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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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größter Verlegenheit mühte er sich aus seiner Hose, die ihm vor Nässe an den Beinen klebte, und stieg in die saubere aus seinem Rucksack. Gerade schloß er den Gürtel der trockenen Hose, als Jarji von der Tür zurückkam.
    „In Ordnung“, flüsterte sie, „niemand da, der uns belauscht. Wir können reden. Aber sprich leise.“
    „Ich …“
    „Du sollst flüstern, verdammt noch mal!“
    „Schon gut“, hauchte Jef. „Wieso bist du so sicher, daß uns keiner belauscht?“
    „Nimm einfach mein Wort dafür. Ich hatte mein Ohr an die Türfüllung gelegt. Wenn jemand in diesem Korridor atmen und ich ihn nicht hören kann, hat er keine größeren Lungen als eine vorbeikrabbelnde Schabe. Außerdem kann ich den alten Bill Eschak in einer dunklen Nacht auf fünf Meter Entfernung riechen.“
    „Riechen?“ wunderte sich Jef.
    „Kannst du das nicht? Na ja, du bist wie diese Stadtleute aus dem Unterland. Überhaupt keine Nase. Keine Ohren. Aber mach dir nichts daraus. Hör zu, du weißt doch, warum sie mich in die Unterkunft stecken?“
    „Äh – nein“, antwortete Jef.
    „Weil sie mir nicht trauen. Wenn ich dreißig, vierzig Waldleute um mich herum habe, gibt es nicht viel, was ich tun kann. Das bedeutet, du bist auf dich selbst gestellt.“
    „Ja, vertrauen sie denn mir?“ flüsterte Jef.
    „Dir vertrauen? Sie vertrauen dir nicht, sie wissen einfach, daß du allein nichts fertigbringst. Deshalb meinen sie, sie müßten sich deinetwegen keine Sorgen machen, wenn sie mich erst einmal von dir getrennt haben. Aber jetzt paß auf. Ich habe für dich alles getan, was ich konnte. Von nun an mußt du sehen, wie du allein fertig wirst, und wenn du so weitermachst, daß du über Dinge quasselst, die dich nichts angehen, wird in diesen Leuten der Verdacht auftauchen, daß du eine Menge mehr weißt, als es der Fall ist. Wenn du also noch nicht gelernt hast, deinen Mund zu halten, dann lernst du es am besten auf der Stelle, es sei denn, du willst, daß dir Bill Eschak die Kehle durchschneidet, bevor morgen die Sonne untergeht.“
    „Komm, komm!“ protestierte Jef. „Du kannst mir nicht erzählen, er sei der Mann, der zu so etwas fähig ist.“
    „Was glaubst du denn! Was meinst du, warum er Beaus erster Offizier ist? Diese Leute hier sind wie Federzüge. Old Bill hat seine Klinge schon mehr Menschen zu schmecken gegeben, als du Zähne im Mund hast. Das ist ein gefährlicher Haufen, Robini, vergiß das bloß nicht. Und jetzt…“ – sie kam plötzlich zum Ende – „… stehst du auf eigenen Füßen.“
    Sie drehte sich um, ging schnell zur Tür und riß sie auf.
    „Komm herein, Eschak“, sagte sie. „Nicht nötig, daß du versuchst, dich anzuschleichen. Ich bin jetzt bereit für meine eigene Koje.“
    „Das ist gut.“ Bill erschien im Eingang. Er blickte an Jarji vorbei zu Jef hin. „Gerade kam die Nachricht, daß Beau morgen hiersein wird. Er wird mit dir beim Frühstück reden. Schlaf gut.“
    Bill trat von der Tür zurück, und Jarji folgte ihm nach draußen. Die Tür schloß sich, und Jef hörte, wie ihre Schritte verklangen.
    Er setzte sich auf das Bett. Vollkommene Stille umgab ihn. Jarji war selbst eine von den Wald-Ranchern. Sie sollte wissen, von was sie sprach. Andererseits war das, was sie ihm über Bill erzählt hatte, einfach unglaublich. Die Leute liefen nicht herum und stachen sich gegenseitig ab, nicht einmal auf den neubesiedelten Welten – ausgenommen gelegentlich eine psychotische oder schwer gestörte Person. Die menschliche Rasse war dazu heutzutage einfach zu zivilisiert – oder nicht?
    Jef blickte die ihn umgebenden Wände aus Brettern und Baumstämmen an, aber sie gaben ihm keine Antwort. Im Zimmer wurde es dunkel, als das Abendrot vor dem einzigen Fenster erstarb. Jef suchte nach einer Möglichkeit, die Kerze anzuzünden, fand aber keine. Langsam, beinahe automatisch holte er sein Camping-Licht aus dem Rucksack und stellte es auf den Tisch neben seinem Bett. Er begann, sich auszuziehen. Er war müde genug, daß ihm der Gedanke an Schlaf trotz allem verlockend erschien.
    Er nahm seine saubere Hose, verstaute sie wieder im Rucksack und breitete die kaffeedurchweichte auf dem Tisch zum Trocknen aus. Langsam stieg er zwischen die rauhen Decken des Bettes und löschte das Camping-Licht. Die verschiedenen Holzgerüche des Gebäudes stiegen ihm in die Nase, und die Geräusche irgendeines Nachttieres drangen durch das Fenster auf der anderen Seite des Zimmers an seine Ohren. Es war

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