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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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grollte schließlich seine Stimme. »Und ich bin nicht Fregorin!«
    Er beugte sich vor; sein Bart und Haar flammten feuerrot im Dämmerlicht.
    »Erst sagt mir, woher ihr diesen Namen kennt. Dann werde ich euch meinen nennen. Denn ich …«
    Er unterbrach sich. Einer der Wachen trat auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr. Der Zwergenfürst erhob sich.
    »Wir werden angegriffen«, sagte er. »Bemannt die Wälle!«
    Seit sie die Zwergenstraße erreicht hatten, waren sie besser vorangekommen. So, in Reih und Glied, bildeten sie fast schon ein richtiges Heer: Burin hatte die Führung übernommen; die anderen Gefährten und der Hohe Elbenfürst gingen mit ihm an der Spitze. Talmond folgte ihnen mit seinen Mannen; es waren achtzehn an der Zahl, und anständig gekleidet und mit den Waffen und Schilden aus der Elbenschmiede hätte man sie fast für die Garde eines Königs halten können, wenn nicht der hungrige Blick in ihren Augen gewesen wäre. Die Elben unter Galdor, das weitaus größte Kontingent des Zuges, bildeten den Schluss.
    Die Straße wand sich zum großen Teil durch die Hügel des Vorgebirges; nur selten querte sie eine Bergkuppe. Meist führte sie an Hängen zwischen Felsen entlang, gut gedeckt, sodass man weit genug spähen konnte, ohne selbst gleich ein Ziel zu bieten. Sah man jedoch voraus, so entschwand der Weg bereits nach der nächsten Biegung den Blicken, so natürlich schmiegte er sich an den Fels. Ja, man fragte sich, ob es dort, wo es steil den Berg hinaufging, wirklich noch so etwas wie eine Straße gab.
    »Zwergenwerk«, meinte Burin, als jemand eine entsprechende Bemerkung machte. »Warum soll man einer Straße ansehen, dass es sie gibt? Dann könnte sie ja jeder benutzen.«
    Noch einmal machten sie kurz Rast, am Eingang eines Tales, von dem aus man schon zum hohen Pass emporblicken konnte. Die Sonne, die in ihrem Rücken stand, ließ die Berge deutlich hervortreten, in den tieferen Regionen hellgrau und ocker, hier und da unterbrochen von den Silberfäden schäumender Wasserfälle; darüber weiß vom ewigen Schnee, bläulicher in den Schatten am Rande, wo die Gipfel in strahlender Pracht in den Himmel ragten.
    Aldo spürte, wie sein Atem freier ging, hier in dieser schweigenden Bergeinsamkeit. Wenn es etwas gab, das nicht dem beständigen Wandel unterworfen war, der die Welt in Aufruhr hielt, dann waren es diese Könige der Schöpfung, die fern, hoch über den Kümmernissen der Menschen, in Einsamkeit thronten. Angesichts dessen wurde er sich der Kleinheit seines eigenen Ichs bewusst, aber es hatte auch etwas Tröstendes. Selbst nach tausend Jahren, in denen manches in der Welt nicht mehr wiederzuerkennen war, würden diese Berge noch dieselben sein. Es tat gut zu wissen, dass es Dinge gab, die selbst in den Wirren der Zeit Bestand hatten.
    »Sie sehen aus, als würden sie ewig da stehen«, meinte er, während er mit auf dem Rücken verschränkten Armen zu den fernen Gipfeln emporstarrte.
    Gorbaz hatte sich, wie es Soldatenart war, bei erster Gelegenheit hingefläzt und sah ihn nun von der Seite an. »Nichts ist ewig«, sagte er. »Denk an das Zerbrochene Land.«
    Aldo stutzte einen Moment, dann begriff er. Welche Katastrophe auch immer das Land betreffen würde, irgendwann in der Zukunft, sie würde so umfassend sein, dass selbst das Land darunter aufschrie. War denn nichts mehr heilig in dieser Welt? Er seufzte.
    »Ich habe nie verstanden, wie jemand beim Anblick von Bergen so seufzen kann«, meinte Burin, der an einem Stück Brot kaute, zwischen zwei Bissen.
    Aldo sah ihn verwundert an. »Ich dachte, die Zwerge lieben die Berge.«
    »Wir schätzen sie, gewiss«, entgegnete der Zwerg. »Aber kein Grund, deswegen romantisch zu werden. Sie sind nur der Stein, aus dem die Welt ist. Nicht besser oder schlechter als wir alle.«
    »Dann habt Ihr keine Namen für sie?«
    »O doch«, meinte er. »Aber es sind die Namen von Dingen, nicht von lebenden Wesen. Diesen da«, er zeigte mit dem Finger, »nennen die Zwerge die Hohe Zinne und den da den Silberstein. Und der höchste von allen, der sie alle überragt, heißt bei uns der Thron des Meisters, Urim-khazár in der Sprache der Zwerge.« Er warf einen prüfenden Blick empor. »Aber es würde mich niemals reizen, dorthinaufzuklettern.«
    »Er ist zu weit weg«, sagte Gorbaz.
    »Siehst du«, triumphierte Burin, »unser dicker Freund versteht mich. Und jetzt müssen wir uns sputen, damit wir dem Gipfel wenigstens ein Stückchen näher kommen.«
    Aber Aldo

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