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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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demnach. Das Warten genießen. Bis es schwerfiel, gleichmäßig zu atmen, und das Gemach vor den sich weitenden Augen verschwamm.
    »Wir können die ganze Nacht warten«, sagte er, während der Puls in ihren Schläfen hämmerte und viel zu wenig Luft im Gemach zu sein schien. Sie lächelte ihn an, ein langsames Entblößen der Zähne.
    »Andererseits«, sagte sie und streifte sein Bein mit ihrem unter dem Tisch, »könnten wir es am Morgen bedauern.«
    Er stand auf und riß sie an sich. Es war keine Zeit zum Ausziehen, keine, an etwas anderes zu denken. Er führte sie mit groben, fiebrig heißen Händen zur nahen Couch. Er schlüpfte nicht einmal aus seinem Kettenhemd. Es widerstand ihren Fingern, als sich ihre Hände in die Kleidung darüber krallten. »Vorsichtig!« mahnte sie, »langsam, ganz langsam…« als er sich auf sie warf. Mit dem letzten bißchen klaren Verstand mahnte sie ihn.
    Das Gemach wurde weiß und blau und grün, Donner krachte, wirbelte sie durch die Dunkelheit, durch die linde Sommerluft, durch…
    … nirgendwo, bis sie wieder zu sich kam und benommen unter dem Sternenhimmel lag, mit den windschiefen Häusern Freistatts ringsum. Eine Zeitlang spürte sie nichts, überhaupt nichts. Sie schloß die Augen, dann blinzelte sie wieder zu den Sternen hoch, während ihre Finger nach etwas tasteten, das Seide sein müßte, aber staubiges Kopfsteinpflaster war. Ihr Hinterkopf, auf den sie gefallen war, schmerzte, sie spürte, daß ihr Rücken ein einziger Bluterguß war, und wo er sie berührt hatte, spürte sie ein Brennen wie von Säure.
    Er verlor das Bewußtsein nicht. Einen Augenblick lang war er anderswo, dann lag er halb betäubt auf Pflaster, und ein Randstein drückte gegen seine Rippen. Er war hart aufgeschlagen und er hatte Schmerzen. Auch er brannte, nicht zuletzt, als ihm allmählich bewußt wurde, daß er sich nicht in dem Haus am Fluß befand, sondern auf einer mitternächtlichen Straße irgendwo in der Oberstadt lag, und daß ihm alles verdammt weh tat. Er fluchte nicht. Er hatte Geduld gegenüber Göttern und Magiern gelernt. Er dachte nur daran zu töten, sie, irgend etwas in Reichweite und vor allem jeden Narren, den seine Lage belustigte.
    Als er das Gesicht vom Pflaster gehoben, sich aufgeplagt und sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, brauchte er keinen Augenblick lang zu überlegen, wohin er nun gehen würde.
    Es war ein endloses Gewirr von Straßen, ein langer, hinkender Weg nach Hause, bei dem sie reichlich Zeit hatte, ihre Fassung wiederzugewinnen. Ihr Kopf schmerzte. Ihre Wirbelsäule war pure Pein. Und für ihr ärgstes Unbehagen fand sie keine Linderung, bis sie um eine Ecke bog und sich unmittelbar einem von Freistatts ungewaschenen Rüpeln gegenübersah.
    Der messerschwingende Spitzbube ließ ihr keine Wahl, und das befriedigte sie über alle Maßen. Sie ließ ihn in der Gasse zurück, wo er ihr hatte Gewalt antun wollen und wo man ihn wahrscheinlich für einen der armen Teufel hielt, der den viel zu vielen Drogen Freistatts allzusehr zusprach. Seine Augen hatten diese Art von Leere. Nach einer Weile, wenn seine Widerstandskraft nachließ, würde er ganz einfach zu leben aufhören. Die Armen und Obdachlosen starben am schnellsten: ihre Gesundheit war von vornherein angegriffen, und seine war schon schlecht gewesen, ehe sie ihn dort liegenließ, ohne daß er sich erinnern konnte, daß er etwas mit einer Frau gehabt hatte.
    Sie konnte deshalb wieder vernünftiger denken, als sie auf der Straße an der Brücke ankam und den Weg hinaufschritt, den die meisten mieden, zu ihrer Hecke und ihrem Zaun. Aber sie war nicht die erste.
    Tempus war bereits da. Mit dem Schwert in der Hand ging er am Zaun entlang. Mitten im Schritt hielt er an, als sie hinter den Bäumen hervor in das schwache Sternenlicht trat und in den Schein, der durch ihren Fensterladen herausfiel. Alles an ihm drückte Wut aus. Aber sie ging ruhig weiter, humpelte ein wenig, bis sie einander dicht gegenüberstanden. Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Die Schwertspitze neigte sich allmählich dem Boden zu.
    »Wo seid Ihr gewesen?« fragte er. »Und wo zur Hölle ist mein Pferd?«
    »Pferd?«
    »Mein Pferd!« Er deutete mit dem Schwert zum Zaun und der Hecke. Da war kein Pferd, aber er war hierhergeritten, das hatte sie gehört. Sie sammelte ihre Kräfte und hinkte zur Vorderseite ihres Heckenzauns, wo der Boden, noch weich vom Regen, von großen Hufen aufgewühlt und zertrampelt war.
    Und wo einer ihrer

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