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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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mit Zweigstellen im ganzen Land, mit der Ermächtigung, Geld zu drucken und kommerziellen Banken Geld zu leihen. Die Regierung sollte zwar im Aufsichtsrat repräsentiert sein, aber die Vereinigung selbst sollte im Besitz und unter der Kontrolle der Banken sein – eine Art Kooperative der Bankiers.
    Nelson Aldrich war vielleicht das Senatsmitglied mit dem umfangreichsten Wissen über Finanzen, aber das Anliegen der Gründung einer Zentralbank in den USA hätte gar keinen schlechteren Verfechter finden können. In einem Senat voller reicher Männer – den man »Club der Millionäre« nannte – war er einer der reichsten. Angeblich soll er seine Anteile an der United Traction and Electric Company of Rhode Island für zehn Millionen Dollar verkauft haben; er besaß ein riesiges Landgut in Newport auf Rhode Island und seine Tochter Abby hatte John D. Rockefeller Jr. geheiratet. Er war ein eifriger Verfechter des Big Business, ein erbitterter Feind jeder Art von Regulierung und verteidigte hohe Zollsätze. Außerdem gab es zahlreiche Gerüchte, er verteile für finanzielle Zuwendungen politische Gefälligkeiten. Kurz: Er verkörperte alles, was die Gegner einer Zentralbank am meisten fürchteten.
    Sehr zu Strongs Missfallen vereinigten in den folgenden Monaten die Progressiven und die Republikaner aus dem Mittleren Westen ihre Kräfte, um den Plan zu verhindern. Doch Anfang 1913 retteten die Demokraten im Kongress unter Führung von Senator Carter Glass die Idee, indem sie sie modifizierten. Der Plan von Glass sah vor, statt einer einzigen Zentralbank, die eine zu große Machtkonzentration bedeuten würde, eine Reihe autonomer, regional tätiger Institutionen zu gründen; die Federal Reserve Banks, wie man sie nennen wollte. Diese einzelnen Institutionen wurden zwar von ortsansässigen Bankiers kontrolliert, aber eine übergeordnete Behörde – das Federal Reserve Board, eine öffentliche Behörde, deren Mitglieder vom Präsidenten ernannt wurden – sollte die Oberaufsicht über die ganze Struktur übernehmen.
    Obwohl Glass’ Gesetzesentwurf viele wesentliche Teile des Aldrich-Plans enthielt, ergriff Strong aktiv dagegen Partei und sagte voraus, die dezentralisierte Struktur werde einfach die Fragmentierung und Diffusion von Zuständigkeiten weiterführen, die das amerikanische Bankwesen so sehr belastet hatten und auch in Zukunft nur zu Konflikten und Konfusion führen. Schließlich traten die New Yorker Bankiers auf den Plan, so pragmatisch wie immer und im Bewusstsein, dass der Glass-Plan zumindest etwas Besseres bot als den Status quo. Daher wurde der Entwurf als Federal Reserve Act am 23. Dezember 1913 von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet und als Gesetz verabschiedet.
    In den ersten Augusttagen 1914 absolvierte Strong eine Besprechung nach der anderen. Am Samstag, dem 1. August, konferierte er vormittags mit den anderen Bankiers der Clearing Association im Metropolitan Club in New York. Am Abend nahm er im Vanderbilt Hotel an einem großen Treffen der New Yorker Bankiers mit William McAdoo teil, dem Leiter des Schatzamts. Dieser kündigte an, 100 Millionen Dollar drucken zu lassen, um die panische Nachfrage nach Bargeld zu befriedigen. Am folgenden Montag fuhr Strong nach Washington.
    Seine dringendste Sorge war das Problem der amerikanischen Touristen, die in Europa festsaßen. Alarmiert durch den scharfen Wertverfall des Dollars und aus Angst, die Papierwährung könnte entwertet werden, weigerten sich Banken und Hotels, Reiseschecks oder Bankschecks einzulösen. Tausende von Amerikanern, die meisten von ihnen wohlhabend, waren ohne brauchbares Bargeld auf dem Kontinent eingeschlossen. Es gab Berichte über Reisende, die aus ihren Hotels verwiesen wurden und gezwungen waren, in Bahnhöfen zu schlafen oder die nachts durch die Straßen von Paris wanderten. Wer seine Schecks einlösen konnte, bekam pro Dollar oft nur den Gegenwert von 75 Cents.
    Bankers Trust war damals der größte Emittent von Reiseschecks für Amerikaner, die Europa besuchten. Zum Glück für Strong war Fred Kent, der Leiter des Devisengeschäfts der Bank, zufällig gerade auf Urlaub in London. Dieser organisierte sofort ein Massentreffen mit 2 000 Teilnehmern im Waldorf Hotel in Aldych und schaffte es, seinen gestrandeten Landsleuten kurzfristig Finanzmittel zu besorgen.
    Was das finanzielle Ergebnis betraf, konnten die Amerikaner immer noch in Gold bezahlen, wenn die Europäer keine Dollars akzeptierten. Aber wie sollte man das

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