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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Dann streckte er die Hand aus und tätschelte ihm den Widerrist, führte die Bewegung langsam höher über den Nackenkamm bis zu den Ohren. »Wie heißt er?«, fragte er, an Aldo gewandt.
    »A-Alexis.«
    Fabian grinste. »Ein schöner Name für einen Esel«, sagte er. Er kraulte das Tier zwischen den Ohren. »Sei ein braver Esel, Alexis«, sagte er. »Und jetzt komm!«
    Gehorsam ließ sich das Tier von ihm auf den schmalen Sims führen. Kim stolperte weiter. Er musste jetzt auf seinen eigenen Weg achten. Wo waren die anderen? Er sah niemanden mehr. Die Sonne, die irgendwo oben am östlichen Himmel stehen mochte – er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein mochte, aber es musste immer noch ziemlich früh am Morgen sein –, drang mit ihrem Schein nicht in diese tiefe Schlucht hinab. Wasser prasselte von oben auf ihn herunter; die Tropfen kamen von einer solchen Höhe, dass ihr Aufprall fast wehtat. Er konnte vor Wasser bald nichts mehr sehen; er hatte das Gefühl, dass er sich im Inneren des Wasserfalls befand. Dann plötzlich war der Weg frei, und er taumelte ins Freie.
    »Weitergehen, weiter!« Das war Fabian, der hinter ihm nachdrängte. Kim stolperte ein paar Schritte voran und wandte sich dann um.
    Er befand sich nicht im Freien, nein. Er stand in einer tiefen Grotte, von der aus ein hoher, spitz überwölbter Gang ins Innere des Felsens führte. Es war nur schwer zu erkennen, wie groß er war, denn das Licht, das von außen hereinfiel, wurde durch die niederstürzenden Schleier des Wasserfalls gefiltert. Alles wirkte gedämpft: das Licht, die Farben, selbst die Geräusche. Es war, als befinde er sich in einer uralten Festung tief unter dem Meer.
    Hinter ihm brach Fabian durch den Wasservorhang, dicht gefolgt von dem Esel, der ihm blind zu vertrauen schien. Als Nächster rettete sich Aldo mit kurzen Schritten ins Trockene, ehe sich die mächtige Gestalt des Bolgs durch die Fluten schob, wie ein Fels durch die Brandung.
    Der Esel schüttelte sich wie ein Hund, dass die Wassertropfen nach allen Seiten spritzten, dann drängte er seine weiche, nasse Schnauze an Fabians Wams und sah mit einem Blick zu ihm auf, in dem rückhaltlose, abgrundtiefe Verehrung lag.
    »Ich glaube, du hast in Alexis einen neuen Freund gewonnen«, konnte sich Kimberon nicht enthalten zu bemerken.
    »Mich wundert bloß die Frechheit, wie dein Freund hier dieses Tier mit dem Namen meines Ahnherrn belegen konnte«, knurrte Fabian.
    »Das war nicht ich«, erklärte Aldo, der endlich die Sprache wiedergefunden hatte. »Das war mein Vater. Er hat allen in Haus und Hof so hochmögende Namen gegeben, wie meinem Bruder Carolus, den sie alle nur Karlo nennen, und mich, nun eigentlich nannte er mich Alderon, aber …« Er hielt inne, als er merkte, dass er in einen Wortschwall ausgebrochen war.
    Fabian musste lächeln ob dieses Eifers. »Und wer ist dein Vater, junger Ffolksmann?«
    »Marten Kreuchauff, Majestät. Der Handelsherr …«
    »Ich weiß sehr wohl, wer Gevatter Kreuchauff ist …« Er stockte. »Das heißt, ich weiß es auch wiederum nicht. Sehr seltsam.« Wieder glitt ein Schatten über seine Stirn. »Aber nenn mich nicht ›Majestät‹. Das macht die Dinge nur komplizierter.«
    »Jawohl, Maj …, ich meine, Herr Fabian. Das heißt, eigentlich …«
    Der Bolg hinter ihm, der immer noch halb im Wasserfall stand, drängte nach, und Aldo geriet ins Stolpern und wäre gestürzt, wenn ihn Fabian nicht rasch am Arm gepackt hätte. In den Schatten der Felswand, halb verhüllt von den niederstürzenden Wassermassen, kämpften sich weitere Gestalten heran.
    »Später«, sagte Fabian. »Wir können hier nicht stehen bleiben. Wir müssen weiter.«
    Er übernahm die Führung; Alexis trottete ihm nach, fromm wie ein Lämmchen. Seufzend setzte sich auch Kim wieder in Bewegung. Aldo hielt sich dicht neben ihm, weniger aus Angst ob der fremdartigen Umgebung als vielmehr, weil er es als seine Pflicht ansah, ein Auge auf Herrn Kimberon zu halten. Den Schluss bildete der Bolg, darauf bedacht, den Anschluss nicht zu verlieren. Auch wenn er ihnen vielleicht nicht völlig traute – denen, die nach ihm kamen, traute er noch weniger.
    Kim merkte bald, dass er immer noch nicht ganz sicher auf den Beinen war. Die wilde Flucht über das Moor und durch den Wald bis hinauf in die Berge hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er wahrhaben wollte, und jetzt, wo die Anspannung von ihm wich, spürte er wieder seine schmerzenden Hände und Knie.
    Es war

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