Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
hatte. Die Eier mochten Hühnereier sein oder auch nicht – aber wenn Hühner sie gelegt hatten, dann waren auch diese Vögel Variformen und hatten sich von Everon-Erzeugnissen ernährt. Selbst die Kartoffeln waren Variformen und ließen erkennen, daß sie in Everon-Boden gewachsen waren.
    Kurz gesagt, für jemanden, dessen Geschmacksnerven auf der Erde geschult worden waren, schmeckte alles auf nicht näher zu bezeichnende Weise verkehrt. Nein, dachte Jef entschlossen, so durfte er nicht darüber denken. Das Essen schmeckte nicht verkehrt, es schmeckte anders. Im Haus des Konnetabels – wie auch auf dem Raumschiff – war das nicht der Fall gewesen. Daher stand fest, daß er und Martin und die Diner-Gäste im Haus des Konnetabels Lebensmittel gegessen hatten, die per Raumschiff – und zweifellos zu ungeheuerlichen Preisen – von der Erde gebracht worden waren. Die gefriergetrockneten Rationen, die er in seinem Rucksack mitgenommen hatte, stammten natürlich auch von der Erde. Er hatte sie als Teil seines zugelassenen Gepäcks selbst importiert, da er nicht gewußt hatte, ob sich etwas Derartiges auf Everon auftreiben ließ.
    Nun geschah ihm also nicht mehr und nicht weniger, als daß er zum ersten Mal erfuhr, wie Everon-Essen schmeckte, und der Unterschied zu dem von der Erde war für ihn ein größerer Schock, als er sich vorgestellt hätte. Es machte ihm die Sache nicht leichter, daß es keine geeigneten Ausdrücke gab, um den Unterschied zu beschreiben. Am nächsten kam er noch heran, wenn er sich sagte, alles, was er aß, schmecke eigentümlich nach Holz und ein bißchen bitter.
    Unbewußt hatte Jef, als er innehielt, um darüber nachzudenken, ganz mit dem Essen aufgehört. Doch nun fiel ihm noch etwas auf. Das Essen schmeckte immer noch seltsam, aber jetzt, wo er aufgehört hatte, es sich in den Mund zu stopfen, merkte er, daß er immer noch hungrig war. Und er hatte nicht nur Appetit – er hätte ein ganzes Pferd verschlingen können. Ja, so sagte er zu sich selbst, er hätte ein Everon-Pferd essen können, falls es ein solches gab.
    Er lachte und hieb von neuem ein. Die Blicke der anderen ruhten immer noch auf ihm, aber als er unverdrossen fortfuhr zu essen, kamen sie zu dem Schluß, er spiele nicht nur Theater. Nach und nach wandten sie ihre Aufmerksamkeit von ihm ab. Jef langte weiter herzhaft zu, und das hatte ein merkwürdiges Ergebnis. Entweder wurde der Geschmack des Everon-Essens weniger bemerkbar, oder er gewöhnte sich allmählich daran.
    „Ich glaube, ich hätte gern noch etwas“, vertraute Jef Bill an, als sein Teller leer war.
    „Ich hole dir etwas“, erbot sich Bill.
    Er nahm Jefs Teller und stand vom Tisch auf. Als er ein paar Augenblicke später mit dem neu gefüllten Teller zurückkam, waren die anderen, die mit ihnen angefangen hatten, bereits fertig und brachen auf. Und bis Jef seinen Teller ein zweites Mal geleert und – jetzt mit echtem Bedauern – eine Art Fruchtkuchen abgelehnt hatte, war der Tisch verlassen bis auf Bill, Jarji und ihn selbst.
    „War es das erste Mal, daß du Everon-Lebensmittel gegessen hast?“ wollte Bill wissen.
    Jef nickte.
    „Ich habe gemerkt, daß alle dachten, ich würde es nicht essen“, sagte er. „Warum ist es so interessant, daß mir der Geschmack anders als gewohnt vorkam?“
    „Nun, du muß bedenken, daß es unser Essen ist und daß wir schwer dafür arbeiten“, erwiderte Bill. „Es ist ja nicht so, daß die Antilope, die Eier und die Kartoffeln aus dem Nichts erscheinen und uns fertiggekocht auf den Teller fallen. Wenn ein Außenweltler die Nase über unser Essen rümpft, ist es beinahe ebenso, als gelte sein Naserümpfen uns. Du solltest mal erleben, was manche Leute sagen oder tun, wenn sie das erste Mal in etwas beißen, das auf Everon gewachsen ist.“
    „So bin ich nicht“, versicherte Jef. „Mein Bruder war hier acht Jahre lang Planeten-Ökologe für das Ökokorps. Er liebte alle neuen Welten, und er liebte Everon beinahe ebensosehr wie die Erde. Und ich tue es auch.“
    „Aber du denkst nicht daran zu bleiben“, bemerkte Bill.
    „Ich weiß es nicht. Der Konnetabel jagt mich …“ Mit einem Mal fiel Jef wieder ein, in welcher Situation er sich gegenwärtig auf Everon befand, und vorbei war es mit dem Wohlbehagen, das der volle Magen hervorgerufen hatte.
    „Der Konnetabel ist nur ein einziger Mann“, meinte Bill. „Die Wisent-Rancher und die Stadtleute stellen nur einen Teil der Bevölkerung Everons dar. Du brauchst nicht

Weitere Kostenlose Bücher