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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Lastwagen fuhr weiter in Achten umher.
    Ein ganzer Chor von Maolotstimmen ließ sich jetzt einer nach dem anderen hören. Ein Brüllen klang so schnell nach dem anderen auf, daß die beiden suchenden Lastwagen automatisch ihr Achtenfahren einstellten. Sie hielten sich jetzt einfach parallel zu dem Kreis, den die inneren Wagen immer noch zogen.
    „Das reicht!“ war die Stimme über Interkom zu hören. „Harlie, Ty, zurück auf eure Plätze. Mir ist es verdammt egal, ob die dort das Stück Land gerodet bekommen oder nicht. Ich denke nicht daran, mein Geld zu verlieren, indem ich mir die Hälfte der Herde auf dem Weg dorthin töten lasse. Wir setzen die Tiere jetzt in Marsch, und sobald wir sie einmal dort haben, tragen wir für sie keine Verantwortung mehr. Alle Lastwagen an die Plätze! Treibt sie vor euch her – und haltet die Augen offen. Diese Katzen singen wohl, aber sie werden sich nicht zeigen, solange jemand die Hand an einem Laser hat. Nur keine Panik, dann kommen die Wisente sicherer hin – und wir bei Sonnenaufgang nach Hause!“
    Ein Lastwagen fuhr mitten in die Wisentherde hinein, und die anderen zogen sich zurück. Die Herde setzte sich in Bewegung, zuerst widerstrebend, aber dann immer schneller bis zu dem Trott, den diese Tiere, wenn nötig, Tag und Nacht beibehalten konnten. Die Lastwagen, einer vorn, einer hinten und je einer an den Seiten, hielten die Herde zusammen. Außerhalb des Schutzrings, den die Lastwagen bildeten, folgten auch die Maolots der sich fortbewegenden Wisentherde, aber ohne einen Laut von sich zu geben und ohne der Herde näher zu kommen.
    Jef, der sich in der Identität des Maolots, durch dessen Augen er dies sah, völlig verloren hatte, empfand Enttäuschung. Die Herde war nun unterwegs, und da sich die Lastwagen zwischen den Maolots und den zottigen Grasfressern befanden, gab es keine Möglichkeit, an die Wisente heranzukommen. Natürlich hätte jeder der Maolots schnell in die dunkle Masse der trabenden Wisente hineinpreschen und rechts und links töten können, bevor die Schützen auf den Lastwagen ihn im Visier hatten. Aber dieser Maolot wäre nicht mehr lebendig aus der Herde zurückgekommen.
    Ein solches Vorgehen hätte der Herde nur geringfügigen Schaden zugefügt, und die Maolots, so stark und mutig sie waren, besaßen zuviel Intelligenz, um dafür auch nur ein einziges Leben aus ihrer Schar zu vergeuden. Allerdings sah Jef außer einem solchen Selbstopfer keinen Weg, auf dem es eine echte Chance gegeben hätte, den Viehtrieb zu stören.
    Dann kam ihm zu Bewußtsein, daß sein Identitäts-Maolot eine bestimmte Anstrengung machte. Es war eine sehr eigentümliche Anstrengung, denn sie war weder körperlich noch geistig noch emotional. Es war etwas Tieferes und Älteres als all das, und alle Maolots, die der Herde folgten, unterzogen sich dieser Anstrengung gemeinsam.
    Sie bestand darin, daß sie aus sich hinauslangten und alle Dinge erfaßten und berührten. Und alle Dinge antworteten darauf. Die Erde atmete, eine Milliarde mikroskopisch kleiner Lebewesen kam hervor und begann zu wandern, die Nachtwinde schlossen sich zusammen, und alles strukturierte sich zu einem Muster und einer Bewegung. Es war Teil des Blutes, der Knochen, des Bodens, der Saat und der Luft. Es war ein großer, stummer Zaubergesang, bei dem der Sänger die Musik und die Musik alles war.
    Das Mondlicht wurde ein wenig schwächer. Jefs Maolot richtete den Blick nach oben und sah, daß ein dünner Schleier den einzigen sichtbaren Mond verhüllte. Um die trabende Herde war das Grasland nicht mehr so deutlich zu erkennen wie zuvor. Die Luft war kühler geworden und enthielt kalten Tau.
    Jef wurde von einem Freudenrausch erfaßt. Er erreichte ihn durch Mikey und durch seinen Identitäts-Maolot, aber er kam ebenso aus seinem eigenen Inneren. Es war die Glorie alles dessen, was recht war, die Glorie des Empfindens, des Wissens und Handelns. Es war, wie es immer gewesen war, wie es immer sein mußte und bis zum letztendlichen Tod immer sein würde. Ihm schwindelte; das Gefühl war so stark, daß es sein Sehvermögen beeinträchtigte.
    Die Wisente liefen jetzt ein wenig schneller. Sie schnaubten nervös. Langsam stieg Furcht in ihnen auf, aber da sie Variformen waren, wurden auch sie von dem erfaßt, was geschah und was Jef verspürte. Nur die Männer auf den Lastwagen merkten nichts davon. Sie sprachen mit leisen, aber festen Stimmen. Wieder sah Jefs Identitäts-Maolot nach oben. Der Mond war jetzt fast

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