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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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sondern wie ein Elbe gleich den anderen. Er trug einen dunklen Mantel, unter dem es metallen blitzte, wie von einer Rüstung. Wenn noch ein besonderes Licht ihn umgab, so war es die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit.
    Talmond dagegen wirkte seltsam gedämpft und in sich gekehrt.
    Aldo wischte die Schale mit dem Rest Brot aus und gab sie zurück. »Wann brechen wir auf?«
    »Sobald wir hier fertig sind.«
    Er stand auf und schlenderte zu den beiden Fürsten hinüber, aus reiner Neugierde; vielleicht ließ sich ja etwas Nützliches darüber erfahren, was sie jetzt vorhatten. Und Neugierde war immer schon ein besonderer Charakterzug Aldos gewesen wie auch des ganzen Ffolks.
    »Ah«, rief Talmond, als er ihn näher treten sah, »da kommt einer, der die Legenden zu deuten versteht. Sag uns, Alderon, was erzählt man sich in ferner Zukunft von dem Kampf gegen den Schattenfürsten?«
    Der Hohe Elbenfürst zog die Brauen hoch, »Alderon? Ich dachte dein Name sei …«
    »Aldo, gewiss. So nennt man mich. Mein Vater hat seinen Kindern immer hochmögende Namen gegeben. So heißt mein Bruder nach dem Kaiser Carolus, doch alle nennen ihn nur Karlo, und …« Ihm fiel ein, dass sein Bruder ja noch gar nicht geboren war; es war alles so furchtbar kompliziert. Diese hohen Herren brachten ihn immer irgendwie aus der Fassung mit ihren Fragen.
    »Aldo, nun gut. Also sag, was erzählt man sich?«
    Aldo überlegte. Wäre er ein Gelehrter wie Herr Kimberon gewesen, dann hätte er mehr Einzelheiten gewusst von dem, was in den Geschichtsbüchern stand. Aber so konnte er sich nur auf das besinnen, was er in der Schule gelernt hatte. »Nun, dass Herr Talmond – Fürst Talmond, meine ich – ein großer Held war, und dass er mit einem Heer gegen die Feste der Finsternis gezogen ist, einem Heer von Menschen, Elben und Zwergen …«
    »Hmm«, machte Talmond. »Menschen sehe ich, wenn auch nur ein Dutzend, und Elben ebenfalls, das Dreifache vielleicht, aber an Zwergen gibt es bis jetzt nur einen.«
    »Dann«, sagte Arandur, »sollten wir das als Erstes ändern.«
    »Ihr wollt nach … nach Zarakthrôr?«, stotterte Aldo.
    »Zarakthrôr wird in diesen Zeiten von den Dunkelelben beherrscht«, erwiderte Arandur. »Aber ich glaube nicht, dass wir so weit gehen müssen. Ich habe gestern Abend noch lange mit Meister Burorin gesprochen. Es gibt einen alten Weg über das Sichelgebirge. Er führt an einer Zwergenbinge vorbei, die zu seinen Zeiten seit vielen hundert Jahren verlassen war – und an einem der Tore der Untererde. Vielleicht werden wir dort auf Zwerge stoßen.«
    »Der Steig!« Aldo verschlug es den Atem. Ich werde über den Steig gehen , dachte er. Auf dem Weg, den die ersten Ffolksleute nahmen, als sie ins Elderland kamen! Er konnte es nicht fassen. Er, ein junger Bursche aus dem Ffolk, würde der Spur der ersten Siedler folgen – das heißt, er würde ihnen vorausgehen und einen Blick auf das Land werfen, das ihre Heimat werden sollte …
    »Du kennst den Weg auch?«, fragte Talmond.
    »Nicht den Weg«, sagte Aldo. »Nur die Legende.«
    Es dauerte nicht lange, da war alles, was die Menschen an Hab und Gut hatten, einschließlich der Geschenke der Elben, verpackt und verschnürt. Es war nicht viel an weltlicher Habe; und da auch von den Elben jeder ein Teil übernahm, konnten sie es mühelos tragen.
    Der Einzige, der keine Last schulterte, war Talmond, ihr Anführer. Er war auch der Einzige, der noch seine alte Kleidung trug; aber zum einen war er am besten von allen gekleidet gewesen, und zum anderen war wohl kaum etwas unter den Kleidern, in das er mit seinem mächtigen Bauch hineingepasst hätte. Nur einen Mantel hatte er sich aus der Beute genommen und ein Schwert, aus Elbenstahl geschmiedet und trotz seiner schwereren Klinge immer noch zu leicht für ihn, dazu einen Schild, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte. So ausgestattet, wirkte er in der Tat wie ein Krieger – aber mehr wie ein fahrender Ritter als wie ein großer Fürst unter den Menschen.
    Ihr Weg führte hinauf auf das Hochplateau, ein Schleichpfad, der den Bewohnern des Talkessels als Fluchtweg diente für den Fall, dass der eigentliche Zugang versperrt war oder aus Furcht vor Entdeckung nicht benutzt werden konnte. Er schlängelte sich zwischen den Fichten des Nordhangs empor, um sich dann in der Felswildnis zu verlieren.
    Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Gerade war man noch zwischen den schützenden Bäumen, und plötzlich, kaum dass der Abhang

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