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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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bediente sich einiger Praktiken, die sogar nach den laxen Maßstäben der damaligen Zeit als zweifelhaft galten. Die Bank verlieh 16 Millionen Dollar, ein Drittel ihres Kapitals, an höhere Angestellte der Firma und deren Verwandte, damit diese Aktien der Bank kaufen konnten. Um das rasche Wachstum zu finanzieren – die Bank verdoppelte ihre Größe in weniger als zwei Jahren – emittierte Marcus große Mengen an Aktien und verpflichtete sich dazu, sie zum ursprünglichen Preis von 200 Dollar wieder zurückzukaufen. Als der Kurs im Frühling und im Sommer 1929 zu sinken begann, erinnerten viele Investoren Marcus an seine Zusagen. Um alle Aktien aufnehmen zu können, die auf den Markt kamen, gründete er eine Reihe von Tochterunternehmen – in der heutigen Sprache Firmen, die den speziellen Zweck hatten, bestimmte Posten aus der Bilanz der Bank herauszuverlagern –, die die Aktien mit Geld zurückkauften, das sie sich von der Bank selbst ausgeliehen hatten. Letztlich verwendete Marcus das Geld seiner Kunden, um die Aktien seiner Bank zu stützen.
    In ihrer Kreditpolitik schloss die Bank eine umfangreiche Wette auf den Wert von Immobilien in New York City ab. Die Hälfte ihres Kreditportfolios, doppelt so viel wie bei vergleichbaren Firmen, floss in die Immobilienfinanzierung, und auch hier wurde der wahre Umfang der Investitionen verschleiert, indem man Geld durch Tochterunternehmen schleuste. Als der Crash zuschlug, steckte die Bank mitten in zwei großen Projekten im Central Park West: Fünf Millionen Dollar für Beresford, ein 20-stöckiges Gebäude an der 82. Straße mit über 170 Wohnungen und vier Millionen für das San Remo mit 120 Wohnungen in der 74. Straße. Obwohl es hieß, Marcus sei selbst Eigentümer dieser beiden Immobilien, wurden seine Interessen daran durch Tarnfirmen verschleiert, und jeder einzelne Penny für ihren Bau kam von der Bank.
    Mitte 1930 vermittelten die offiziellen Bücher den Eindruck einer Bank mit 250 Millionen Dollar Kundeneinlagen, 300 Millionen an Vermögensgegenständen hoher Qualität und 50 Millionen an Aktienvermögen, aber die operative Realität hinter diesen Zahlen sah völlig anders aus. Der wahre Wert der Vermögensgegenstände lag bei höchstens 220 Millionen Dollar, das gesamte Aktienvermögen war ausgelöscht worden, und die Bank wies ein Minus von 30 Millionen Dollar auf.
    Im Herbst 1930, als sich in den höheren Finanzkreisen New Yorks Gerüchte verbreiteten, die BUS könne in Schwierigkeiten stecken, versuchte die Fed eine Fusion mit einer der anderen Banken in der Stadt zu arrangieren, die mehrheitlich in jüdischem Besitz waren: Manufacturers Trust, Public National Bank und International Trust Company. Voraussetzung für eine Einigung war der Rückzug von Marcus und seinen Spießgesellen, die das Missmanagement verschuldet hatten. Aber das Misstrauen gegen Marcus war in der Finanzgemeinde so groß, dass niemand den Büchern der Bank traute, und so scheiterte die Einigung in letzter Minute.
    Am Abend nach dem Beginn des Ansturms auf die Bank am 10. Dezember versammelten sich alle bekannten Barone der Wall Street – George Harrison von der New Yorker Fed, Thomas Lamont von J. P. Morgan, Albert Wiggins von Chase, Charles Mitchell von der National City und ein halbes Dutzend weiterer Top-Bankiers aus der New Yorker City – auf der zwölften Etage der New Yorker Fed zum Versuch, ein Rettungspaket zu schnüren. Um 20.30 Uhr an diesem Abend stand eine Einigung kurz bevor, und Harrison hatte sogar schon mit der Vorbereitung einer Presseerklärung begonnen. Um die Bank zu retten, war es erforderlich, gemeinsam 30 Millionen Dollar hineinzupumpen. Im letzten Moment verweigerten einige der wichtigsten Bankiers ihr Einverständnis.
    Diese Männer waren alle mit Walter Bagehots Klassiker Lombard Street aus dem 19. Jahrhundert aufgewachsen, der beschrieb, wie die Bank of England, damals das Finanzzentrum der Welt, mit Finanzkrisen und Paniken umging. Bagehot argumentierte, in normalen Zeiten solle eine Zentralbank die Regeln des Goldstandards befolgen und es zulassen, dass sich das Kreditvolumen im Einklang mit den Goldreserven erhöhte und niedriger wurde. In einer finanziellen Krise solle sie aber das Regelwerk wegwerfen und »freigebig und kühn Kredite gewähren, damit die Öffentlichkeit den Eindruck gewinnt, sie sei zum Weitermachen entschlossen.« Er schrieb: »Eine Panik … ist eine Art Nervenkrankheit, und nach den Regeln der Wissenschaft darf man sie nicht

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