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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich von mir abgewandt und lächelte ihn an.
     «Northumbrien braucht große Krieger», sprach Guthred weiter, «und Ihr, Herr, braucht Erholung.»
    Ich beobachtete die Schlangenaugen und erkannte Ivarrs Verblüffung, aber ich erkannte auch, dass er Guthred für einen Narren
     hielt, doch in genau demselben Moment verstand ich, dass Guthred ein glückliches Schicksal bestimmt war. Wird bið ful āræd.
     Als ich ihn vor Sven gerettet hatte und er behauptete, ein König zu sein, hatte ich das als Scherz betrachtet, und als er
     in Cair Ligualid zum König gekrönt wurde, dachte ich immer noch an einen besonders gelungenen Spaß, und sogar in Eoferwic
     glaubte ich noch nicht, dass wir dieses Theater länger als ein paar Wochen |170| durchhalten würden, denn der schreckliche Ivarr war Großherr in Northumbrien. Doch nun hatte Aed dieses Hindernis für uns
     beseitigt. Ivarr hatte den größten Teil seiner Männer verloren, war verwundet worden, und mit einem Mal gab es in Northumbrien
     nur noch drei Herren von Bedeutung. Da war Ælfric, der an seinem gestohlenen Land in Bebbanburg klebte, Kjartan, der wie eine
     schwarze Spinne auf seiner Festung am Fluss hockte, und da war König Guthred, der Herr des Nordens und der einzige Däne in
     Britannien, zu dessen Leuten bereitwillige Sachsen ebenso gehörten wie Dänen.
    Wir blieben in Onhripum. Das hatten wir nicht vorgehabt, aber Guthred bestand darauf, dass wir warteten, bis Ivarrs Wunden
     behandelt waren. Die Mönche nahmen sich seiner an, und Guthred bediente den verletzten Grafen, brachte ihm zu essen und zu
     trinken. Die meisten von Ivarrs Leuten waren verletzt, und Hild wusch ihre Wunden und suchte saubere Tücher, um sie zu verbinden.
     «Sie brauchen Verpflegung», erklärte sie mir, aber wir hatten so schon zu wenig zu essen, und jeden Tag musste ich die Versorgungstrupps
     weiter ins Land führen, um Korn oder Vieh zu finden. Ich drängte Guthred, wieder loszuziehen, sodass wir in Regionen kämen,
     in denen es vielleicht einfacher war, Nachschub zu besorgen, doch sein einziges Interesse galt Ivarr. «Ich mag ihn», erklärte
     er mir, «und wir können ihn nicht hier zurücklassen.»
    «Und wenn wir ihn hier beerdigen?», schlug ich vor.
    «Er ist unser Verbündeter!», beharrte Guthred, und er glaubte daran. Ivarr überschüttete ihn mit Lobpreisungen, und Guthred
     vertraute jedem einzelnen trügerischen Wort.
    Die Mönche erledigten ihre Aufgabe gut, denn Ivarr erholte sich schnell. Ich hatte gehofft, er würde an seinen Verletzungen
     sterben, aber innerhalb von drei Tagen saß er |171| wieder auf dem Pferd. Er litt immer noch. Das war nicht zu übersehen. Die Schmerzen mussten schrecklich gewesen sein, aber
     er zwang sich zu gehen und ein Pferd zu besteigen, genau wie er sich zwang, Guthred seinen Treueid anzudienen.
    Etwas anderes konnte er auch kaum tun. Ivarr hatte nur noch etwa hundert Männer, von denen außerdem viele verletzt waren,
     und er war nicht mehr der große Kriegsherr, der er gewesen war. Also beugten er und sein Sohn vor Guthred das Knie, ergriffen
     seine Hände und schworen ihm Treue. Der Sohn, der sechzehnjährige Ivar, sah aus wie sein Vater und Großvater: hager und gefährlich.
     Ich misstraute allen beiden, aber Guthred wollte nicht auf mich hören. Es war recht für einen König, sagte er, edelmütig zu
     sein, und indem er Ivarr Gnade erwies, glaubte er den Mann für immer an sich zu binden. «Das hätte Alfred auch getan», erklärte
     er mir.
    «Alfred hätte den Sohn als Geisel genommen und den Vater weggeschickt», sagte ich.
    «Er hat einen Eid geschworen», beharrte Guthred.
    «Er wird neue Truppen aufstellen», warnte ich.
    «Gut!» Sein ansteckendes Grinsen überzog sein Gesicht. «Wir brauchen Männer, die etwas vom Kampf verstehen.»
    «Er will seinen Sohn zum König machen.»
    «Er will selbst nicht König werden, warum also sollte er es für seinen Sohn wollen? Ihr seht überall nur Feinde, Uhtred. Der
     junge Ivar sieht gut aus, findest du nicht?»
    «Er sieht aus wie eine halbverhungerte Ratte.»
    «Er ist im richtigen Alter für Gisela! Pferdegesicht und Ratte, was?», sagte er grinsend, und ich wollte ihm das Grinsen mit
     der Faust aus dem Gesicht wischen. «Es ist eine Überlegung wert, oder?», fuhr er fort. «Schließlich |172| wird es Zeit, dass sie heiratet, und außerdem würde es Ivarr an mich binden.»
    «Und warum wollt Ihr nicht mich an Euch binden?», fragte ich.
    «Ihr und ich, wir sind schon

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