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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Management der Banque zu entlassen und es durch Männer zu ersetzen, die pragmatischer und ideologisch nicht so sehr gegen die Regierung eingestellt waren. Der stellvertretende Präsident Ernest Picard wurde zur Banque d’Algérie abgeschoben, ein bequemes und bewährtes Exil für unerwünschte Beamte. Ersetzt wurde er durch Charles Rist, Juraprofessor an der Sorbonne und ein bekannter Spezialist für Geldwirtschaft. Albert Aupetit, als Generalsekretär der Banque Hauptarchitekt der faux bilans , wurde ebenfalls abgeschoben. Als eine Gruppe von Regenten drohte, aus Empörung über die Einmischung der Regierung in ihre inneren Angelegenheiten zurückzutreten, durchschauten Caillaux und Moreau ihren Bluff. Sie blieben alle.
    Am 24. Juni übernahm Moreau die Präsidentschaft; er war nun 58 Jahre alt und fühlte sich endlich rehabilitiert. An diesem Tag stand der Wechselkurs bei 35 Francs je Dollar und hatte sich seit dem Tief von 37 ein wenig erholt. Ein Freund, dem er seine Beförderung in das neue Amt anvertraute, sagte ihm, er bemitleide ihn. An diesem Abend schrieb Moreau in sein Tagebuch: »Werde ich der Liquidator des Staatsbankrotts sein? Das steht zu befürchten oder zumindest zu erwarten. … Meine Frau ist sehr unglücklich.«
    Als die Finanzkrise in Frankreich zu einer Art Crescendo ansetzte, verbrachten Norman und Strong zufällig gerade ihren Jahresurlaub zusammen, in diesem Jahr an der französischen Riviera. Sie hatten sich angewöhnt, sich zweimal jährlich zu treffen, wobei sie Geschäft und Vergnügen miteinander verbanden – im Winter in New York und im Sommer in Europa.
    Im vergangenen Sommer hatte Strong volle drei Monate in Europa verbracht. Nach einem Aufenthalt in London war Strong, der von seiner ältesten Tochter Katherine begleitet wurde, mit Norman nach Berlin gereist, um sich mit Schacht zu treffen. Später reisten sie nach Paris und dann für einen Monat ins Palace Hotel in Biarritz.
    Für 1926 hatte Strong einen Aufenthalt in Südfrankreich vorgeschlagen. Die Côte d’Azur war eine von Normans liebsten Urlaubsregionen – er war seit 1902 regelmäßig dorthin gekommen, nachdem er mehrere Monate in Hyères verbracht hatte, um sich nach dem Burenkrieg zu erholen. Aber wie die meisten Engländer, die in diesen Jahren die Riviera besuchten, bevorzugte er den Winter und den Anfang des Frühlings. »Ich zögere nur wegen der Hitze: Ich habe es gern warm, aber ich werde nicht gern gegrillt«, meckerte er, als ihm Strong seine Idee vortrug. Aber die Versuchung, sich mit seinem Freund hinzusetzen und »alle Fragen, die ich mit mir herumtrage, ans Licht zu bringen«, brachte ihn schließlich dazu mitzufahren.
    Sie entschieden sich für das Hôtel du Cap Eden-Roc. Vor dem Krieg war das Hôtel du Cap, in einem gepflegten Gartengelände von sechs Hektar gelegen, beim europäischen Adel sehr beliebt gewesen. Wie die meisten Urlaubshotels an der Riviera war es damals zwischen Mai und September geschlossen. 1923 überredeten jedoch die Murphys, ein reiches und junges amerikanisches Ehepaar, den Eigentümer dazu, es geöffnet zu lassen und übernahmen gleich das ganze Hotel für die Dauer des Sommers. So wurde die Sommersaison in Südfrankreich geboren. In den drei Jahren, seit die Murphys das Hôtel du Cap führten, war es zum schicksten Sommerurlaubshotel an der Côte d’Azur geworden.
    In der letzten Juniwoche wurden Strong, Norman und die anderen Gäste von Zeitungsleuten belagert. Es schien kein Zufall zu sein, dass die beiden wichtigsten Zentralbankiers der Welt genau dann in Frankreich waren, als die Währungskrise eine Art Ende fand. Es gab Gerüchte, ein Treffen der großen Finanziers der Welt sollte ausgerechnet in Antibes stattfinden. Es hieß, Schacht sei schon unterwegs und Andrew Mellon, der amerikanische Finanzminister, werde bald eintreffen. Mit Moreau gebe es schon täglichen Kontakt.
 

    Strong, Strongs Tochter Katherine und Norman in Biarritz, 1925.
    Eines Abends gelang es den beiden Bankiers, der Eskorte der Reporter zu entwischen, aber sie wurden bald beim Abendessen im Colombe d’Or entdeckt, einem kleinen Restaurant in St. Paul-de-Vence, 30 Kilometer vom Hotel entfernt. Ein furchtloser Journalist schaffte es, auf das Hotelgelände vorzudringen und berichtete, er habe Norman gesehen, der akrobatisch auf einer Art Surfbrett thronte, das von einem kleinen Motorboot durch die Wellen gezogen wurde. Das Management des Hotels wurde so wütend wegen der Unannehmlichkeiten für die

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