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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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brachte beide Männer um und hackte wie rasend auf ihre auf dem Boden liegenden Leichen ein. Ich sah
     zu und wandte mich dann zu Gisela um. Ihre Miene verriet nichts, dann wurde sie sich meines Blickes bewusst und erwiderte
     ihn mit einem leicht siegesgewissen Ausdruck, als habe sie gewusst, dass ich halb erwartet hatte, sie würde beim Anblick der
     ausgeweideten Männer von Entsetzen gepackt. «Haben sie es verdient?», fragte sie.
    |356| «Sie haben es verdient», sagte ich.
    «Gut.»
    Wie mir auffiel, hatte ihr Bruder nicht dabei zugesehen, wie Ragnar die beiden Leichen zerhackte. Ihm war in meiner Anwesenheit
     äußerst unbehaglich zumute, was ich ihm nicht verdenken kann, und zweifellos erschreckte ihn auch Ragnar, der mittlerweile
     mit Blut beschmiert war wie ein Schlachter. Also hatte sich Guthred ins Dorf zurückgezogen und uns mit den Toten allein gelassen.
     Pater Beocca war es gelungen, einige Priester Guthreds ausfindig zu machen, und nachdem er mit ihnen gesprochen hatte, hinkte
     er auf uns zu. «Es ist vereinbart», sagte er, «dass wir dem König in der Kirche unsere Aufwartung machen.» Mit einem Mal bemerkte
     er die beiden abgeschlagenen Köpfe und die verstümmelten Körper. «Gütiger Gott, wer hat das getan?»
    «Ragnar.»
    Beocca bekreuzigte sich. «In der Kirche», sagte er, «wir treffen uns in der Kirche. Versuche, das Blut von deinem Kettenhemd
     abzuwischen, Uhtred. Wir sind eine Gesandtschaft!»
    Als ich mich umdrehte, sah ich ein paar Männer über die Hügel im Westen flüchten. Zweifellos würden sie den Fluss weiter oben
     überqueren und sich mit den Reitern auf der anderen Seite zusammentun, und diese Reiter würden aufmerksam werden. Sie würden
     nach Dunholm berichten, dass Feinde gekommen waren, und Kjartan würde von dem Banner mit den Adlerschwingen erfahren und wissen,
     dass Ragnar aus Wessex zurückgekehrt war.
    Und vielleicht würde er, da oben auf seinem Felsen, hinter seinen hohen Mauern, von Angst ergriffen.
     
    |357| Ich ritt mit Gisela zu der Kirche. Beocca eilte zu Fuß hinterher, aber er war viel langsamer als wir. «Warte auf mich!», rief
     er. «Warte auf mich!»
    Ich wartete nicht. Stattdessen trieb ich meinen Hengst noch mehr an und ließ Beocca weit hinter mir.
    In der Kirche war es sehr düster. Das einzige Licht stammte von einem kleinen Fenster über der Tür und von einigen schwächlichen
     Binsenkerzen, die auf dem Altar brannten, der aus einer Werkbank bestand, über die ein schwarzes Tuch gebreitet war. Sankt
     Cuthberts Sarg stand zusammen mit den beiden anderen Reliquientruhen vor dem Altar, und daneben saß, flankiert von zwei Männern
     und einer Frau, Guthred auf einem Melkschemel. Einer der Männer war Abt Eadred, und Pater Hrothweard war der andere. Die Frau
     war jung, hatte ein rundliches, hübsches Gesicht und einen schwangeren Bauch. Es war Osburh, Guthreds sächsische Königin.
     Sie ließ ihren Blick von mir zu ihrem Ehemann wandern und erwartete offensichtlich, dass er das Gespräch eröffnete, doch Guthred
     schwieg. Etwa zwanzig Krieger standen auf der linken Seite der Kirche und eine noch größere Anzahl Priester und Mönche auf
     der rechten. Sie hatten sich gestritten, doch als ich die Kirche betrat, verstummten sie alle.
    Gisela hatte ihre Hand auf meinen rechten Arm gelegt. Nebeneinander gingen wir durch die Kirche, bis wir vor Guthred standen,
     der unfähig schien, mich anzusehen oder das Wort an mich zu richten. Einmal öffnete er den Mund, doch es kam nichts heraus,
     und da sah er an mir vorbei, als hoffte er, jemand weniger Unheilverkündendes käme durch die Kirchentür. «Ich werde Eure Schwester
     heiraten», erklärte ich ihm.
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    Ein Mönch zuckte, als wolle er Widerspruch einlegen, |358| doch er wurde von einem Gefährten zurückgehalten, und ich bemerkte, dass es die Götter an diesem Tag besonders gut mit mir
     meinten, denn die beiden waren Jænberht und Ida, die Mönche, die meine Versklavung in die Wege geleitet hatten. Doch dann
     erklang Widerspruch von der anderen Kirchenseite. «Die Dame Gisela», vernahm ich, «ist schon verheiratet.»
    Der Sprecher war ein grauhaariger, stämmiger Mann. Er trug einen kurzen braunen Kittel und eine Silberkette um den Hals, und
     als ich auf ihn zuging, warf er streitlustig den Kopf in den Nacken. «Ihr seid Aidan», sagte ich. Es war nun fünfzehn Jahre
     her, dass ich nicht mehr in Bebbanburg war, aber Aidan erkannte ich

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