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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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unter der Kontrolle von Edsel Ford, dem Sohn des Automagnaten Henry Ford, der die neue Krise zu einer landesweiten Krise machte. Der Guardian Trust hatte in den 1920er-Jahren gute Geschäfte gemacht, indem man für Kunden den Kauf von Ford-Automobilen finanziert hatte. Als die Autoverkäufe in den frühen 1930er-Jahren nachließen, bekam die Bank ernsthafte Probleme und musste beim RFC Kredite aufnehmen. Anfang 1933 sträubte sich die RFC, weiteres Geld zur Verfügung zu stellen, sollten die Inhaber, die schließlich nach den Rockefellers die zweitreichste Familie im Land waren, nicht mehr Kapital investieren. Der Patriarch Henry Ford, nun schon weit über 70 Jahre alt, zudem immer autokratischer und unvernünftiger werdend, weigerte sich, seinem Sohn aus der Klemme zu helfen. Er hatte eine lange gehegte Abneigung gegen Banken und konnte nicht recht verstehen, warum Banken sein Geld dazu verwenden durften, riskante Kredite zu vergeben. »Das ist so, als würde ich mein Auto in der Garage abstellen und, wenn ich es wieder abholen will, erfahren, dass ein anderer es sich ausgeborgt und gegen einen Baum gefahren hat«. So sah er es. Da das Bankensystem im ganzen Bundesstaat schwer unter Druck stand, veröffentlichte der Gouverneur von Michigan am 14. Februar eine Proklamation des Inhalts, dass alle 550 Banken in Michigan für acht Tage geschlossen bleiben würden. Die Einwohner von Michigan wachten am Valentinstag auf und bemerkten, dass sie nicht mehr Geld zur Verfügung hatten als in ihren Taschen steckte.
    Im ganzen Land zogen die Anleger vorsichtshalber ihr Geld aus den Banken ab, weil sie sahen, dass das komplette Währungssystem eines wichtigen Industriestaats stillgelegt wurde. Ein Gouverneur nach dem anderen war gezwungen, dem Beispiel Michigans zu folgen und die Banken zu schließen. Indiana schloss seine Banken am 23. Februar, Maryland am 25., Arkansas am 27. und Ohio am 28. Anfang März breitete sich die Bankenkrise auf Kentucky und Pennsylvania aus. Im Februar und an den ersten Märztagen wurden fast zwei Milliarden Dollar aus den Banken abgezogen, was einem Drittel der gesamten Währungsbestände im Land entsprach.
    Eine Bankenpanik solchen Ausmaßes ließ an das Schreckgespenst Mitteleuropas im Sommer 1931 denken, als die schnelle Abfolge von Bankenkrisen ein Land nach dem anderen gezwungen hatte, den Goldstandard zu verlassen. Der inländische Ansturm auf die amerikanischen Banken verursachte nun einen ähnlichen internationalen Ansturm auf den Dollar.
    Die Flucht aus dem Dollar wurde dadurch verstärkt, dass man allgemein unsicher war, was der neue Präsident mit der Währung vorhatte. Seit seinem Wahlsieg hatte er einige Versuchsballons bezüglich des Abschieds vom Goldstandard fliegen lassen. Im Januar sagte er einem Abgesandten William Randolph Hearsts: »Wenn wir den Preisverfall der Rohstoffe nicht unter Kontrolle bekommen, könnten wir zu einer Inflationierung unserer Währung gezwungen sein.« Am 31. Januar wurde der für das Amt des Landwirtschaftsministers vorgesehene Henry Wallace mit folgenden Worten zitiert: »England hat uns wie eine Bande von Idioten behandelt. Es wäre klug, sich vom Goldstandard noch ein wenig weiter zu entfernen als England es getan hat. Ein britischer Schuldner hat seine Verbindlichkeiten um 50 Prozent leichter abbezahlt als ein amerikanischer Schuldner.«
    Was das Nachdenken über Abwertung betraf, war Roosevelt nicht allein. Im Kongress zirkulierten mindestens sechs Gesetzesentwürfe über eine Notemission von zusätzlichem Geld oder eine Wertveränderung des Dollars. Bei der Gesetzesinitiative von Frazier, Sinclair und Patman ging es um eine Finanzierung landwirtschaftlicher Hypotheken durch die Regierung durch die Emission von Banknoten der Federal Reserve ohne Golddeckung. Die Campbell-Gesetzesinitiative sah die Ausgabe von Banknoten vor, die durch Kommunalobligationen gesichert waren. Im Kongress wurde eine Gesetzesinitiative diskutiert, den Dollar gegenüber Gold um 50 Prozent abzuwerten und eine andere, die die erneute Einführung von Silber als monetäres Metall vorsah. Die extremste Maßnahme, die Gesetzesinitiative von McFadden, sah die Abschaffung des Goldstandards und des Federal Reserve-Systems und ihren Ersatz durch ein neues monetäres System vor, das auf Einheiten »menschlicher Arbeit« basierte.
    Mittlerweile hatte Hoover sich selbst wieder einmal davon überzeugt, dass die Wirtschaft kurz vor einer Erholung stand, bevor diese letzte Panik zuschlug,

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