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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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kann: Der eine, Fregorins Ring, wird in die Obhut des Göttlichen Paares zurückgegeben werden, und der andere wird an der Hand Gregorins sein, wenn die Welt endet. Die Drei sind hier, wie der Eine – und der Siebente. Was ist das also für ein Ring, mit dem der Schattenfürst die Zeit beherrscht?«
    Arandur Elohim zögerte einen winzigen Augenblick. »Ich weiß es nicht«, gab er dann zu. »Dies ist der eine Punkt, der mir unerklärlich bleibt. Denn die Macht, ein solches Ding zu schaffen, geht über seine Kräfte hinaus. Wie soll er den Lauf der Welt verändern, wenn selbst sein Versuch, ein einzelnes Wesen zu schaffen, so missraten konnte.«
    Er blickte zu Gwrgi hinab. Der saß auf seinem Schemel und schien die Worte gar nicht gehört zu haben. Doch als er den unförmigen Kopf hob, sah man, dass seine Augen so weit verdreht waren, dass man das Weiße sah.
    »Was ist mit ihm? Kann ihm einer helfen?«, rief Ithúriël.
    Gwrgi versuchte etwas zu sagen, aber nur ein würgender Laut kam aus seinem Mund. Der Sumpfling zitterte am ganzen Körper. Der dreibeinige Schemel kippte unter seinem Gewicht zur Seite, und Gwrgi fiel zu Boden. Schaum stand vor seinem Mund.
    »Der Erring … dder Rinnng … vverfluucht issst der sssie-bente Rrinnng …«
    Wieder verkrampfte sich seine ganze Gestalt. Die Sehnen und Muskeln an seinem Hals traten wie Stränge hervor, und die roten Kiemen blähten sich.
    »… keinnne Zeittt … gollum … kkeine Rettunnng …«
    Ithúriël hatte sich zu ihm auf den Boden gekniet. Eine Frau aus der Menge der Menschen, die unter den Gewölben lagerten, kam herbeigeeilt. Sie hielt ein Stück Stoff in der Hand. »Hier, schiebt ihm das zwischen die Zähne. Es müsste gleich vorbei gehen. Es ist nur ein Anfall …«
    Gwrgi wehrte sich instinktiv gegen den Versuch, ihn zu knebeln. Verzweifelt bemühte er sich noch, Worte hervorzubringen, Worte, die kaum zu verstehen waren.
    »… ohhhne ddden Rrinnngg …«
    Dann herrschte lähmendes Schweigen in der Halle.
    Kim war bleich geworden. Er starrte auf den Ring an seiner Hand, als wäre dieser in flüssiges Feuer getaucht. »Dieser Ring?«, sagte er, wie zu sich selbst. Er erinnerte sich, wie seine Hand gebrannt hatte, als er dem Schattenfürsten gegenüberstand. Und an andere Dinge erinnerte er sich, an Bilder aus Träumen, bruchstückhaft und zerfetzt. Ein feuriges Rad in der Finsternis … eine Gestalt auf einem hohen Turm … ein steiniger Hang, der kein Ende nehmen wollte, und eine Macht, die ihn rief … »Dieser Ring soll böse sein?«
    »Nichts«, sagte Gilfalas, der bislang geschwiegen hatte, »ist von Natur aus böse. Doch es ist wahr, dass dein Ring und die unsrigen nicht in diese Zeit gehören. Vielleicht hat er das gemeint.«
    Talmond räusperte sich. »Dann glaubet Ihr, was dieser Gnom da im Wahn von sich gibt?«
    »Ich glaube«, erklärte Fabian an seiner Statt, »dass es keinen Sieg über die Schatten geben kann, solange der Schattenfürst über Raum und Zeit gebietet. Denn alles, was wir heute tun, macht er morgen wieder zunichte.
    Auch wenn es ihn von Mal zu Mal mehr zu erschöpfen scheint, die Zeit nach seinem Willen zu formen, so ist er doch immer noch dazu imstande.«
    »Und ich sage«, erwiderte Talmond, »genug mit dem Gerede von Zauberringen und Schicksalsmächten. Wir haben ein Heer – eine Armee von Alben, Dwergen und Menschen. Wir werden nie wieder eine so große Streitmacht ins Feld führen können, wenn der Einfluss des dunklen Imperiums weiter wächst. Also lasset uns itzo zuschlagen und ein Ende machen.«
    »Aber«, sagte Aldo. Alle starrten ihn an.
    »Was, aber?«, knurrte Talmond.
    »Aber es steht geschrieben, dass Ihr und der Schattenfürst … ich meine, im Zweikampf …« stotterte Aldo.
    »Wenn der Dunkle mir gegenübertritt, dann werde ich mich ihm stellen, ob es nützt oder nicht. Aber warum alles auf einen Wurf des Bechers setzen? Mit einem Heer haben wir zumindest eine Chance.«
    »Ich neige dazu«, kam die Stimme Bregorins, der bislang geschwiegen hatte, vom Ende der Tafel, »Fürst Talmond zuzustimmen. Doch fürchte ich, dass wir gegen die Zahl der Bolgs und Dunkelelben nicht bestehen können.«
    »Vielleicht doch«, grollte eine tiefe Stimme aus den Schatten.
    Sie hatten Gorbaz völlig vergessen, der abseits der Tafel unter den Arkaden saß. Der Bolg erhob sich. Seine massige Gestalt warf im matten Licht, das die Gewölbe erleuchtete, einen riesigen Schatten, sodass er noch größer wirkte, als er ohnehin schon war.

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