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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Freunde», sagte er immer noch grinsend, «und dafür danke ich Gott.»
    Wir zogen nordwärts, sobald es Ivarr gut genug ging. Er war sicher, dass noch mehr seiner Leute die Schlacht mit den Schotten
     überlebt hatten, und deshalb ritten Bruder Jænberht und Bruder Ida unter dem Schutz von fünfzig Männern voraus. Die beiden
     Mönche, so versicherte mir Guthred, kannten die Gegend um den Tuede und konnten die Männer führen, die nach Ivarrs Leuten
     suchten.
    Den größten Teil des Tages ritt Guthred an Ivarrs Seite. Ivarrs Schwur, den Guthred der Wirkung christlichen Zaubers zuschrieb,
     hatte ihm geschmeichelt, und als sich Ivarr zurückfallen ließ, um mit seinen eigenen Leuten zu reiten, rief Guthred Pater
     Hrothweard zu sich und fragte den zauselbärtigen Priester über Cuthbert, Oswald und die Heilige Dreifaltigkeit aus. Guthred
     wollte wissen, wie er den Zauber für sich selbst wirken lassen könne, und Hrothweards Erläuterungen enttäuschten ihn schwer.
     «Der Sohn ist nicht der Vater», versuchte es Hrothweard erneut, «und der Vater ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige
     Geist ist nicht der Sohn, aber Vater, Sohn und Heiliger Geist sind eins, untrennbar und ewig.»
    «Also sind es drei Götter?», fragte Guthred. «Ein Gott!», knurrte Hrothweard ärgerlich.
    «Versteht Ihr das, Uhtred?», rief mir Guthred über die Schulter zu.
    «Ich habe es noch nie verstanden, Herr», sagte ich. «Für mich ist das alles Unsinn.»
    «Es ist kein Unsinn», zischte Hrothweard in meine |173| Richtung. «Denkt an ein Kleeblatt, Herr», wandte er sich dann wieder an Guthred, «drei einzelne Blätter, aber eine Pflanze.»
    «Es ist ein Rätsel, Herr», warf Hild ein.
    «Ein Rätsel?»
    «Gott ist rätselhaft, Herr», sagte sie und achtete nicht auf Hrothweards bösen Blick, «und in seiner Rätselhaftigkeit können
     wir Wunder entdecken. Ihr müsst es nicht verstehen, lasst Euch einfach nur davon erstaunen.»
    Guthred drehte sich im Sattel zu Hild um. «Und wollt Ihr nun die Begleiterin meiner Frau werden?», fragte er gutgelaunt.
    «Heiratet sie zuerst, Herr», sagte Hild, «dann werde ich mich entscheiden.»
    Grinsend drehte er sich wieder um.
    «Ich dachte, du wolltest wieder zurück ins Kloster gehen», sagte ich leise.
    «Hat Gisela dir das gesagt?»
    «Ja.»
    «Ich warte auf ein Zeichen Gottes», sagte Hild.
    «Den Fall Dunholms?»
    Sie runzelte die Stirn. «Möglich. Es ist ein böser Ort. Wenn Guthred diese Stadt unter das Banner Sankt Cuthberts bringen
     kann, zeigt Gott damit seine Macht. Vielleicht wäre es das Zeichen, das ich will.»
    «Das klingt für mich», sagte ich, «als hättest du dein Zeichen schon gehabt.»
    Sie lenkte ihre Stute etwas von Witnere weg, der sie bedrohlich anfunkelte. «Pater Willibald wollte, dass ich mit ihm nach
     Wessex zurückkehre», sagte sie, «aber ich habe nein gesagt. Ich habe ihm erklärt, dass ich, wenn ich mich wieder von der Welt
     zurückziehe, zunächst wissen will, wie die Welt überhaupt ist.» Sie ritt eine Weile schweigend |174| weiter und sagte dann sehr sanft. «Ich hätte gerne Kinder gehabt.»
    «Du kannst Kinder haben», sagte ich.
    Sie schüttelte ablehnend den Kopf. «Nein», sagte sie, «das hat das Schicksal nicht für mich vorgesehen.» Sie warf mir einen
     Blick zu. «Weißt du, dass Guthred Gisela mit Ivarrs Sohn verheiraten will?», fragte sie.
    Ich fuhr bei dieser unerwarteten Frage zusammen. «Ich weiß, dass er darüber nachdenkt», antwortete ich vorsichtig.
    «Ivarr hat zugestimmt. Gestern Abend.»
    Ich war betroffen, doch ich versuchte, es nicht zu zeigen. «Woher weißt du das?», fragte ich.
    «Gisela hat es mir erzählt. Aber es gibt einen Brautpreis.»
    «Es gibt immer einen Brautpreis», sagte ich schroff.
    «Ivarr will Dunholm», sagte sie.
    Ich brauchte einen Moment, um die Bedeutung ihrer Worte zu begreifen, und dann durchschaute ich den ganzen abscheulichen Handel.
     Ivarr hatte den größten Teil seiner Macht verloren, als sein Heer von Aed niedergemetzelt worden war, aber wenn er Dunholm
     und die Ländereien Dunholms bekäme, wäre er wieder stark. Die Männer, die nun Kjartan Gefolgschaft leisteten, würden seine
     Männer werden, und so würde Ivarr mit einem Schlag seine Macht wiedergewinnen. «Und hat Guthred zugestimmt?», fragte ich.
    «Noch nicht.»
    «So dumm kann er nicht sein», sagte ich wütend.
    «Der Dummheit von Männern», sagte Hild säuerlich, «scheinen keine Grenzen gesetzt. Aber erinnerst du dich,

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