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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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denen das Licht der Sterne glänzte. Burin, der Zwerg, drehte den hölzernen Trinkbecher zwischen seinen Fingern. Der Bolg saß schweigend, wie aus Holz geschnitzt, doch auch in seinen Augen schimmerte es verdächtig, und Aldo hätte am liebsten vor Freude geweint. Nur Gilfalas wirkte nachdenklich; den Kopf in die Hand gestützt, wartete er ab, was Talmond erwidern würde.
    Der Graf oder Ritter oder was immer er war, stand unbewegt im Fackelschein. Als er das Wort ergriff, hatte seine Stimme sich wieder gefangen; kein Trotz lag mehr darin, sondern nur noch eine abgrundtiefe Verzweiflung. »Welche Zukunft könnt Ihr denn für mich voraussagen, großer Zauberer vom Anbeginn der Zeit?«, sagte er. »Ich sehe nur die Heere der Finsternis, welche die Mittelreiche unter den genagelten Sohlen ihrer Stiefel zertreten. Ich sehe Generationen von Sklaven, bis alles, was auf Erden lebet, sich unter der Peitsche der Dunklen duckt. Und so es ein göttliches Wesen gibt, auch wenn es seinen Blick längst von uns abgewendet hat, dann danke ich ihm, dass mein Geschlecht mit mir endet und dass ich kein Kind mehr habe, von dem man eines Tages sagen wird: Sein Vater ist einst ein freier Mann gewesen, aber er ist nur ein Bolg.«
    Die Antwort Arandurs war sanft und voller Mitgefühl. »Aber du wirst einen Sohn haben. Erinnerst du dich nicht an die Frau in Thurion, an eure letzte Nacht? Sie wird dir ein Kind gebären, und man wird ihn Helmond den Bastard nennen, den Sohn der Metze Ilona. Doch ein Schwert aus den alten Sagen wird ihn als deinen Erben ausweisen, und auf dem Feld der letzten Schlacht gegen die Heere der Finsternis wird man ihn als Sieger zum Kaiser ausrufen und zum König der Mittelreiche.«
    Talmond stand wie erstarrt. »Das ist die Wahrheit? Ihr lügt mich nicht an? Schwört es, bei allem, was Euch heilig ist, dass Ihr die Wahrheit sprecht!«
    »Ich schwöre es«, sprach der Hohe Elbenfürst, »bei der Freude des Herrn und der Herrin, bei der Liebe des Vaters und der Mutter und bei der Weisheit des Meisters und seiner Meisterin; bei allen Gestalten des Göttlichen Paares, das die Schicksale der Welt lenkt, schwöre ich es und bei der Macht dessen, der all dies und mehr in seinen Händen hält. Glaubst du mir nun?«
    Talmond fiel auf die Knie, »Ja, Herr, ich glaube«, erwiderte er. »Sagt mir, was ich tun soll.«
    Arandur Elohim trat auf ihn zu, und das Licht seiner Erscheinung umhüllte sie beide. »Ich kann dir kein langes Leben versprechen«, sagte er, »nur ein ruhmreiches und vielleicht einen baldigen Tod.«
    »Das ist mir gleich«, sagte Talmond.
    Der Elbenfürst legte ihm die Hand auf das Haupt, und etwas von dem Schimmer, der darin lag, floss auf Talmond über wie ein Öl, das seine Stirn salbte. »Wenn du auch kein König bist und nie einer sein wirst, so bist du doch ein Fürst unter den Menschen, und so sollen Talmond den Mächtigen hinfort alle Geschlechter nennen, bis an das Ende aller Tage.«
    Und alle Umstehenden brachen in lauten Jubel aus. »Lang lebe Talmond der Mächtige! Lang lebe der Fürst!« Sie hoben ihre Becher und riefen: »Ein Hoch dem Fürsten von Thurion!«
    Talmond stand auf. Er sah aus, als wisse er nicht, ob er wachte oder träumte. Er war wie ein Mann, der aus einem dunklen Kerker befreit worden war und den das Licht, das er sah, zugleich blendete und neu belebte.
    Der Hohe Elbenfürst hob die Hände.
    »So zeigt sich der verschlungene Weg, den das Schicksal nimmt. Denn wären nicht die Ringe der Macht über den Abgrund der Zeit zu uns gelangt, dann würde die Herrschaft des Schattenfürsten sich über alle Zeiten erstrecken. Doch nun besteht Hoffnung, dass sie ein Ende finden wird.«
    Aller Augen wandten sich zu der Stelle, wo die Gefährten saßen. Und siehe, der Ring, den Gilfalas an seiner Hand trug, erglomm mit einem blauen Licht, und der Ring an Burins Hand brannte mit einem roten Feuer. Und Aldo dachte: Jetzt ist es so weit. Jetzt sind wir alle Teil der Geschichte geworden. Aber ihm war irgendwie unwohl dabei, als gehörte er selbst hier nicht hin.
    An diesem Abend saßen sie noch lange zusammen unter den Sternen, während das Feuer herunterbrannte, und die Gefährten erzählten dem Hohen Elbenfürsten, wie sich alles zugetragen hatte. Aldo erzählte vom Elderland und wie er mit Herrn Kimberon durch den Nebel in eine andere Zeit geraten war, und Gilfalas schilderte die lange Geschichte der Elben in den Mittelreichen und wie er zum König des Verborgenen Tales geworden war, wo man auf

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