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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Talent für das Geben und Nehmen in der Politik. Er wusste, wann er Zugeständnisse machen und wann er angreifen, wann er bluffen, wann er drohen und wann er nachgeben musste. Er durchschaute die Motivationen und den Charakter derjenigen, mit denen er es zu tun hatte.
    Am 21. Dezember begann die Banque Fremdwährungen zu kaufen und ihre eigene Währung zu verkaufen, um einen Anstieg des Franc-Wechselkurses über die Marke von 25 Francs je Dollar zu verhindern. Mit Poincarés Segen verfolgte Moreau in den folgenden beiden Jahren die Politik, den Kurs durch Interventionen am Devisenmarkt auf diesem Niveau zu halten. Derweil starteten Rothschild und Wendel in den Hallen der Banque und in den Korridoren der Macht im Finanzministerium in der Rue de Rivoli einen Guerilla-Feldzug gegen Moreau. Nur wenige Institutionen waren derart von byzantinischen Intrigen durchzogen wie die Banque. Einen Vorgeschmack darauf bekam Moreau bald nach seinem Amtsantritt. Im August 1926 entdeckte er zu seiner großen Überraschung, dass sämtliche Telefongespräche in der Banque abgehört wurden, auch die aus dem Büro des Präsidenten. Er ließ die Abhöranlagen stilllegen.
    Da sie im Rat der Regenten keine Mehrheit hinter sich brachten, ließen Rothschild und Wendel keine Taktik unversucht, um Moreau zu schwächen. Sie leisteten Lobbyarbeit beim Premierminister. Sie brachen mit einer alten Tradition der Diskretion unter den Regenten, indem sie sich öffentlich zur Währungspolitik äußerten und hofften, damit so viel Geld ins Land zu locken, dass Moreau gezwungen wäre, die Kursobergrenze aufzugeben. Einmal ordnete Rothschild an, dass Chemin de Fer du Nord, die größte Eisenbahngesellschaft des Landes – deren Präsident er war – Francs kaufen sollte, um den Wechselkurs nach oben zu treiben. Damit riskierte er die Anklage, ein Regent der Banque de France beteilige sich am Insiderhandel am Devisenmarkt.
    Mitte 1927 war klar, dass Moreau gewonnen hatte. Ganze Wogen französischen Kapitals, das nach London oder New York geflohen war, flossen wieder zurück ins Land, was es der Banque ermöglichte, eine Devisen-Kriegskasse im Volumen von 500 Millionen Dollar zu akkumulieren. Der größte Teil davon wurde in Pfund Sterling gehalten. Trotz des Drucks seitens der Sturköpfe unter den Regenten hatte er Poincaré auf seine Seite gezogen. Moreau bedrängte ihn ständig, nicht auf Frankreichs Vergangenheit, sondern auf seine Zukunft zu schauen. Bei 25 Francs je Dollar gehörten die französischen Güter zu den wettbewerbsfähigsten der Welt; die Exporte boomten, während die Preise stabil blieben. Es schien so, als habe von allen europäischen Ländern nur Frankreich, dank Moreau, endlich das richtige Rezept gefunden, mit dem finanziellen Erbe des Kriegs fertig zu werden und die beiden Extreme der Inflation nach deutschem und der Deflation nach britischem Vorbild zu vermeiden.
    Moreaus Fehler war die Auffassung, der Wert der Währung einer großen Wirtschaftsmacht wie Frankreich, damals die viertgrößte industrielle Volkswirtschaft, gehe nur das Land selbst etwas an. Schon von Natur aus gehört zu Wechselkursen mehr als eine Seite, und daher sind sie die Reflektion eines multilateralen Systems. Obwohl es 1926 vielleicht sehr schwierig war, die exakten Auswirkungen des Franc-Wechselkurses auf die Nachbarländer abzuschätzen, scheint Moreau vor den Folgen seiner Entscheidung für das breitere System absichtlich die Augen verschlossen zu haben. Vielleicht war er zornig auf ein internationales Regime, das seiner Meinung nach so wenig getan hatte, um Frankreich in den Zeiten seiner Not zu helfen. Vielleicht ärgerte er sich darüber, dass dessen Struktur von einem angloamerikanischen Bündnis unter Normans Führung dominiert wurde – oder er nahm das zumindest an. Aus welchem Grund auch immer, seine Entscheidung, den Franc auf einem unterbewerteten Kursniveau zu halten, sollte später die Stabilität genau desjenigen Standards schwächen, an den er seine Währung nun gebunden hatte.
    14. Die ersten Regenschauer
    1926 bis 1927
    Die Umstände beherrschen die Menschen;
die Menschen beherrschen die Umstände nicht.
    Herodot, Historiae
    Eine Spekulationsorgie
    Kein anderes Thema führte innerhalb der Federal Reserve zu so vielen Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, Fehden und Verwirrungen wie die Frage, wie man mit der Börse umgehen sollte. Die Wall Street hatte im öffentlichen Bewusstsein der USA schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Als

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