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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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links an das Torhaus anschloss.
     Eine große Gruppe Berittener hielt sich hinter dem Tor bereit, zweifellos, um die Angreifer zu verfolgen, wenn sie von der
     Palisade zurückgeschlagen worden waren. Ich suchte die Verteidiger zu zählen, doch sie waren zu zahlreich. Dann sah ich mich
     weiter um und entdeckte zu meiner Rechten eine stabile Leiter, die westlich des Torhauses auf den Umgang des Festungswalls
     hinaufführte. Dorthin, dachte ich, sollte ich mit meinen Leuten gehen. Wenn wir die Leiter hinaufkamen und den westlichen
     Abschnitt des Walls einnahmen, konnten wir Ragnar in die Festung lassen und so Rache für seinen Vater nehmen und Thyra befreien
     und ganz Northumbrien beeindrucken.
    Ich grinste. Mit einem Mal erfüllte mich das Bewusstsein, es wirklich nach Dunholm hinein geschafft zu haben, mit Hochgefühl.
     Ich dachte an Hild und malte mir aus, wie sie in ihrer Kapelle betete, während die Bettler sich schon vor dem Tor ihres Nonnenklosters
     scharten. Alfred arbeitete bestimmt und verdarb sich die Augen, indem er beim fahlen Licht der Dämmerung Manuskripte las.
     In jeder Festung Britanniens fing der Tag an, Männer gähnten und streckten sich. Ochsen wurden angeschirrt, und wir waren
     hier, in Kjartans Hochburg, wo uns kein Mensch vermutete. Wir waren durchnässt, wir froren, unsere Glieder waren steif, und
     auf einen von uns kamen zwanzig Gegner, doch die Götter standen auf unserer Seite, und ich wusste, dass wir gewinnen würden,
     und am liebsten wäre ich in |416| lauten Jubel ausgebrochen. Die Freude am Kampf machte sich langsam in mir breit, und ich wusste, dass die Skalden eine große
     Tat rühmen würden.
    Aber vielleicht würden die Skalden auch eine große Klage anstimmen. Denn mit einem Mal, ganz unvermittelt, wendete sich alles
     zum Schlechten.

|417| ZEHN
    Der Wächter unter der Esche drehte sich zu uns um und sprach uns an. «Sie verschwenden ihre Zeit», sagte er, und es verstand
     sich, dass er Ragnars Leute meinte. Der Wächter hegte keinen Verdacht gegen uns, er gähnte sogar, als wir uns näherten, doch
     dann erschien ihm irgendetwas merkwürdig. Vielleicht war es Steapa, denn es gab in Dunholm bestimmt keinen zweiten Mann, der
     so groß war wie dieser Westsachse. Was es auch war, mit einem Mal wurde dem Mann klar, dass wir Fremde waren, und er trat
     sofort zurück und zog sein Schwert. Gerade wollte er zu einem Warnruf ansetzen, da traf ihn Steapas Pfeil in die rechte Schulter
     und warf ihn nach hinten, und sofort danach rammte ihm Rypere seinen Speer mit solcher Gewalt in den Bauch, dass der Mann
     festgenagelt an der kränklichen Esche stehen blieb. Dann brachte Rypere den Wächter mit dem Schwert endgültig zum Schweigen,
     und als das Blut strömte, tauchten zwei Männer hinter dem kleineren Gebäude zu unserer Linken auf und begannen sofort zu rufen,
     dass Feinde in der Festung waren. Einer drehte sich um und rannte weg, der andere zog sein Schwert, und das war ein Fehler,
     denn Finan täuschte mit seinem Speer einen niedrigen Stoß an, und als der Mann seine Klinge senkte, um den Angriff abzuwehren,
     zuckte der Speer nach oben und traf den Mann in das weiche Fleisch unter seinem Kiefer. Blut lief ihm blasig aus dem Mund
     und in den Bart, als Finan zu ihm trat und ihm sein Kurzschwert in seinen Bauch stieß.
    Zwei weitere Leichen. Es regnete wieder stärker, die |418| Tropfen hämmerten auf den Schlamm und verdünnten das frische Blut, und ich überlegte, ob uns die Zeit reichte, um über den
     weiten offenen Platz zu der Leiter am Festungswall zu laufen, und in demselben Moment wurde alles noch schlimmer, denn die
     Tür zu Kjartans Palas wurde geöffnet, und drei Männer drängten sich hindurch, und ich rief Steapa zu, er solle sie ins Haus
     zurücktreiben. Er benutzte seine Axt, tötete den ersten mit einem Aufwärtshieb von grausiger Wirkung, schob den ausgeweideten
     Mann in den Weg des zweiten, den er mit dem Kopf der Axt mitten ins Gesicht traf, dann drückte Steapa die beiden Männer zur
     Seite, um den dritten zu verfolgen, der ins Innere des Gebäudes geflüchtet war. Ich schickte Clapa los, um Steapa zu helfen.
     «Und hole ihn, so schnell es geht, dort heraus», sagte ich zu Clapa, denn die Reiter an dem großen Tor hatten mitbekommen,
     dass etwas vorging, und jetzt sahen sie auch die Toten und unsere gezogenen Schwerter und waren schon dabei, ihre Pferde zu
     uns umzuwenden.
    Da wusste ich, dass wir verloren hatten. Alles hatte von der

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