Die Herren von Hermiston
sich selbst als Rivale. Beteiligt dabei waren ein gut Teil Ehrgeiz, ein klein wenig Rache und viel ehrliche Bewunderung: der Teufel mag die genauen Maße bestimmen. Ich kann es nicht, und wahrscheinlich würde auch Frank es nicht gekonnt haben.
»Ein ungemein reizvolles Milchmädchen«, bemerkte er auf dem Heimwege.
»Wer?« fragte Archie.
»Na, das Mädel, das Sie jetzt anstarren – nicht wahr? Dort auf der Landstraße vor uns. Sie kam in Begleitung des rustikalen Barden, gehört daher vermutlich zu der berühmten Familie. Das einzige Bedenken! Die Vier schwarzen Brüder dürften unangenehme Kunden sein.Falls da was schiefginge, würde der Weber wohl wabern und Clem einen in die Klemme bringen und Dand einen Tanz aufführen und Hob sich etwas ungehobelt entpuppen. Kurz, die Elliottaffaire dürfte eine wahre Höllenaffaire werden!«
»Außerordentlich witzig, wahrhaftig«, meinte Archie.
»Na, ich geb' mir aber auch Mühe. Und es fällt mir nicht einmal leicht, an diesem Orte in Ihrer feierlichen Gesellschaft, mein Lieber. Aber gestehen Sie nur, das Milchmädchen hat in Ihren Augen Gnade gefunden, oder verzichten Sie ein für allemal darauf, als Mann von Geschmack zu gelten.«
»Es ist ja auch ganz gleichgültig«, entgegnete Archie. Allein der andere fuhr fort, ihn fest und spöttisch anzublicken, und das Blut stieg langsam, dann immer rascher in Archies Wangen, bis selbst die größte Unverfrorenheit nicht mehr hätte leugnen können, daß er errötete. Im nämlichen Augenblick verlor Archie einen Teil seiner Selbstbeherrschung. Er wechselte den Stock von einer Hand zur anderen und rief: »Um Gottes willen, seien Sie doch kein Esel!«
»Esel? Eine zartfühlende Erwiderung, ohne Zweifel«, sagte Frank. »Aber hüten Sie sich vor den hausbackenen Brüdern, Liebster. Wenn die in den Tanz eingreifen, werden Sie ja sehen, wer der Esel ist. Überlegen Sie sich mal, falls jene Burschen – na, sagen wir auch nur ein Viertel der Begabung, die ich drangesetzt habe, auf die Frage verwenden, wo Mr. Archie seine Abendstunden zubringt und weshalb er so herzerfrischend widerborstig ist, jedesmal wenn jenes Thema berührt wird –«
»Sie berühren es auch jetzt in diesem Augenblick«, unterbrach ihn Archie zuckend.
»Danke schön. Mehr wollte ich nicht. Das ist ein offenes Geständnis«, sagte Frank.
»Ich möchte Sie daran erinnern –« begann Archie.
Aber jetzt war er an der Reihe, unterbrochen zu werden. »Aber mein lieber Junge, lassen Sie das doch. Es ist gänzlich überflüssig. Das Thema ist tot und begraben.«
Und Frank fing in aller Eile an, von anderen Dingen zu reden, eine Kunst, in der er Meister war, denn es war seine besondere Begabung, über alles und nichts fließend sprechen zu können. Allein, obwohl Archie die Zuvorkommenheit oder die Feigheit besaß, ihn schwatzen zu lassen, war Frank durchaus noch nicht mit dem Thema fertig. Als Archie zum Abendessen nach Hause kam, begrüßte ihn Frank mit der schlauen Frage, wie es unten in Cauldstaneslap stünde. Nach dem Essen leerte Frank sein erstes Glas Portwein auf Kirsties Wohl, und später am Abend ritt er abermals zur Attacke.
»Hören Sie mal, Weir, Sie müssen entschuldigen, daß ich auf jene Sache zurückgreife. Aber ich hab' sie mir durch den Kopf gehen lassen und möchte Sie doch allen Ernstes drum bitten, vorsichtiger zu sein. Die Geschichte ist nicht ungefährlich. Nicht ungefährlich, mein Junge.«
»Welche Geschichte?« fragte Archie.
»Ja, dann ist's Ihre eigene Schuld, wenn Sie mich zwingen, die Sache bei ihrem Namen zu nennen; aber ich kann wahrhaftig als Freund nicht einfach stillsitzen und zuschauen, wie Sie sich kopfüber in diese Gefahr stürzen. Mein lieber Junge«, fuhr er fort und hielt warnend dieZigarre hoch, »denken Sie einmal nach! Wie soll denn das Ende sein?«
»Welches Ende?« In hilflosem Ärger hielt Archie an seiner gefährlichen und unliebenswürdigen Verteidigung fest.
»Das Ende des Milchmädchens oder, um mich formeller auszudrücken, das Ende der Jungfer Christina Elliott von Cauldstaneslap.«
»Ich versichere Sie«, brach Archie aus, »das Ganze ist lediglich eine Frucht Ihrer blühenden Phantasie. Es läßt sich nicht das Geringste gegen die junge Dame sagen, und Sie haben kein Recht, ihren Namen in unser Gespräch zu zerren.«
»Ich werde es mir merken«, sagte Frank. »Von jetzt ab sei sie namenlos, namenlos, namenlos! Ich werde mir außerdem noch das glänzende Leumundszeugnis merken, das Sie ihr
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