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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Herr»,
     sagte er.
    «Auf unserer Seite des Flusses?», fragte Ragnar.
    «Auf unserer Seite, Herr», sagte der Späher, «in der alten Festung. Sitzen in der Falle.»
    «In der Falle?»
    «Außerhalb der Festung liegt eine weitere Streitmacht, Herr», sagte der Späher. Er war nicht nahe genug gewesen, um die Banner
     zu erkennen, aber zwei andere Späher waren in das Tal hinabgeritten, während der erste zu uns zurückgekehrt war, um uns zu
     berichten, dass Guthred wahrscheinlich in nächster Nähe war.
    Wir trieben unsere Pferde an. Wolken jagten im Wind, und um die Mittagszeit gab es einen heftigen Regenschauer, und gerade
     als er vorbei war, kamen uns die beiden anderen Späher entgegen, die zu den Feldern vor der Festung hinuntergeritten waren
     und mit den Kriegern gesprochen hatten. «Guthred ist in der Festung», sagte einer von ihnen.
    «Und wer liegt davor?»
    |343| «Kjartans Leute, Herr», sagte der Mann. Und dann grinste er, denn er wusste, dass es zum Kampf kommen würde, wenn auch nur
     einer von Kjartans Männern in der Nähe war.
    «Ist Kjartan auch dort? Oder Sven?»
    «Nein, Herr. Sie werden von einem Mann mit Namen Rolf geführt.»
    «Habt Ihr mit ihm gesprochen?»
    «Mit ihm gesprochen und sein Bier getrunken, Herr. Sie behalten Guthred im Auge. Sorgen dafür, dass er nicht entkommt. Sie
     werden ihn dort festhalten, bis Ivarr in den Norden heraufkommt.»
    «Bis Ivarr kommt?», fragte Ragnar. «Nicht Kjartan?»
    «Kjartan bleibt in Dunholm, Herr», sagte der Mann, «das haben sie uns erzählt und auch, dass Ivarr hierher in den Norden kommen
     wird, nachdem er Eoferwic eingenommen hat.»
    «In dem Tal sind sechzig von Kjartans Männern», rief Ragnar seinen Kriegern über die Schulter zu, und seine Hand bewegte sich
     unwillkürlich zum Griff des Herzbrechers. Das war sein Schwert, dem er den gleichen Namen gegeben hatte, den einst die Klinge
     seines Vaters trug, sodass er niemals seine Pflicht vergaß, den Tod Ragnars des Älteren zu rächen. «Sechzig Männer zum Töten»,
     fügte er hinzu, und dann rief er einem Diener zu, er solle ihm seinen Schild bringen. Anschließend wandte er sich wieder den
     Spähern zu. «Für wen haben sie euch gehalten?»
    «Wir haben behauptet, Hakon zu dienen, Herr. Wir haben gesagt, wir sind auf der Suche nach ihm.»
    Ragnar gab den Männern ein paar Silbermünzen. «Das habt ihr gut gemacht», sagte er. «Und wie viele Männer hat Guthred in der
     Festung?»
    «Rolf sagt, es sind wenigstens hundert, Herr.»
    |344| «Hundert? Und da hat er nicht versucht, die sechzig Mann zu zerstreuen?»
    «Nein, Herr.»
    «Was für ein König», sagte Ragnar höhnisch.
    «Wenn er sie angreift», sagte ich, «hat er heute Abend weniger als fünfzig Männer übrig.»
    «Und was macht er stattdessen?», wollte Ragnar wissen.
    «Vermutlich beten.»
    Guthred wusste, wie wir später erfuhren, nicht mehr ein noch aus. Nachdem sein Plan, Bebbanburg zu erreichen, vereitelt worden
     war, hatte er sich nach Westen Richtung Cumbrien gewandt, weil er glaubte, in diesem vertrauten Land auf Freunde zu treffen.
     Doch dann kam er bei dem schlechten Wetter nur langsam voran, unausgesetzt wurde er von feindlichen Reitern beobachtet, und
     er vermutete eine Falle in den steilen Hügeln, die vor ihm lagen. Also hatte er seine Absichten geändert und entschieden,
     nach Eoferwic zurückzukehren, aber er war nicht weiter gekommen als bis zu der alten Römerfestung, die einst bei Cetreht den
     Übergang über den Swale bewachte. Seine Lage war inzwischen verzweifelt. Ein paar von seinen Speerkämpfern hatten sich davongemacht,
     denn sie glaubten, dass sie nichts weiter als den Tod zu erwarten hätten, wenn sie beim König blieben. Da hatte Guthred Boten
     ausgesandt, die bei den christlichen Thegn von Northumbrien Unterstützung beschaffen sollten, aber wir hatten die Leichen
     dieser Boten gesehen, und so wussten wir, dass von den Thegn keine Hilfe kommen würde. Guthred saß in der Falle. Die sechzig
     Männer würden ihn in Cetreht festhalten, bis Ivarr kam, um ihn zu töten.
    «Wenn Guthred betet», sagte Beocca ernst, «dann sind seine Gebete erhört worden.»
    |345| «Wollt Ihr damit sagen, der Christengott hätte uns hierhergeschickt?», fragte ich.
    «Wer sonst?», gab er empört zurück, während er den Staub von seinem schwarzen Gewand klopfte. «Wenn wir Guthred treffen»,
     sagte er dann, «wirst du mich als Ersten sprechen lassen.»
    «Glaubt Ihr, das ist der rechte Moment für

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