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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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(RFC) wurde gegründet, um die öffentlichen Finanzmittel – insgesamt 1,5 Milliarden Dollar – ins Finanzsystem zu leiten. Der Kongress wollte der Gründung der neuen Agentur nur zustimmen, wenn Meyer deren Vorsitz übernahm. Sechs Monate lang hatte Meyer also zwei Vollzeitjobs: Er war Leiter der RFC und Vorsitzender des Federal Reserve Board. Schließlich wurde die Arbeitsbelastung so hoch, dass seine Frau Agnes persönlich beim Präsidenten vorsprach, damit er eine dieser Positionen aufgeben konnte.
    Im Februar 1932 setzte er im Kongress durch, dass Regierungsanleihen nun als Stützung der Währung zugelassen wurden. Mit einem einzigen Federstrich wurde der Mangel an Gold beseitigt, was es der Fed ermöglichte, ein massives Programm von Operationen am offenen Markt zu beginnen und insgesamt eine Milliarde Dollar ins Bankensystem zu pumpen. Die Kombination der beiden neuen Maßnahmen – die Infusion zusätzlichen Kapitals ins Bankensystem und die Injektion von Reserven – ermöglichte es der Fed, genügend Geld ins System zu pumpen. Aber Meyer kam damit zu spät. Eine ähnliche Maßnahme Ende 1930 oder 1931 hätte den Verlauf der Geschichte verändern können. 1932 war es so, als würde man eine Schnur zu schieben versuchen. Nach den erschütternden Erfahrungen der beiden vergangenen Jahre vergaben die Banken das auf diese Weise ins System injizierte Geld nicht in Form von Krediten, sondern sie verwendeten es zum Aufbau ihrer eigenen Reserven. Die Summe der Bankkredite schrumpfte weiterhin um 20 Prozent jährlich.
    Bankiers und Finanziers, die Helden des vergangenen Jahrzehnts, wurden nun zu Prügelknaben. Niemand lieferte ein besseres Angriffsziel als Andrew Mellon. Im Januar 1932 beantragte der frisch gewählte texanische Kongressabgeordnete Wright Patman ein Verfahren zur Amtsenthebung wegen schwerer Vergehen und Fehlverhaltens gegen den Mann, den man einst als »den großartigsten Finanzminister seit Alexander Hamilton« gepriesen hatte. Man beschuldigte Mellon der Korruption, der Gewährung illegaler Steuerrückzahlungen an Unternehmen, an denen er beteiligt war, der Bevorzugung seines eigenen Banken- und Aluminiumkonglomerats bei Entscheidungen des Finanzministeriums und der Verletzung von Gesetzen gegen den Handel mit der Sowjetunion. Während der folgenden Ermittlungen stellte sich heraus, dass er sich einiger Steuerexperten aus dem Finanzministerium bedient hatte, um seine persönliche Steuerrechnung zu minimieren, und dass er großzügig Gebrauch von fiktiven Schenkungen gemacht hatte, um seine Steuerschuld zu senken. Als Mitglied des Federal Reserve Board war er verpflichtet gewesen, seine Bestände an Bankaktien abzustoßen. Das hatte er auch pflichtgemäß getan – allerdings hatte er die Aktien an seinen Bruder übertragen. Im Februar erkannte Hoover, dass Mellon zu einer Belastung geworden war und entsorgte ihn, indem er ihn als Botschafter nach London schickte. 49 Mellons Stellvertreter Ogden Mills wurde sein Nachfolger.
    Am 12. März 1932 erfuhr die Welt, dass Ivar Kreuger, der schwedische Streichholzkönig, der so vielen zahlungsunfähigen europäischen Ländern aus der Klemme geholfen hatte, sich in seiner Pariser Wohnung in der Avenue Victor Emmanuel III. erschossen hatte. Zunächst nahm man an, er sei nur ein weiteres Opfer dieser Zeit – kurz zuvor hatte er einen Nervenzusammenbruch erlitten, und sein Arzt hatte ihn wegen der ständigen Belastung seines Herzens durch seinen Lebensstil gewarnt. Allerdings stellte sich innerhalb von drei Wochen heraus, dass sein gesamtes Unternehmen ein Schwindel gewesen war. Seine Geschäftsbücher steckten voller aufgeblasener Bewertungen und nicht existenter Vermögenswerte, darunter 142 Millionen Dollar an gefälschten italienischen Staatsanleihen. Als man die Verluste der Investoren schließlich ermittelt hatte, beliefen sie sich auf 400 Millionen Dollar.
    Bankiers galten nun immer mehr als Schurken und Gauner. Anfang 1929 begann das Senatskomitee zu Banken- und Währungsfragen mit den Anhörungen über die Ursachen des Crashs von 1929. Die Anhörungen waren zunächst dazu gedacht, eine Öffentlichkeit zufriedenzustellen, die danach gierte, die Sündenböcke auszumachen, und führten zu nichts, bis im März 1933 ein junger Distrikt-Staatsanwalt aus New York City, Ferdinand Pecora, als Verantwortlicher eingesetzt wurde. Die Öffentlichkeit war schon bald gebannt von den Geschichten über üble Finanztricks in gehobenen Positionen. Sie erfuhr, dass

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