Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
aber
     manche waren auch Krieger aus den Hügeln, und die meisten von ihnen waren mit einer Axt oder einem Kampfstock bewaffnet. Nur
     wenige hatten eine Rüstung oder ein Pferd, doch die acht schwarzen Reiter erschienen in voller Kriegsmontur. Sie waren Dänen,
     und sie erzählten Guthred, sie kämen von Hergist, der bei einem Ort namens Heagostealdes Land besaß. Hergist war alt, so erklärten
     sie Guthred, und konnte selbst nicht kommen, doch er hatte seine besten Männer geschickt. Ihr Anführer hieß Tekil, und er
     schien ein guter Krieger zu sein, denn er trug vier Armringe zur Schau, besaß ein langes Schwert und entschlossene Züge voller
     Selbstvertrauen. Vermutlich war er etwa dreißig Jahre alt, ebenso wie die meisten seiner Männer, wenn auch einer von ihnen
     viel jünger war, fast noch ein Knabe, und er war es auch, der als Einziger keine Armringe trug. «Warum», wollte Guthred von
     Tekil wissen, «schickt mir Hergist Männer aus Heagostealdes?»
    «Unser Ort liegt zu nahe bei Dunholm, Herr», anwortete Tekil, «und Hergist möchte, dass Ihr dieses Wespennest ausräuchert.»
    «Dann seid Ihr willkommen», sagte Guthred und erlaubte den acht Männern, vor ihm niederzuknien und ihm den Treueid zu leisten.
     «Ihr solltet Tekil und seine Leute in meine Haustruppe aufnehmen», sagte er später zu mir. Wir standen auf einer Wiese südlich
     von Cair Ligualid, |106| auf der ich die Kampfkraft dieser Haustruppe schulte. Ich hatte mehr oder weniger zufällig dreißig junge Männer dafür ausgewählt
     und nur darauf geachtet, dass die Hälfte Dänen und die Hälfte Sachsen waren. Als wir uns am Schildwall übten, bestand ich
     darauf, dass jeder Däne einen sächsischen Nebenmann hatte, und jetzt brachte ich ihnen das Kämpfen bei und betete zu meinen
     Göttern, es möge nie zu einer Auseinandersetzung kommen, denn sie verstanden so gut wie nichts vom Kampf. Die Dänen waren
     besser, weil die Dänen mit Schwert und Schild aufwachsen, aber auch sie hatten noch nie in einem Schildwall gestanden.
    «Eure Schilde müssen sich berühren!», rief ich ihnen zu. «Sonst seid ihr tot. Wollt ihr tot sein? Wollt ihr, dass sich eure
     Gedärme um eure Knöchel ringeln? Bringt die Schilde in Berührung. Nicht so, du Earsling! Die rechte Seite deines Schildes
     liegt über der linken Seite seines Schildes. Verstanden?» Ich wiederholte es auf Dänisch und warf dann Guthred einen Blick
     zu. «Ich will Tekils Männer nicht in der Leibwache.»
    «Warum nicht?»
    «Weil ich sie nicht kenne.»
    «Diese Männer kennt Ihr auch nicht», sagte Guthred und deutete auf die Haustruppe.
    «Ich weiß immerhin, dass es Tölpel sind», sagte ich, «und ich weiß, dass ihre Mütter besser ihre Knie beieinander behalten
     hätten. Was soll das, Clapa?», schrie ich in Richtung eines ungeschlachten jungen Dänen. Ich hatte seinen wirklichen Namen
     vergessen, aber jeder nannte ihn Clapa, und das bedeutete unbeholfen. Er war ein massiger Bauernjunge und so stark wie zwei
     andere zusammen, aber nicht gerade der klügste Sterbliche, der auf Gottes weiter Erde wandelte. Er starrte mich verständnislos |107| an, während ich auf die Linie zustürmte. «Was sollst du tun, Clapa?»
    «In der Nähe des Königs bleiben, Herr», sagte er mit verwirrtem Gesichtsausdruck.
    «Gut!», sagte ich, denn das war die erste und wichtigste Lektion, die den dreißig jungen Männern ins Hirn gemeißelt werden
     musste. Sie waren die Haustruppe des Königs, und deshalb mussten sie immer beim König bleiben, aber das war nicht die Antwort,
     die ich von Clapa hatte hören wollen. «Im Schildwall, du Dummkopf», sagte ich und pochte gegen seine muskelbepackte Brust,
     «was sollst du im Schildwall tun?»
    Er dachte eine Weile nach und antwortete dann strahlend: «Den Schild hochhalten, Herr.»
    «Ganz recht», sagte ich und zog den Schild von seinen Knöcheln hoch. «Du sollst ihn nicht bei den Zehen schleifen lassen!
     Was gibt’s da zu grinsen, Rypere?» Rypere war Sachse, so mager wie Clapa robust und schlau wie ein Wiesel. Rypere war ein
     Spitzname, und er bedeutete Dieb, denn genau das war Rypere, und wenn es eine Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre er schon längst
     gebrandmarkt und ausgepeitscht worden, doch mir gefielen seine listigen jungen Augen, und ich vermutete, dass er eine Begabung
     fürs Töten hatte. «Weißt du, was du bist, Rypere?», fragte ich und drückte ihm seinen Schild gegen die Brust. «Du bist ein
     Earsling. Was ist ein

Weitere Kostenlose Bücher