Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
Vom Netzwerk:
Charles Dickens 1842 die Vereinigten Staaten besuchte, war er erstaunt über die dortige Neigung zur Spekulation und von dem Wunsch »aus dem Nichts ein Vermögen zu schaffen.« Nach der Panik an der New York Stock Exchange im Jahr 1884 kommentierte die Londoner Zeitschrift The Spectator: »Die Engländer, so spekulativ sie auch eingestellt sein mögen, haben Angst vor der Armut. Ein Franzose würde sich lieber erschießen, als Armut zu riskieren. Ein Amerikaner mit einem Vermögen von einer Million spekuliert, um zehn Millionen zu gewinnen, und wenn er sein Geld verliert, sucht er sich gleichmütig einen Job. Dieser Mangel an Verkommenheit ist aller Ehren wert, aber er prägt eine Nation der degeneriertesten Glücksspieler weltweit.«
    Trotz dieser landesweiten Neigung, auf Aktien zu wetten, war der amerikanische Aktienmarkt nie besonders groß gewesen. 1913 belief sich der Gesamtwert der börsennotierten Stammaktien auf etwa 15 Milliarden Dollar. Das entsprach recht genau dem Volumen des britischen Aktienmarkts, der auf einer Volkswirtschaft beruhte, die nur etwa ein Drittel der Größe der amerikanischen Volkswirtschaft erreichte. Vom Beginn des Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kriegs hatte sich der Aktienmarkt im Prinzip nicht bewegt. Die »Fusionshausse« von 1900 bis 1902 war von der »Panik der Reichen« 1903 beendet worden. Darauf folgte die »Roosevelt«-Hausse, dann kam die »Panik von 1907« und schließlich die »Erholungshausse«. Folglich hatte sich der Dow seit 15 Jahren in einer Art unregelmäßiger Wellenbewegung zwischen den Indexmarken von 50 und 100 bewegt, ohne nach oben oder nach unten aus diesem Bereich auszubrechen. 35
    Als der Krieg begann, kam es in den USA zu einem wirtschaftlichen Boom. Die Gewinne schossen einige Jahre lang dramatisch nach oben, weil Amerika zum Waffenlieferanten und zum Finanzier der Alliierten wurde. Aber nur wenige Börsianer glaubten, der Untergang Europas sei langfristig positiv für die Aktienmärkte, und daher blieb der Dow Jones innerhalb seiner Indexspanne, obwohl die Unternehmensgewinne sprunghaft anstiegen. Diese Einschätzung erwies sich als richtig, denn als die USA in den Krieg einstiegen, führte das zu einem Mangel an Arbeitskräften, der Krieg kostete große Teile des Bruttoinlandsprodukts und die Unternehmensgewinne litten darunter. Ende 1920 stand der Dow Jones bei 72 Punkten, was etwa dem Durchschnitt seiner Spanne während der vergangenen 20 Jahre entsprach. Wenn man allerdings die Inflation in Zeiten des Kriegs berücksichtigte, entsprach dies in realen Zahlen nur der Hälfte des Indexniveaus von 1913.
    Aber sobald die ursprünglichen Anpassungen der Nachkriegszeit Vergangenheit waren, begann der Aktienmarkt abzuheben. Ab 1922 leistete die Fed unter der Führung Benjamin Strongs hervorragende Arbeit bei der Aufgabe, die Preise zu stabilisieren. Da die Inflationsrate folglich quasi bei null lag, konnte man die Zinsen niedrig halten. Das ermöglichte der durch die neuen Branchen wie Automobilindustrie und Rundfunk angetriebenen Wirtschaft starke Gewinnanstiege. Zwar fiel schon das allgemeine Wirtschaftswachstum außerordentlich hoch aus, aber noch stärker und noch außerordentlicher waren die Gewinnsteigerungen. Angetrieben durch neue Organisationsformen und durch einen höheren Mechanisierungsgrad in den Fabriken, beschleunigte sich in den 1920er-Jahren die Produktivität, während die Stundenlöhne nur in bescheidenem Ausmaß stiegen. Daher flossen die meisten Vorteile der »neuen Ära« in die Gewinnausweise der Unternehmen – 1925 waren die Gewinne doppelt so hoch wie 1913. Folglich verdoppelte sich der Dow vom Tief bei 67 Punkten, bei dem er im Sommer 1921 lag, in den folgenden vier Jahren auf über 150 Punkte. 1925, nach der Wiederwahl Calvin Coolidges zum Präsidenten, erhielt dieser jüngste Kursanstieg sogar seinen eigenen Spitznamen: die Coolidge-Hausse.
    Kein Unternehmen bot ein besseres Beispiel für die boomende Wirtschaft und lieferte einen besseren Einblick in den steigenden Aktienmarkt als General Motors. Gegründet wurde die Firma 1908 von William Crapo Durant, Enkel von H. H. Crapo, der im Bürgerkrieg Gouverneur von Michigan gewesen war. Der junge Billy Durant wuchs in Flint, Michigan, auf und versuchte sich nach seinem Abgang von der High School in einer Reihe unscheinbarer Jobs, darunter Ladengehilfe, Drogeriehelfer, reisender Arzneimittelhändler, Versicherungsvertreter und Geschäftsführer eines Tabakladens. Der klein

Weitere Kostenlose Bücher