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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Rosenbüsche völlig zertreten war.
    Sie stand da und starrte auf die Verwüstung, und das Licht in ihrem Haus, hinter den Fensterläden, loderte auf, brannte blendend weiß. Es erlosch langsam, während sie sich umdrehte. »Ein Mädchen«, sagte sie. »Ein Mädchen hat es gestohlen. An meinem Zaun! Von meinem Gast!«
    »Ihr steckt nicht dahinter?«
    Seine Stimme war ruhiger, beherrscht.
    »Nein«, sagte sie leise und gemessen. »Das versichere ich Euch.« Sie richtete sich zu voller Größe auf, als er nach ihr langte. »Nein danke, mir reicht es.«
    »Es hat Euch ebenfalls hinfortgeschleudert.«
    »Bis hinter die Magiergilde.« Mit geblähten Nasenflügeln holte sie zischend Luft, die nach Pferd und Schlamm, zertrampelten Rosen und einem Weibsbild roch. Und in diesem hünenhaften Mann waren gleichermaßen Zorn und Verdruß. Der Zorn wurde zur Verlegenheit. »Unsere Flüche sind offenbar nicht miteinander vereinbar«, sagte sie. »Sturm und Feuer. Und es hatte so gut begonnen.«
    Er schwieg und atmete schwer. Dann pfiff er durchdringend schrill. Sie fing den Pfiff für ihn, holte tief in ihr aus und warf ihn zu den Winden. Er zuckte zusammen und blickte sie verwundert an.
    »Wenn der Pfiff Euer Pferd ruft, wird es ihn nun hören, wo immer es ist.«
    »Er wird es zurückbringen«, sagte Tempus. »Falls es noch lebt.«
    »Eine junge Frau hat es gestohlen. Ihr Geruch ist überall. Und der von Krrf. Riecht Ihr es nicht?«
    Er holte tief Luft. »Eine junge Frau.«
    »Keine, die ich kenne. Aber sie wird mich kennenlernen! Meine Rosen werden sie teuer zu stehen kommen!«
    »Ein verdammtes kleines Miststück!« Das hörte sich an, als kenne er sie. Er kniff die Augen zusammen.
    »Chenaya«, sagte er.
    »Chenaya.« Sie wiederholte den Namen und prägte ihn sich gut ein. Sie öffnete die Gartentür. »Ein Glas Wein, Tempus Thaies?«
    Er steckte das Schwert in die Scheide zurück und ging mit ihr, bot ihr den Arm und stützte sie, als sie flüchtig schwankend die Stufen hinaufstieg. Sie wünschte die Tür auf und ein helles Licht in das dunkle Dickicht des Gartens.
    »Setzt Euch«, sagte er im Gemach. Seine Stimme war ein Wunder an selbstbeherrschter Sanftheit. Er schenkte Wein für sie ein, dann für sich. »Ich muß mich bei Euch entschuldigen«, sagte er, als koste ihn jedes einzelne Wort etwas. Abrupt bemerkte er: »Ihr habt Schlamm im Haar.«
    Sie brach in Lachen aus, atmete tiefer und wurde hellwach. Es war kein freundliches Lachen, genausowenig wie Tempus’ Miene freundlich war. »Ihr habt Schlamm am Kinn«, stellte sie fest. Er wischte ihn mit einer Hand ab, die ebenso schmutzig war. Beide stanken nach der Straße. Plötzlich grinste er wölfisch. »Ich würde sagen, daß wir Glück gehabt haben«, meinte sie.
    Er leerte sein Glas. Sie schenkte ihnen beide nach.
    »Werdet Ihr betrunken?« fragte er ohne Umschweife.
    »Nicht leicht. Ihr?«
    »Nein.« Sein Ton hatte sich geändert. Keine Arroganz. Oder Stolz. Er blickte ihr gerade in die Augen, und es war klar, daß es heute nacht nichts mit einem Verhältnis zwischen Mann und Frau zu tun hatte. Ihre Anschauung war gleich. Es war ein seltener Augenblick, das spürte sie, daß jemand Tempus Thaies so nahe kam. Und eine Frau – vielleicht zum ersten Mal.
    Sie erinnerte sich an seine Haltung in der Gasse, seine Einstellung, etwas zu beweisen.
    Doch geschlagen, bestohlen und beleidigt, war er erstaunlich vernünftig. Und er hatte vor, es zu bleiben; und wieder spürte sie die überlagernde Gemütsruhe, das genaue Gegenteil der tobenden Wut, die darunter nach den Zügeln greifen wollte. Er lächelte sie an und trank ihren Wein. Was zwischen ihnen war, würde ungeklärt bleiben.
    Von einem Mann mit solcher Lebensspanne erwartete man, daß er rätselhaft war. Oder wahnsinnig, zumindest in den Augen jener, denen es an Einblick mangelte. Sein Fluch war Vitalität aller Art: Selbstheilung, Sex, Unsterblichkeit.
    Vernichtung war ihrer. Und die Anpassung ihrer beider Flüche war unmöglich.
    Sie lachte, stützte den Ellbogen auf den Tisch und wischte sich den Mund mit schmutziger Hand ab.
    »Was belustigt Euch?« Das Mißtrauen flammte rasch auf.
    »Wenig. Euer Pferd und meine Rosen. Wir.« Und als ferner Hufschlag auf den Straßen erklang und in ihrem Bewußtsein widerhallte: »Wollen wir um das Weibsstück würfeln?«
    Auch er hörte das Pferd. Er hatte sich wieder gefangen und ging zu ihrer Tür.
    Das war ihr auch recht.
    Sie trat einen Augenblick später hinaus, als das Pferd

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