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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Jef.
    Mikey zeigte es ihm.
    Jef fand sich wieder, wie er durch den nächtlichen Wald lief. Die Männer mit den Industrie-Lasern waren ganz in der Nähe, aber der Maolot, dessen Gesichtsfeld Jef nun zu seinem gemacht hatte, schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Vor ihm lag die Grenze des Graslandes. Einen Augenblick später pflügte er durch die Halme. Er lief in dem gleichen Trott wie Mikey, als er Jef zu der Klippe gebracht hatte, aber viel schneller.
    Das Grasland war dunkel. Der wolkenlose Himmel über ihnen war schwarz mit nur ein paar Lichtpünktchen der ersten Sterne. Es war nichts zu sehen. Aber der Maolot, der Jef war, konnte fühlen, wie sich seine Gefährten auf einer fünfhundert Meter langen Linie verteilten. Sie fegten mit einer Geschwindigkeit von mehr als fünfzig Stundenkilometern in das Grasland hinaus.
    „Komm“, teilte Mikey Jef mit. „Wir müssen uns jetzt auch in Bewegung setzen, damit wir später mit ihnen zusammentreffen.“
    „Später – nach was?“ fragte Jef und stieg auf Mikeys Rücken.
    „Später“, wiederholte Mikey. Jef würde schon sehen.
    Mit Jef auf seinem Rücken lief Mikey zurück über den Felsgrat. Die Klippe behielt mehrere Kilometer lang ihre Höhe bei, bis sie sich zu dem sie umgebenden Land niedersenkte – beziehungsweise das Land zu ihr aufstieg. Anfangs liefen sie im Dunkeln dahin, doch dann ging ein Mond auf. Die erwachsenen Maolots draußen in der See aus Gras bemerkten ihn einige Augenblicke früher, als Mikey und Jef ihn sehen konnten. Über den Spitzen der schwankenden Grashalme bot er ein ebenso überwältigendes Bild wie der Sonnenaufgang, den Jef gesehen hatte. Nur war dieses Bild ganz in Silber-, Grau- und Schwarztönen gemalt. Jef, der es mit Mikeys Hilfe durch den Geist des Maolots sah, mit dem Mikey in direktem Kontakt stand, fühlte, wie er in die Identität des fremden Maolots eindrang – bis sein Ritt auf Mikey zum Traum und die Empfindung, auf seinen eigenen vier Beinen durch das hohe Gras zu laufen, zur Wirklichkeit wurde. Tief sog er die Nachtluft in seine gewaltigen Lungen. Das Mondlicht berauschte ihn. Seine Füße schienen den Boden zu Beginn und Ende eines jeden Sprungs kaum zu berühren, und seine Glieder fühlten sich an, als könnten sie ihn für immer so weitertragen. Mit Zehn-Meter-Sätzen trieb er den Planeten unter sich an und ließ ihn mit seinen Tatzen kreiseln. Vor ihm befanden sich diejenigen, die er suchte.
    Vor ihm, so entdeckte Jef, zog sich eine dunklere Linie durch das vom Mond beleuchtete Gras. Sie wurde größer, bis zu erkennen war, daß es sich um eine größere Masse von Tierleibern handelte – von Wisenten. Es war eine Herde von dreitausend der irdischen Variform-Tiere, wie der Maolot wußte. Sie fraßen und stießen sich, und sie hatten die Kühe und Kälber in der Mitte der Herde. Die Stiere befanden sich am Außenrand, die Augen wachsam, die Hörner stoßbereit, denn irgendein Unbehagen in ihrem trüben Verstand ließ sie vor einem möglichen Angriff auf der Hut sein. Sie dachten nicht an einen Angriff durch Maolots, sondern fürchteten sich vor den klobigen, nach Öl stinkenden Metalldingern, die sie umkreisten und in einer dichten Herde zusammenhielten. An Reitwisente waren die Herdentiere gewöhnt – obwohl diese leichtfüßigeren, nahen Verwandten mit ihren schnelleren Beinen und dem geringeren Gewicht, die durch Genänderung zu Reittieren für die Everon-Kolonisten geschaffen worden waren, von den Herdentieren als feindlicher Stamm betrachtet und bei jeder sich bietenden Gelegenheit angegriffen wurden. Auch an Flugzeuge in der Luft waren die Wisente gewöhnt. Aber noch nie in ihrem Leben hatten sie einen von Everons wenigen, kostbaren Prototyp-Lastwagen mit einem geräuschvollen, stinkenden Verbrennungsmotor gesehen, und diese Lastwagen erfüllten sie mit Furcht und Grauen.
    Die Maolots waren schon dicht am Ziel. Sie rannten nicht mehr vorwärts, sondern krochen unter der Oberfläche des Grasmeeres dahin. Der Maolot-Mann, der Jefs Geist mit sich trug, umschlich jetzt die die Herde umkreisenden Lastwagen. Auf der Ladefläche des einen Wagens saßen Männer neben einem Industrie-Laser, der wie ein schweres militärisches Geschütz auf einer schwenkbaren Lafette montiert war. Der Maolot kam so dicht an ihnen vorbei, daß er genau hören konnte, wie sie miteinander sprachen. Er konnte es hören, und Jef konnte es verstehen.
    „… zum Teufel, wie lange noch?“
    „Vier Stunden, hieß es im Funkspruch.“
    „Vier

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