch dringlicheren Ton als zuvor. „Du sollst mir nur zuhören. Weißt du, was die Zweiadrige Rute alles kann?“
Damit hatte er seine volle Aufmerksamkeit. Strider umklammerte das Geländer so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. „Sag es mir.“
„Die Rute stiehlt von den Lebenden. Sie raubt einem Körper alles und schließt ihr Diebesgut in sich ein.“
„Sie ist im Grunde also nur eine Hülle“, krächzte Strider, als er zu verstehen anfing. Das ergab Sinn. Furchtbar beängstigenden Sinn.
„Ja. Aber wenn man die Rute schwingt, kann man die Kräfte nicht in sich selbst aufnehmen. Man muss sie jemand anderem geben. Oder wenn man sie selbst haben will, muss man die Rute jemand anderem anvertrauen, sodass diese Person einem die Kräfte gibt.“
„Und das hat Juliette für dich getan. Dir Kräfte gegeben.“ Wie die Sache mit den Illusionen, die er erwähnt hatte.
„Ja“, wiederholte der Krieger. „Nichts, was von großer Bedeutung wäre. Nichts, was ihr schaden könnte. Nur kleine Dinge, die ich machen kann, um ihre Schwestern zu beeindrucken.“
„Inwiefern beeindrucken diese Kräfte sie denn?“
„Das fragst du noch?“ Der massige Mann klang gekränkt. „Die Harpyienspiele wurden noch nie an so exotischen Orten ausgetragen.“
„Woher soll ich das wissen? Ich war bisher noch nie dabei.“ Lazarus schnaubte. „Dann sei dir dein Unwissen gerade noch einmal verziehen.“
„Danke“, erwiderte er trocken. „Jetzt geht es mir gleich viel besser.“
„Wie gesagt – nervtötend.“
„Wie hat Juliette die Rute überhaupt in die Finger gekriegt?“
„Wie die anderen ihrer Art ist auch sie eine Söldnerin. Sie würde alles tun, solange der Preis stimmt, und das hat Cronus’ Frau zu ihrem Vorteil genutzt. Sie wusste, dass Juliette seit Jahrhunderten nach mir gesucht hat. Und sie wiederum hat nach einem Weg
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