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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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hatten die Direktoren der New Yorker Fed dafür gestimmt, die Zinsen von sechs auf 5,5 Prozent zu senken – und sofort kam das Veto vom Federal Reserve Board aus Washington. Das Board verbrachte den Tag mit Besprechungen in seinen Büros im Gebäude des Finanzministeriums neben dem Weißen Haus. Um 15.00 Uhr stieß Finanzminister Andrew Mellon zu dieser Konferenz, die um 17.00 Uhr ohne offizielle Verlautbarung abgebrochen wurde. Ein »hoher« Beamter des Finanzministeriums äußerte sich inoffiziell gegenüber den Reportern und meinte, der Markt sei unter dem Druck »unangemessener Spekulation« eingebrochen, und dass es sich, trotz all des entstandenen Schadens, letztlich nur um »Verluste auf dem Papier« handelte, die sich nicht »katastrophal auf die Geschäftstätigkeit und die Prosperität des Landes« auswirken würden.
    Die Zeitungen berichteten am nächsten Tag, eine heldenhafte Aktion der Bankiers habe die Panik mit Erfolg aufgehalten. Das Wall Street Journal erschien mit der Titelzeile: »Bankiers stoppen Aktiendebakel: Eine zweistündige Sintflut von Verkäufen wurde nach der Konferenz bei Morgan gestoppt: Eine Milliarde Dollar für die Stützung der Börse.«
    Obwohl die Summe, die das von Morgan geführte Konsortium zur Verfügung gestellt hatte, dieser Summe nicht im Mindesten nahe kam, wurde der Markt vom offensichtlichen Erfolg der »organisierten Unterstützung« angeregt und stabilisierte sich an den beiden folgenden Tagen, obwohl die Umsätze weiterhin sehr hoch waren. Es gab Gerüchte, dass die Bankiers sich zuversichtlich genug fühlten, um die Aktien, die sie am Donnerstag gekauft hatten, allmählich wieder mit einem kleinen Gewinn abzustoßen. Aber am Ende der Börsensitzung am Samstag begannen die Kurse wieder zu fallen.
    Der »zweite Wirbelsturm der Liquidation« tobte am Montag, dem 28. Oktober – dem Schwarzen Montag. Die Verkaufsaufträge kamen aus allen Richtungen; demoralisierte Privatanleger, Poolmanager, die ihre Bestände abstießen, Europäer, die das Handtuch warfen, Spekulanten, die durch Margin-Calls [Nachzahlungsaufforderung im Rahmen von Termingeschäften] zum Verkauf gezwungen wurden und Banken, die ihre Kreditsicherheiten verwerteten. Die Anleger, die zuvor nur aus dem Grund Aktien gekauft hatten, weil die Kurse stiegen, verkauften sie nun, weil die Kurse sanken. Am Ende des Handelstags hatten neun Millionen Aktien den Besitzer gewechselt, und der Dow hatte 40 Punkte verloren; etwa 14 Prozent, der größte prozentuale Tagesverlust in der Geschichte der Börse. 14 Milliarden Dollar des Werts amerikanischer Aktien waren ausgelöscht.
    Die Reporter erinnerten sich daran, dass das US-Bankensystem mehrmals in den Büros von Morgan gerettet worden war und kampierten vor der Eingangstür von Wall Street Nr. 23. Um 13.10 Uhr wurde Mitchell von der National City Bank dabei gesehen, wie er das Gebäude betrat. Sofort begann der Markt zu steigen. Es gab aber keine Zeichen von den anderen Bankiers oder irgendwelche Hinweise auf weitere »organisierte Unterstützung.« Später sollte sich herausstellen, dass sich Mitchell selbst übernommen hatte, dringend Geld brauchte und gekommen war, um einen privaten Kredit für sich selbst auszuhandeln.
    Die Presse war so fasziniert vom unübersehbaren Kommen und Gehen der Bankiers in »Nr. 23«, dass sie nicht bemerkten, dass die wirkliche Konzentration der Macht nicht mehr bei Morgan lag, sondern sich um drei Blocks nach Norden zu den Büros der New York Federal Reserve in der Liberty Street Nr. 33 verlagert hatte. Der wirkliche Held des Tages war nicht einer der Bankiers, die in den Büros von Morgan ein und aus gingen, sondern George Harrison von der New Yorker Fed.
    Crashs am Aktienmarkt im 19. und im frühen 20. Jahrhundert waren stets im Zusammenhang mit Bankenkrisen aufgetreten. Es gab zu starke Verbindungen zwischen dem Markt und dem Bankensystem. Da die großen New Yorker Banken ihre Reserven in Form von Tageskrediten an Aktienbroker hielten, rief ein Kollaps am Aktienmarkt zwangsläufig Sorgen über die Sicherheit der einen oder anderen Bank hervor. Das löste oft einen Ansturm auf das System aus, der wiederum dazu führte, dass dem Markt Liquidität entzogen wurde, was schließlich den Markt noch weiter nach unten trieb. Die Fed war unter anderem zu dem Zweck gegründet worden, diesen Zusammenhang zu brechen, und Harrison war entschlossen zu verhindern, dass die Börsenturbulenzen eine Finanzkrise auslösten. Er verbrachte den ganzen

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