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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Gorbaz. Gilfalas machte sich daran, an ihm hochzusteigen. Gwrgi sah der Aktion kritisch zu, sagte aber nichts. Den Elben hochzustemmen erwies sich als wesentlich einfacher, zumal Burin von oben nachhalf, und Aldo, der als Nächster kam, war erst recht ein Leichtgewicht.
    Er fand sich in einem gehauenen Gang wieder, der im rechten Winkel zu dem darunterliegenden verlief. Es war dunkel hier oben; das einzige Licht war der gelbe Schein, der aus dem Loch im Boden drang. Doch es reichte kaum aus, die Schatten zu verscheuchen, die in den Ecken des Ganges lauerten.
    Von unten drang Gwrgis Stimme herauf: »Herrin, wenn es Euch zu unwürdig ist, sich dieses Verfahrens zu bedienen, dann könnte ich –«
    Aber Ithúriël unterbrach ihn mit einem Lachen: »Was meine Gefährten können, das kann ich auch.«
    Augenblicke später tauchte ihr blonder Schopf aus der Tiefe auf. Hilfreiche Hände zogen sie sogleich nach oben.
    Blieb nur noch Gorbaz.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Gwrgi. »Willst du dir auch nicht helfen lassen und lieber hier unten bleiben?«
    Das Achselzucken von Gorbaz konnte Aldo sich geradezu bildlich vorstellen.
    »Ist mir egal«, sagte der Bolg. »Schieb mich rauf.«
    Im nächsten Moment tauchte auch schon sein Helm in der Öffnung auf, gefolgt von dem breiten, ledrigen Gesicht, auf dem ein Ausdruck unendlicher Verblüffung lag. Er war schon bis zur Hüfte aus der Öffnung heraus, ehe er überhaupt erst auf den Gedanken kam, um sich zu greifen und sich auf den festen Grund zu ziehen.
    Das gelbe Licht folgte ihm, und mit ihm kam Gwrgi.
    Der König der Gnome schwebte frei über der Öffnung, als stünde er auf festem Grund. Ein Blick in die Tiefe ließ den Grund dafür erkennen. In einem Kreis unter ihm starrten blicklos die konturlosen Gesichter der Wesen hinauf, welche das Heer der Gnome befehligten. Es war die geballte Kraft ihrer Geister, die dieses Wunder möglich machte.
    »Nutze die Möglichkeiten«, sagte er. »Das ist der ganze Trick.«
    Ithúriël fand als erste die Worte wieder: »Wirst du mit uns kommen, Gwrgi? Denn irgendetwas sagt mir, dass du noch eine Aufgabe zu erfüllen hast vor dem Ende.«
    Gwrgi sah sie skeptisch an. »Mein Platz ist hier bei meinem Volk.«
    »Bitte komm mit uns«, sagte auch Gilfalas. »Wir brauchen dich hier.«
    »Sonst kein Licht«, meinte der stets praktisch veranlagte Gorbaz.
    »Und was ist mit Herrn Burin?«, fragte der Gnom. »Bittet er mich auch?«
    Burin sah aus, als hätte er lieber seine eigene Zunge verschluckt, als Gwrgi um irgendetwas zu bitten, aber schließlich knurrte er kaum hörbar: »Dann komm!«
    »Nicht um der freundlichen Bitte des Zwergen willen«, erklärte Gwrgi, »sondern nur um Euretwegen, Herrin Ithúriël, werde ich euch noch ein Stück begleiten. Obwohl mein Verstand mir sagt, dass es Torheit ist. Ein Stück, wohlgemerkt! Bis zu den Toren der Gewölbten Halle, denn ich frage mich selbst, was aus ihr geworden ist in dieser Zeit. Weiter nicht. Dort endet meine Macht – und mein Weg.«
    Mühelos trat er von seinem luftigen Stand hinüber auf den festen Boden. Die schimmernde Sphäre folgte ihm, hielt sich über seinem Haupt, doch je weiter er ging, umso schwächer wurde ihr Licht und umso stärker wurden die Schatten, die in den Wänden zu lauern schienen.
    Der Gang erweiterte sich zu einer Halle. Auf der gegenüber liegenden Seite war ein Ausgang, aber es war ein ganz ungewöhnliches Tor. Es war nämlich rund, und es war nicht mit hölzernen Flügeln verschlossen, sondern mit einer Steinplatte, ebenfalls rund wie die Welt.
    »Ist das der Eingang?«, fragte Aldo.
    »Er war es, als ich das letzte Mal hier war«, knurrte Burin. »Doch damals fand ich die Platte geborsten. Jetzt ist sie heil.«
    »Alle Orte religiöser Bedeutung bei den Zwergen haben solch einen runden Eingang«, erklärte Gilfalas. »Und ich meine mich zu entsinnen«, fuhr er, an Burin gewandt, fort, »dass sie alle nur einen Zugang haben.«
    »Nicht die Halle der Ahnen«, sagte Burin. »Dem Geist wird immer ein zweiter Ausgang geöffnet.«
    »Und wie kommen wir hinein?«, fragte Gorbaz.
    Burin legte die Hände an die Rundung des Steines. Es sah aus, als lauschte er in die Tiefen des Gesteins hinein. Dann übte er einen winzigen Druck darauf aus, und wie von selbst setzte sich der Stein in Bewegung und glitt mit einem fast unhörbaren Knirschen beiseite.
    Sie traten durch das Tor und befanden sich in der Halle der Ahnen.
    Zur Rechten und zur Linken reihten sich in gehauenen Nischen

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