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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Verlobung, sondern in der er die Geistlichkeit von Wessex dafür
     beschimpfte, kurze Kittel zu tragen statt lange Gewänder. Diese bestialische Gepflogenheit, donnerte der Erzbischof, habe
     den Heiligen Vater in Rom beleidigt und müsse unter Androhung der Exkommunikation unverzüglich aufgegeben werden. Ein Priester,
     der neben uns stand, trug einen kurzen Kittel und duckte sich, damit er aussähe, als sei er ein Zwerg in einem langen Gewand.
     Darauf sangen die Mönche wieder, und mein überheblicher Cousin stolzierte zum Altar, wo ihm die kleine Æthelflaed von ihrem
     Vater zugeführt wurde. Der Erzbischof murmelte ein paar Worte über ihnen, sie wurden mit Weihwasser bespritzt, und dann wurde
     das frischverlobte Paar der Gemeinde vorgestellt, und wir alle brachen pflichtbewusst in Beifall aus.
    Æthelflaed wurde schnell weggeschoben, als die bedeutenden Männer Æthelred ihre Glückwünsche aussprachen. Er war zwanzig Jahre
     alt, elf Jahre älter als Æthelflaed, und er war ein kleiner, rothaariger, aufgeblasener junger Mann, dessen Hauptüberzeugung
     seine eigene Bedeutsamkeit war. Und begründet lag diese Bedeutsamkeit allein darin, dass er der Sohn seines Vaters war, und
     sein Vater war der führende Aldermann im südlichen Mercien, und das war im gesamten Land die Region, in der sich die Dänen
     am wenigsten durchgesetzt hatten. Deshalb würde Æthelred eines Tages der Anführer der freien Sachsen Merciens werden. Kurz
     gesagt, konnte Æthelred einen großen Teil Merciens unter die Herrschaft von Wessex bringen, und |303| aus diesem Grund wurde ihm Alfreds Tochter zur Ehe versprochen. Æthelred zog durch den Mittelgang aus der Kirche, grüßte dabei
     die Herren von Wessex, und als er mich erblickte, stutzte er vor Überraschung. «Ich habe gehört, du wärst im Norden gefangen
     genommen worden», sagte er.
    «Das wurde ich auch.»
    «Und da bist du also wieder. Genau der Mann, den ich brauche.» Er lächelte, weil er überzeugt war, dass ich ihn mochte, eine
     Überzeugung, die nicht falscher hätte sein können. Doch Æthelred ging davon aus, dass ihn jeder Mensch auf der Welt beneidete
     und nichts anderes begehrte, als mit ihm befreundet zu sein. «Der König», sagte er, «hat mich mit der Führung seiner Haustruppe
     geehrt.»
    «Das hat Alfred getan?», fragte ich überrascht.
    «Jedenfalls bis ich die Pflichten meines Vaters übernehme.»
    «Dein Vater ist wohlauf, hoffe ich», erkundigte ich mich trocken.
    «Er ist krank», sagte Æthelred und klang dabei erfreut, «also kann niemand wissen, wie lange ich Alfreds Wache befehligen
     werde. Aber du wärst mir von großem Nutzen, wenn du in der Haustruppe dienen würdest.»
    «Da würde ich noch lieber Scheiße in Kübel schaufeln», sagte ich, und dann deutete ich auf Brida. «Erinnerst du dich an Brida?»,
     fragte ich. «Vor zehn Jahren hast du versucht, ihr Gewalt anzutun.»
    Er lief rot an und wandte sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen. Brida lachte über diesen Rückzug und verneigte sich dann
     leicht, weil Ælswith, Alfreds Frau, an uns vorbeikam. Ælswith beachtete uns nicht, denn sie hatte weder Brida noch mich je
     gemocht, aber Eanflæd lächelte. |304| Sie war Ælswiths vertrauteste Gefährtin, und ich warf ihr einen Handkuss zu. «Früher war sie eine Gasthaushure», erklärte
     ich Brida, «und jetzt führt sie den Haushalt des Königs.»
    «Gut für sie», sagte Brida.
    «Weiß Alfred, dass sie eine Hure war?», fragte Ragnar.
    «Er tut so, als wüsste er es nicht», sagte ich.
    Alfred kam als Letzter. Er wirkte krank, aber das war nicht ungewöhnlich. Er neigte fast unmerklich seinen Kopf in meine Richtung,
     sagte aber nichts, doch dann wieselte Beocca zu mir, während wir an der Kirchentür darauf warteten, dass sich die Menge zerstreute.
     «Du wirst nach dem Mittagsgebet vom König erwartet», erklärte er mir, «und auch Ihr, Herr Ragnar. Ich soll Euch rufen, wenn
     es so weit ist.»
    «Wir sind im
Zwei Kraniche
», sagte ich.
    «Ich weiß nicht, warum dir dieses Gasthaus so gefällt.»
    «Weil es zugleich ein Hurenhaus ist, natürlich», sagte ich. «Und wenn Ihr dorthin geht, Pater, dürft Ihr nicht vergessen,
     eine Kerbe in einen Deckenbalken zu schnitzen, damit man sieht, dass Ihr eine von den Damen besessen habt. Ich empfehle übrigens
     gern Ethel. Sie hat zwar nur eine Hand, aber was sie damit anfangen kann, ist ein wahres Wunder.»
    «Gütiger Gott, Uhtred, gütiger Gott. Was sind deine Gedanken nur für ein

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