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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Wegen einer seltsamen technischen Anomalie in ihren Verwaltungsrichtlinien gab es aber auch bei der Fed eine künstliche Verknappung der Reserven.
    Nach den Statuten der Fed mussten jeweils 100 Dollar an Banknoten von mindestens 40 Dollar in Gold abgesichert sein. Der Rest entfiel auf sogenannte rediskontfähige Wechsel, mit denen der Handel finanziert wurde. Obwohl die Federal Reserve-Banken ermächtigt waren, Staatsanleihen zu halten und der Kauf und Verkauf dieser Wertpapiere – die Offenmarktoperationen – einer der Mechanismen war, mit deren Hilfe die Fed Geld ins System pumpte, waren Staatsanleihen nicht als Stützung der Währung zugelassen. Schon bei Gründung der Fed im Jahr 1913 war diese Einschränkung eigentlich überflüssig gewesen, weil die Anforderung der 40-prozentigen Golddeckung genügte, um zu verhindern, dass die Zentralbank als Instrument der Inflation missbraucht werden konnte. 1931, als es kein Inflationsrisiko gab – in der Tat sah sich das Land mit einem Deflationsproblem konfrontiert – war diese Einschränkung völlig sinnlos. Dennoch hielt sie sich hartnäckig in den Büchern.
    Wegen der Depression und der darauf folgenden Stagnation des Geschäftslebens waren rediskontfähige Wechsel rar und schwer zu finden. Daher musste sich die Fed bei der Stützung ihrer Währung auf Gold verlassen. Deshalb kam es im Herbst 1931 dazu, dass die Fed verzweifelt an ihren Reserven festhalten musste, obwohl sie eigentlich zwei Milliarden Dollar zu viel davon hatte und eigentlich hätte froh sein sollen, dass ein Teil davon zurück nach Europa floss. Es handelte sich um ein hausgemachtes Problem, um das Resultat einer anachronistischen Regulierung, die nichts mit der ökonomischen Realität zu tun hatte, aber ohne jede Not einen Teil der amerikanischen Goldreserven blockierte.
    Daher erhöhte die Fed im Oktober, mitten in der Depression, während im ganzen Mittleren Westen die Kunden Schlange vor den Banken standen, Tausende von Unternehmen bankrott gingen und die Industrieproduktion mit einer annualisierten Rate von 25 Prozent schrumpfte, die Zinsen von 1,5 auf 3,5 Prozent. Da die Preise jährlich um sieben Prozent sanken, erhöhte diese Maßnahme die effektiven Kosten des Geldes auf mehr als zehn Prozent. Die Ansicht, sich an diese Anforderungen halten zu müssen, überwog alle anderen Erwägungen so sehr, dass es innerhalb der Fed keinen Widerstand dagegen gab, die Kreditkosten anzuheben. Sogar Meyer und Harrison als wichtigste Vertreter einer expansiven Politik hielten sich daran.
    Der Präsident hielt immer noch an seiner Überzeugung fest, Initiativen des privaten Sektors seien die beste Möglichkeit zur Förderung der Wirtschaft. Am Abend des Sonntags, des 4. Oktober, machte er sich heimlich aus dem Weißen Haus davon und fuhr zu Mellons Wohnung in der Massachusetts Avenue 1785, wo Harrison von der New Yorker Fed eine Gruppe von 19 New Yorker Bankiers versammelt hatte. Darunter waren Thomas Lamont und George Whitney von J. P. Morgan & Co., Albert Wiggin von Chase National, William Potter von Guaranty Trust und Charlie Mitchell von der National City – kurz gesagt: die üblichen Verdächtigen. Zwischen all den Gemälden von Rubens und Rembrandt, die Mellon so unermüdlich gesammelt hatte, legte der Präsident einen Plan dar, um den Teufelskreis zu durchbrechen, der dazu geführt hatte, dass die Menschen ihre Ersparnisse aus den Banken abzogen hatten und die Banken ihre Kreditvergabe einschränken mussten.
    Die Banken gingen unter anderem deshalb pleite, weil sie die Vermögenswerte in ihren Büchern nicht als Sicherheiten verwenden konnten, um Kredite bei der Fed aufzunehmen. Im Herbst 1931 war die strikte Unterscheidung zwischen Liquidität und Zahlungsfähigkeit, auf die die Fed, den Prinzipien Bagehots folgend, so viel Wert legte, bedeutungslos geworden. Viele Banken, deren Kunden Einlagen abzogen, hätten unter normalen Umständen keinerlei Probleme gehabt. Aber weil sie in einem fallenden Markt Kredite kündigen und ihre Vermögenswerte zu Ausverkaufspreisen liquidieren mussten, wurden sie in die Insolvenz getrieben. Hoover schlug einen neuen Fonds im Volumen von 500 Millionen Dollar vor, der von den größeren und stärkeren Privatbanken zur Verfügung gestellt werden sollte, um den kleineren Banken Kredite gewähren zu können, die die Federal Reserve wegen ihrer gesetzlichen Vorgaben nicht akzeptieren konnte.
    Das Treffen zog sich bis weit in die Abendstunden. Die Bankiers äußerten

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