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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Alle von ihnen keuchten schwer, als sie sich den Hang hinaufquälten. Nur den Zwergen schien es nichts auszumachen; sie atmeten ruhig und gleichmäßig.
    Als die Sonne ihren höchsten Punkt erreichte, legten sie im Schatten einer überhängenden Wand eine Rast ein. Fabian ging, um mit den Zwergen zu reden.
    »Auf diese Weise«, sagte er, »werden wir bis zur Dämmerung brauchen, um den Ort unter dem Pass zu erreichen.«
    Der Anführer, der ihnen immer noch nicht seinen Namen gesagt hatte, sah ihn misstrauisch an. »Woher wisst Ihr das alles?«, fragte er, nun schon ein wenig höflicher als zuvor.
    »Sagen wir einfach, ich bin schon einmal hier gewesen.«
    »Und was schlagt Ihr vor?«
    »Helft ihnen mit dem Wagen«, sagte er einfach.
    Der Zwerg gab keine Antwort. Aber als sie wieder aufbrachen, hatte er offensichtlich einigen aus seinem Trupp den Befehl gegeben, denn von da an griffen die Zwerge mit in die Speichen des Wagens, und dank ihrer schier unerschöpflichen Kraft kamen sie nun schneller voran. Dennoch hatten Ithúriël und ihre Begleiter den Tross weit hinter sich gelassen, als sie endlich unterhalb des Passes die Hütte liegen sahen.
    »Da sollen wir alle hineinpassen?«, fragte Ithúriël erstaunt.
    »Wartet’s nur ab«, meinte Kim.
    Die Hütte schien aus dem gleichen Holz gemacht zu sein wie die Brücke über die Schlucht: schwarz, solide gebaut, im Felsen verankert. Als sie sich näherten, wurde die Tür geöffnet. Zwerge standen dort, in voller Rüstung, auf Wache. Der Raum, den sie betraten, glich eher einer Schankstube, doch er war fast ohne Mobiliar. Licht fiel durch kleine, verglaste Fenster herein. Im Inneren brannten zwei Lampen; ihr matter Schein flackerte nicht, sondern erhellte den Raum mit einem Schimmer, der nicht bis in die Ecken zu dringen schien, sodass man sich wie in einer Höhle wähnte. Weiteres Licht stach aus einer Öffnung zur Linken, im Boden, hervor. Dort führte eine Flucht gehauener Stufen direkt hinab in das Herz des Berges.
    Der Anführer der Zwerge deutete ihnen, vorauszugehen. Kim machte den Anfang. Ithúriël folgte ihm; sie blickte sich staunend um, als sich vor ihnen ein Gang öffnete. Er war so hoch, dass selbst ein Elbe oder gar ein Mensch mühelos darin stehen konnte. Gwrgi, der sich dicht an sie hielt, hatte seine Augen weit aufgerissen, als fragte er sich, ob er schon einmal hier gewesen sei oder nicht. Fabian bildete mit unbewegter Miene den Schluss.
    Der Gang führte vorbei an einer Reihe von Türen, hinter denen Schlaf- oder Lagerräume zu vermuten waren, und machte dann einen scharfen Knick nach rechts. Eine Tür wurde ihnen aufgetan, und sie befanden sich in einem großen, mit Kreuzgratgewölben überkuppelten Saal, der wohl fünfzig oder sechzig Leuten Platz geboten hätte.
    »Erkennst du es wieder?«, fragte Kim flüsternd, an Fabian gewandt.
    »Ich denke schon«, meinte dieser. »Nur hätte ich nie im Traum daran gedacht, es einmal in alter Pracht zu sehen.«
    Zu den Seiten unter den Gewölben standen Tische und Bänke. Zwerge saßen daran und speisten. Von irgendwoher erklang Musik. Aus Truhen an der Wand schimmerte es von Gold und Edelsteinen, zu kunstvollem Schmuck und Gerät verarbeitet. Gewirkte Teppiche bedeckten die Wände, die in prunkvollem Brokat Legenden aus der Geschichte der Zwerge erzählten. Und am Kopfende der Halle, unter einem marmornen, mit Einlegearbeiten geschmückten Baldachin, erhob sich im rötlichen Dämmerlicht ein Thron.
    Der darauf saß, war ein Zwerg. Juwelen blinkten an seiner Rüstung und seinen Gewändern. Sein Gesicht lag im Schatten.
    Ithúriël trat vor. Sie kannte diese Gestalt, diesen ehrwürdigen Zwerg mit dem langen Bart. Sie hatte ihn gegen die Gnome kämpfen sehen, mit der Macht seines Ringes, und versteinert auf dem Thron von Zarakthrôr. Doch das würde sich irgendwann in ferner Zukunft ereignen, und es half nichts, sich darauf zu berufen.
    »Meister Fregorin«, sagte sie, »diese Männer sind aus den Tiefen der Zeit gekommen, um Euch im Kampf gegen die Mächte des Dunkels beizustehen. So hat es mein Herr, der Hohe Elbenfürst, vorausgesehen, und als Zeichen dafür gab er mir seinen Ring zur Bewahrung, den Ring der Macht, den er im Auftrag des Göttlichen Paares schuf.« Sie zog den Ring an der Kette hervor, die sie um ihren Hals trug. Er leuchtete silbern wie Sternenschein in der unterirdischen Halle.
    Der Zwerg auf dem Thron ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich weiß nichts von irgendwelchen Zauberringen«,

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