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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihre Hände gen Himmel und priesen Gottes Wege. Anschließend wurde Guthred in ein Gewand gehüllt, und
     Eadred krönte ihn ein zweites Mal, indem er ihm den vergoldeten Bronzereif König Oswalds aufs feuchte Haar drückte. Darauf
     wurde Guthreds Stirn mit Fischöl beschmiert, er bekam einen Schild und ein Schwert, und er sollte sowohl das Evangeliar von
     Lindisfarena als auch die Lippen von Cuthberts Leichnam küssen, der ins Freie gebracht worden war, sodass die versammelte
     Menge den Heiligen ansehen konnte. Guthred schienen die ganzen Feierlichkeiten sehr zu gefallen, und Abt Eadred war so ergriffen,
     dass er Cuthberts granatenbesetztes Goldkreuz aus den Händen des Toten wand und es dem neuen König um den Hals hängte. Er
     ließ es ihm aber nicht lange, sondern gab es der Leiche zurück, nachdem sich Guthred damit seinem zerlumpten Volk zwischen
     den Ruinen von Cair Ligualid gezeigt hatte.
    Abends gab es ein Fest. Zwar war kaum etwas zu essen da, nur Räucherfisch, geschmorter Hammel und hartes Brot, doch das Bier
     floss reichlich, und am nächsten Morgen ging ich mit pochendem Kopfschmerz zu Guthreds erstem Witanegemot. Als Däne kannte
     er solche Ratsversammlungen nicht, zu denen alle Thegn und Kirchenoberen eingeladen wurden, um ihre Vorschläge zu den verschiedensten
     Fragen abzugeben. Dennoch bestand Eadred darauf, dass der Witan abgehalten wurde, und Guthred führte den Vorsitz.
    Das Treffen fand in der großen Kirche statt. Es hatte in der vorangegangenen Nacht begonnen zu regnen, und |101| deshalb tropfte es durch das schlechtgedeckte Strohdach, sodass die Männer ständig herumrückten, um den Tropfen auszuweichen.
     Weil die Hocker und Stühle nicht reichten, saßen wir in einem großen Kreis auf dem mit Binsenstreu ausgelegten Boden um Eadred
     und Guthred, die neben dem offenen Sarg Sankt Cuthberts thronten. Wir waren sechsundvierzig Männer, die Hälfte waren Geistliche
     und die andere Hälfte die wichtigsten Grundbesitzer Cumbriens, zu denen sowohl Dänen als auch Sachsen gehörten, aber im Vergleich
     zu einem westsächsischen Witanegemot war es trotzdem eine dürftige Versammlung. Bedeutender Reichtum zeigte sich bei niemandem.
     Einige Dänen trugen Armringe, und ein paar Sachsen besaßen kunstvoll gearbeitete Gewandfibeln, aber in Wahrheit sah alles
     mehr nach einem Bauerntreffen als nach der Ratsversammlung eines Königreiches aus.
    Dennoch verfolgte Eadred großartige Zukunftsvorstellungen. Er begann seine Rede, indem er uns die Neuigkeiten aus Northumbrien
     berichtete. Er wusste, was vor sich ging, denn ihm wurden von Geistlichen aus allen Landesteilen Berichte zugetragen, und
     diese Berichte sagten, dass sich Ivarr immer noch im Tal des Tuede befand, wo er einen langwierigen Kleinkrieg gegen König
     Aed von Schottland führte. «Kjartan der Grausame hat sich in seine Festung zurückgezogen und wird sich nicht in den Kampf
     einmischen. Dann bleibt noch Egbert von Eoferwic, doch der ist schwach.»
    «Und was ist mit Ælfric?», unterbrach ich ihn.
    «Ælfric von Bebbanburg ist dazu vereidigt, Sankt Cuthbert zu beschützen», sagte Eadred. «Er wird nichts tun, was den Heiligen
     erzürnen könnte.»
    Das mochte stimmen, aber mein Onkel würde zweifellos meinen Kopf als Belohnung fordern, wenn er eine Entweihung |102| des Leichnams verhinderte. Ich sagte nichts weiter, sondern hörte nur zu, als Eadred vorschlug, wir sollten eine Streitmacht
     zusammenstellen und über die Hügel ziehen, um Eoferwic einzunehmen. Dies rief einiges Erstaunen hervor. Die Männer wechselten
     Blicke, doch Eadreds Zuversicht war so stark, dass es zunächst niemand wagte, dieses Vorhaben in Frage zu stellen. Sie hatten
     den Aufruf erwartet, ihre Männer zum Kampf gegen die Nordmänner aus Irland vorzubereiten oder einen weiteren Vorstoß Eochaids
     aus Strath Clota abzuwehren, doch stattdessen wurden sie aufgefordert, weit übers Land zu ziehen und König Egbert niederzuwerfen.
    Schließlich schaltete sich Ulf ein, der vermögendste Däne Cumbriens. Er war schon älter, vielleicht vierzig Jahre alt, und
     er war in den häufigen Auseinandersetzungen von Cumbrien lahm geworden und narbenübersät, doch er konnte Guthred immer noch
     vierzig oder fünfzig erfahrene Kämpfer zur Seite stellen. Das waren im Vergleich zu den meisten anderen britannischen Regionen
     zwar nicht viele, aber in Cumbrien stellten sie eine bedeutende Kraft dar. Und jetzt wollte er wissen, weshalb er seine Männer
     über die

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