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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf der feuchten Binsenspreu zusammen.
    Die Mönche und Priester kreischten wie Frauen. Es hatte sie abgestoßen, dass ich Jænberhts Gesicht zerschunden hatte, doch
     keiner von ihnen erwartete einen glatten Mord. Sogar ich selbst war überrascht darüber, was mein Zorn angerichtet hatte, aber
     ich bedauerte es nicht, und ich sah es auch nicht als Mord. Ich sah es als Rache, und darin lag ein ganz besonderes Vergnügen.
     Jeder Schlag, den ich an Sverris Ruder getan, und jeder Hieb, den mir einer von Sverris Leuten versetzt hatte, lag in diesem
     einen Schwertstreich. Ich richtete meinen Blick auf den Boden, wo sich Jænberht in Todeszuckungen wand, und dann hob ich meine
     Augen zu seinem Gefährten Bruder Ida. «Ist Gisela verheiratet?», fragte ich ihn.
    |364| «Nach dem Kirchenrecht», setzte Ida leicht stammelnd an, dann unterbrach er sich und ließ seine Augen zur Klinge Wespenstachels
     wandern. «Sie ist nicht verheiratet, Herr», beeilte er sich dann weiterzusprechen, «bis die Ehe vollzogen ist.»
    «Bist du verheiratet?», fragte ich Gisela.
    «Natürlich nicht», sagte sie.
    Ich bückte mich und wischte Wespenstachel an Jænberhts Gewand ab. Er war mittlerweile tot, und in seinen Augen stand noch
     die Überraschung darüber. Ein Priester, der tapferer als die anderen war, kniete sich neben den Mönch, um für ihn zu beten,
     doch die anderen Kirchenleute gafften mich an wie die Schafe den bösen Wolf. Sie gafften einfach nur, waren zu entsetzt, um
     ihre Empörung auszudrücken. Beocca öffnete und schloss seinen Mund, doch auch er sagte nichts. Ich steckte Wespenstachel in
     die Scheide, ließ mir von Gisela Schlangenhauch wiedergeben, und zusammen drehten wir uns zu ihrem Bruder um. Er starrte auf
     Jænberhts Leiche und auf das Blut, das über den Boden und das Gewand seiner Schwester gespritzt war, und er muss gedacht haben,
     dass ich mit ihm das Gleiche vorhatte, denn seine Hand wanderte zu seinem Schwert. Aber ich deutete mit Schlangenhauch auf
     Ragnar. «Das ist Graf Ragnar», sagte ich zu Guthred, «und er ist hier, um für Euch zu kämpfen. Ihr verdient seine Unterstützung
     nicht. Wenn ich zu entscheiden hätte, müsstet Ihr wieder in Sklavenketten gehen und den Scheißekübel König Eochaids ausleeren.»
    «Er ist von Gott gesalbt!», fuhr Pater Hrothweard wütend dazwischen. «Ihr müsst Ehrerbietung zeigen!»
    Ich hob Wespenstachel wieder. «Euch mochte ich auch noch nie», sagte ich.
    Beocca zog mich entsetzt zur Seite und verbeugte sich |365| vor Guthred. Beocca war bleich, und das war auch kein Wunder, denn er hatte gerade gesehen, wie ein Mönch ermordet wurde,
     aber nicht einmal das konnte ihn von seinem glorreichen Amt abhalten, das er als Gesandter Alfreds ausübte. «Ich überbringe
     Euch Grüße», sagte er, «von Alfred von Wessex, der   …»
    «Später, Pater», sagte ich.
    «Ich überbringe Euch christliche Grüße von   …», nahm Beocca einen neuen Anlauf, und dann quietschte er auf, weil ich ihn nach hinten zerrte. Die Priester und Mönche glaubten
     wohl, dass ich vorhatte, ihn zu töten, denn einige von ihnen hielten sich die Augen zu.
    «Später, Pater», sagte ich und ließ ihn los. Dann richtete ich meinen Blick auf Guthred. «Also, was werdet Ihr jetzt tun?»,
     fragte ich ihn.
    «Tun?»
    «Was tut Ihr? Wir haben die Männer ausgeschaltet, die Euch hier bewacht haben, also könnt Ihr weiterziehen. Was werdet Ihr
     also tun?»
    «Was wir tun werden», es war Hrothweard, der antwortete, «ist, Euch zu bestrafen!» Er zeigte mit dem Finger auf mich, und
     dann überkam ihn rasende Wut. Er brüllte, ich sei ein Mörder, ein Heide und ein Sünder und dass Gott an Guthred Rache nehmen
     würde, wenn ich ohne Strafe davonkäme. In Königin Osburhs Zügen stand Entsetzen, während Hrothweard seine Drohungen schrie.
     Er war nur noch ein tobendes Bündel mit verfilztem Haar, das vor Erregung anfing zu stottern, als es kreischte, ich hätte
     einen Heiligen Bruder ermordet. «Die einzige Hoffnung für Haliwerfolkland», wütete Hrothweard, «besteht in unserem Zusammenschluss
     mit Ælfric von Bebbanburg. Schickt Frau Gisela zu Ælfric von Bebbanburg und tötet diesen Heiden!» Er zeigte auf mich. Gisela
     stand immer |366| noch neben mir, und wir hielten uns an der Hand. Ich sagte nichts.
    Abt Eadred, der nun so alt aussah wie der tote Sankt Cuthbert, versuchte für Ruhe zu sorgen. Er hob seine Hände, bis Stille
     einkehrte, dann dankte er Ragnar dafür, die Männer

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