Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
da die Preise weiterhin sanken. Sie mussten dauerhaftere Methoden finden, »um das Gold aus New York herauszuhalten«, und die Reserven effizienter zu verteilen.
Der Sommer 1927 sollte sich als Höhepunkt von Normans Einfluss erweisen. Die moderate Zinssenkung durch die Fed im August brachte einen vorübergehenden Aufschub. Gold floss nach Großbritannien. Aber er hatte immer noch die gleichen Probleme mit Frankreich. Im Februar 1928 kam es zu einem erneuten Zusammenstoß zwischen Norman und Moreau. Rumänien, eine der letzten mitteleuropäischen Volkswirtschaften, die ihr Haus in Ordnung bringen wollte, bat den Club der Zentralbankiers um einen Kredit. Norman nahm an, dass die Bank of England die Sache in die Hände nehmen werde, ebenso wie sie es schon im Fall von Österreich und Ungarn getan hatte. Aber da Frankreich nun über starke Finanzen verfügte, sah Moreau keinen Grund, warum Frankreich seine frühere bestimmende Stellung in Mitteleuropa nicht wieder einnehmen sollte. Schließlich war Rumänien vor dem Krieg ein Teil des traditionellen französischen Einflussbereichs gewesen. Am 6. Februar 1928, als der Machtkampf um die monetäre Führerschaft in Osteuropa seinen Höhepunkt erreichte, schrieb er in sein Tagebuch:
Ich hatte ein interessantes Gespräch mit M. Poincaré über das Thema des Imperialismus der Bank of England.
Ich erklärte dem Premierminister, England sei das erste europäische Land gewesen, das nach dem Krieg eine stabile und verlässliche Währung etablieren konnte, und es habe diesen Vorteil genutzt, um die Grundlage einer veritablen finanziellen Dominanz über Europa zu legen. …
Auf diese Weise hat es England geschafft, sich in Österreich, Ungarn, Belgien, Norwegen und Italien vollständig zu etablieren. Demnächst wird sich England in Griechenland und Portugal festsetzen. England versucht, in Jugoslawien einen Fuß auf den Boden zu bekommen und bekämpft unsere Vorherrschaft in Rumänien.
Wir besitzen nun kraftvolle Mittel, mit denen wir Druck auf die Bank of England ausüben können. Wäre es nicht in Ordnung, mit Mr. Norman eine ernsthafte Diskussion zu führen und Europa in zwei finanzielle Einflusssphären zu teilen, die einerseits Frankreich, andererseits Großbritannien zugeteilt wären?
Am 21. Februar kam Moreau, irritiert durch die britischen »Intrigen, um Frankreich daran zu hindern, die dominante Rolle in Rumänien einzunehmen« nach London und erklärte, er werde Norman »vor die Wahl zwischen Krieg und Frieden stellen.« Norman, der offenen Streit hasste, gab in letzter Minute eine Erkrankung vor und drückte sich vor dem Treffen. Er überließ es seinen Direktoren, mit dem nun doppelt erzürnten Franzosen zu verhandeln.
Das Thema Rumänien, durch Reizbarkeit auf beiden Seiten in seiner Bedeutung überhöht, drohte zu einem größeren diplomatischen Konflikt zwischen den beiden großen Banken zu werden. Strong versuchte sich anfangs als Vermittler, ergriff aber letztlich die Partei der Banque de France. Besonders irritiert war er über Berichte in europäischen Bankiers- und politischen Kreisen, sein Freund Norman versuche »eine Art Diktatur über die europäischen Zentralbanken« zu erreichen, und Strong »arbeite bei diesem Programm mit ihm zusammen und unterstütze ihn.« Norman hatte offensichtlich ihre Freundschaft genutzt, um überall den Eindruck zu hinterlassen, er habe die Fed in der Tasche.
Inzwischen hatte er begonnen zu bedauern, dass er die Lehrmeinung unterstützt hatte, die Zentralbanken sollten Pfund statt Gold halten. Die Politik hatte es Großbritannien gestattet, seine internationale Stellung zu stärken, indem es seinen Status aufgrund der wichtigen Währung betonte, um einige schwierige Entscheidungen aufschieben zu können. Durch die Vermeidung einer sofortigen Krise hatte die Politik die Grundlage einer noch schlimmeren Krise in der Zukunft geschaffen. Immer noch floss Geld nach Frankreich, und die Banque hatte Pfund Sterling im Gegenwert von mehr als einer Milliarde Dollar angesammelt, die sie irgendwann in Gold umtauschen wollte. Strong empfand eine gewisse Sympathie für dieses Dilemma. Der Goldstandard erforderte, dass jedermann sein Geld bei der Zentralbank in Gold umtauschen konnte. Sollte sich die Position Großbritanniens aber nicht verbessern, dann würde eine solche Entwicklung die Bank of England ihrer gesamten Goldreserven berauben und die Lebensfähigkeit des Goldstandards bedrohen.
Er merkte nun auch allmählich, dass seine
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