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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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starrte ihn an. «Damit wird sich Alfred niemals einverstanden erklären», sagte ich.
    «Doch, das wird er.»
    «Er will ganz England», widersprach ich.
    «Er will Sicherheit für Wessex», sagte Offa und ließ die Münze auf dem Tisch kreiseln.
    «Und dafür soll er bereit sein, halb England aufzugeben?», fragte ich ungläubig.
    Offa lächelte. «Seht es einmal so an, Herr», sagte er. «In Wessex leben keine Dänen, aber wo Dänen herrschen, leben sehr viele
     Sachsen. Wenn sich die Dänen bereit erklären, Alfred nicht anzugreifen, kann er sich sicher fühlen. Aber wie können sich die
     Dänen jemals sicher fühlen? Sogar wenn Alfred zustimmt, sie nicht anzugreifen, haben sie immer noch Tausende von Sachsen in
     ihrem Gebiet, und diese Sachsen könnten sich jederzeit gegen sie erheben, besonders, wenn sie von Wessex dazu ermutigt werden.
     König Æthelstan wird seinen Vertrag mit Alfred schließen, aber er wird nicht das Pergament wert sein, auf dem er geschrieben
     steht.»
    |294| «Ihr meint, Alfred wird den Vertrag brechen?»
    «Nicht offen, nein. Aber er wird die Erhebung der Sachsen fördern, er wird die Christen unterstützen, er wird die Unruhe schüren,
     und die ganze Zeit über wird er seine Gebete aufsagen und ewige Freundschaft mit dem Feind schwören. Ihr alle haltet Alfred
     für einen frömmlerischen Gelehrten, doch in Wahrheit richtet sich sein Ehrgeiz auf das gesamte Land zwischen hier und Schottland.
     Ihr seht ihn beten, ich sehe ihn träumen. Er wird Missionare zu den Dänen schicken, und Ihr werdet denken, mehr unternimmt
     er nicht, aber jedes Mal, wenn ein Sachse einen Dänen umbringt, wird Alfred die Klinge beschafft haben.»
    «Nein», sagte ich, «doch nicht Alfred. Sein Gott verbietet ihm die Heimtücke.»
    «Was wisst Ihr von Alfreds Gott?», fragte Offa spöttisch, und darauf schloss er die Augen und sprach weiter: «‹Denn der Herr
     unser Gott hat uns den Feind ausgeliefert›», intonierte er, «‹und wir haben ihn geschlagen und auch seine Söhne und seine
     ganze Sippe. Wir haben seine Städte genommen und alle Männer erschlagen und die Frauen und die kleinen Kinder.›» Er öffnete
     die Augen. «So etwas tut Alfreds Gott, Herr Uhtred. Wollt Ihr noch mehr aus der Heiligen Schrift hören? ‹Der Herr Euer Gott
     soll Euch all Eure Feinde ausliefern und Ihr sollt sie totschlagen und gänzlich vernichten.›» Offa schnitt ein Gesicht. «Alfred
     glaubt an Gottes Verheißungen, und er träumt von einem Land ohne Heiden, in dem der Feind gänzlich vernichtet ist und in dem
     nur gottgefällige Christen leben. Wenn es auf der britannischen Insel einen Mann zu fürchten gibt, Herr Uhtred, dann ist dieser
     Mann König Alfred.» Er stand auf. «Ich muss feststellen, ob diese dummen Weiber meine Hunde gefüttert haben.»
    |295| Ich sah ihm nach und glaubte, einen klugen Mann getroffen zu haben, der Alfred missverstanden hatte.
    Und das war natürlich genau das, was mich Alfred glauben lassen wollte.

|296| SIEBEN
    Der Witan war der königliche Rat, der aus den führenden Männern des Reiches bestand, und er kam zur Weihe von Alfreds neuer
     Kirche und zur Feier der Verlobung Æthelflaeds mit meinem Cousin zusammen. Ragnar und ich hatten mit den Gesprächen des Witans
     nichts zu tun, und deshalb gingen wir ins Gasthaus, während sie tagten. Brida hatte die Erlaubnis bekommen, uns zu begleiten,
     und deshalb war Ragnar umso besser gelaunt. Sie war eine Sächsin aus Ostanglien und früher meine Geliebte, aber das war schon
     viele Jahre her, und wir waren fast noch Kinder gewesen. Inzwischen war sie zur Frau geworden und dänischer als die Dänen.
     Sie und Ragnar hatten nie geheiratet, aber sie war ihm Freundin, Geliebte, Beraterin und Zauberin. Er war hellhaarig und sie
     dunkel, er schlang sein Essen wie ein Eber hinunter, während sie wie ein Vögelchen pickte, er lärmte, und sie war von stiller
     Klugheit, doch zusammen waren sie der Inbegriff des Glücks. Ich verbrachte Stunden damit, ihr von Gisela zu erzählen, und
     Brida hörte mir geduldig zu. «Glaubst du wirklich, dass sie auf dich gewartet hat?», fragte Brida.
    «Ich hoffe es», antwortete ich und tastete nach Thors Hammer.
    «Die Ärmste», sagte Brida lächelnd. «Also hast du dich verliebt?»
    «Ja.»
    «Wieder», sagte sie.
    Wir drei saßen am Tag vor Æthelflaeds Verlobung im Gasthaus
Zwei Kraniche,
und dort fand uns auch Pater Beocca. |297| Seine Hände waren mit Tinte beschmiert. «Ihr habt wieder

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