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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Balletttruppe. Nach dem Scheitern ihrer Ehe verschwand sie mit einem geheimnisvollen General der Weißen Armee in Russland, das damals mitten im Bürgerkrieg steckte, tauchte aber Ende 1921 wieder in Keynes’ Leben auf.
    Obwohl sie erst 1925 heirateten, als ihre Scheidung endlich abgeschlossen war, lebten sie schon seit 1923 zusammen. Sie waren ein ungewöhnliches Paar – er ein brillanter und allzu hochgeistiger Intellektueller mit einer außergewöhnlichen Begabung für Selbstdarstellung, sie eine unberechenbare Künstlerin mit einer anrüchigen Vergangenheit, eine flatterhafte und lebhafte Quasselstrippe mit einer ebenso außergewöhnlicher Begabung, die denkwürdigsten Wortverwechslungen zu produzieren. Einmal klagte sie, sie sei »im August nicht gern auf dem Land, weil meine Beine dann immer so von Rechtsanwälten zerstochen werden.« Nach der Besichtigung eines Vogelhauses machte sie Bemerkungen über den »Eierstock« ihrer Gastgeberin. Obwohl der Rest der Bloomsbury-Gesellschaft auf sie herabsah, sollte Keynes für den Rest seines Lebens vollkommen entzückt von ihr sein.
    Im Dezember 1923 veröffentlichte Keynes eine kurze Monografie, Ein Traktat über Währungsreform , deren größter Teil schon 1922 und Anfang 1923 als Artikelserie im Manchester Guardian erschienen war. Es war sein erster systematischer Versuch, die Gründe und die Folgen der chronischen monetären Instabilität aufzudecken, die die Welt nach dem Krieg heimsuchte. Wie schon sein erstes Buch war auch dieses eine seltsame Mischung; diesmal halb eine theoretische Abhandlung mit Abschnitten über »Die Theorie der Kaufkraftparität« und »Die Forward-Märkte an den Börsen« und halb eine Broschüre für Laien. Im Ton unterschied es sich allerdings deutlich von Die wirtschaftlichen Folgen . Dieses Werk war zornig und leidenschaftlich gewesen, geschrieben in der Hitze der Debatte und der Kontroverse. Das zweite Buch hatte eine leichtere Anmutung, einen »zaghaften, fast schüchternen Tonfall«, so als suche der Autor selbst noch nach der richtigen Antwort auf der Suche nach der Stabilität des Geldes.
    So sehr es ihm vor dem Krieg auch gefallen hatte, die konventionellen Patentlösungen über Moral, Lebensführung und Gesellschaft infrage zu stellen, hatte er auf ökonomischem Gebiet die liberale Orthodoxie doch vollständig akzeptiert, die seinen noch im Entstehen begriffenen Berufsstand dominierte. Er glaubte an den freien Handel, an die ungehinderte Mobilität des Kapitals und an die Tugenden des Goldstandards.
    Wie so viele andere Wirtschaftswissenschaftler spekulierte auch er manchmal darüber, ob Gold die richtige Grundlage des Geldes sei. Aber das waren größtenteils theoretische Grübeleien, und wenn es darauf ankam, schien es für ihn letztlich keine andere Grundlage zu geben, die sich so bewährt hatte, um die Währungen der Welt zu organisieren. Als man ihn 1914 auf dem Höhepunkt der Krise bat, den Finanzminister zu beraten, ob das Pfund an Gold gebunden bleiben sollte, sprach er sich sehr deutlich für diese Verbindung aus: »Londons Stellung als Finanzzentrum hängt sehr direkt von der unerschütterlichen Bereitschaft Londons ab«, seine Verpflichtungen in Gold zu erfüllen und sie werde schwer beschädigt, würde man diese Verpflichtungen »beim ersten Anzeichen eines Notfalls« suspendieren.
    Selbst in den ersten Jahren nach dem Krieg sprach er sich noch für eine Rückkehr zum Gold aus. Aber die Verschiebungen in der ökonomischen Weltlandschaft ließen ihn allmählich daran zweifeln. Er glaubte immer noch, es sei das wichtigste Ziel der Zentralbankpolitik, die Preise einigermaßen stabil zu halten. Während er allerdings vor dem Krieg gedacht hatte, dieses Ziel sei am besten zu erreichen, wenn man sicherstellte, dass Währungen wie das Pfund zu einem fixen Umtauschkurs voll gegen Gold konvertibel waren, glaubte er nun, dass es keinen Grund gab, warum eine Bindung der Geld- und Kreditmenge an das Gold notwendigerweise zu stabilen Preisen führen sollte.
    Der Goldstandard hatte im späten 19. Jahrhundert nur funktioniert, weil die Entdeckung neuer Goldvorkommen zufällig mit dem Wirtschaftswachstum Schritt hielt. Es gab keine Garantie, dass sich dieser historische Zufall fortsetzen würde. Außerdem: Während die ursprüngliche Begründung für einen Goldstandard – die Verpflichtung, dass Papiergeld in etwas zweifellos Greifbares und Wertvolles getauscht werden konnte – an einem bestimmten Punkt der Geschichte

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