Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
machen muß! Ich habe es durch die ganze Stadt getragen! Wir schmelzen es…«
    »Womit, im Namen der Götter? Etwa auf dem kleinen Feuertopf, den wir als Herd benutzen? Wir würden bloß einen verdammt heißen Klumpen…«
    »Psssst!« Sie drückte hastig die Hand auf seinen Mund und verzog wütend das Gesicht. »Diese Wände, verdammt! Wie oft muß ich dir noch sagen, daß du ganz leise reden sollst? Ich stehle für uns! Wie glaubst du, daß wir sonst zu irgendwas kämen? Ich stehle es, und du lebst davon. Sag du mir nicht, was ich tun muß! Mein ganzes Leben lang hat man mich herumkommandiert! Ich lass’ es mir nicht mehr gefallen, weder von dir noch sonst jemand!«
    »Sei nicht so verdammt eigensinnig! Wenn du in dieser Stadt Goldstückchen sehen läßt, kriegst du die Gurgel durchgeschnitten! Das ist kein Silber, verdammt, hör zu. Hör zu! Du…« Plötzlich schoben sich Bilder seines verlorenen Auges vor die des lebenden. Er hielt abrupt inne, und sein Herz hämmerte vor Angst.
    »Stilcho?« Morias Stimme klang erschrocken. »Stilcho?«
    »Etwas geht vor«, murmelte er. Vor seinem inneren Auge strömten durchscheinende Gestalten wie Rauch durch das Tor – die Feuer, die verlorenen Regionen… »Eine Menge Leute sind soeben gestorben.« Er schluckte schwer, kämpfte gegen sein Zittern an, versuchte Moria zu sehen, nicht diese entsetzliche Vision, in der Etwas lauerte, in der am Fluß – im Dickicht…
    »Stilcho!« Ihre Nägel krallten sich in seine Hand. Er blinzelte, versuchte sich erneut auf sie zu konzentrieren, schließlich gelang es ihm, sie wie durch einen schwarzen Schleier zu sehen.
    »Hilf mir. Moria…«
    Sie sprang auf, daß der Stuhl umkippte und krachend auf dem Boden aufschlug, während sie ihn packte und mit aller Kraft an sich drückte. »Nein, nein, nein, verdammt, komm zurück!«
    »Ich will nicht da hinunter! Ich will nicht wieder sterben – ihr Götter, Moria!« Seine Zähne wollten nicht zu klappern aufhören. Er konnte sein lebendes Auge schließen. Über sein totes hatte er keine Macht. »Es ist in der Hölle, Moria! Ein Stück von mir ist in der Hölle, und ich kann nicht blinzeln, ich kann es nicht zumachen, ich werd’ es nicht los…«
    »Sieh mich an!« Sie riß seinen Kopf am Haar heran und blickte ihm ins Gesicht. Noch einmal zog sie heftig an seinem Haar. »Sieh mich an!«
    Sein Blick klärte sich. Er faßte sie um die Taille, drückte sie fest an sich, preßte seinen Kopf an ihre Brust, in der ihr Herz wie das eines gefangenen Vogels klopfte. Ihre Hand strich zärtlich über seinen Kopf, und sie wisperte beruhigende Worte; aber er spürte ihr Herz so stark hämmern, daß es ihren ganzen zierlichen Körper schütteln könnte. Solange sie bei ihm war, gab es keine Sicherheit für sie, und er war nirgendwo sicher.
    »Geh fort«, sagte er oft zu ihr. Aber er fürchtete den Tag, da er davongleiten und Moria nicht da sein würde, ihn festzuhalten; er fürchtete die Einsamkeit, in der er vielleicht den Verstand verlor. Wenn er tapfer wäre, ließe er sie gehen. Aber nicht heute. Sie würden gemeinsam aus diesem Loch klettern; soweit brauchten sie einander – er ihre Fähigkeiten und sie seine Vorsicht und seinen Schutz, damit sie das Gold ausgeben konnten; aber danach würde er eine Möglichkeit finden, sie gehen zu lassen.
    »Verdammt!« zischte Crit. Die Neuigkeit war in Windeseile vom Hügel heruntergekommen, wie es anscheinend nur bei schlechten Botschaften möglich war; aber Straton sagte überhaupt nichts. Er ging durch die Tür auf den Kasernenhof hinaus und pfiff seinem Braunen, der gleich kam; natürlich kam er. Er machte Krach in der Stallung, dann sprang er über den Stallungszaun wie eine davonfliegende Möwe. Er kam zu ihm in diesem Morgengrauen, und Straton ging in die Sattelkammer, um seine Sachen zu holen.
    »Wohin willst du?« fragte ihn Crit, als Strat auf den staubigen Hof herauskam, den Sattel in der Rechten, während die unberechenbare Linke nur Zaumzeug und Decke trug. Crit war zur Zeit ungewöhnlich geduldig und behutsam mit ihm, als ginge er auf Eierschalen.
    »In die Stadt.« Auch Strat bemühte sich um Geduld. Er bemerkte Crits forschenden Blick, wußte, daß er an das kleine Haus auf dem Weg dachte. Ihm selbst war es zuvor gar nicht in den Sinn gekommen, doch jetzt ließ ihn der Gedanke nicht mehr los, daß Mächte in Freistatt, die gewarnt werden sollten, vielleicht einen beruhigenden Einfluß auf die Stadt ausüben könnten…
    … verdammt, sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher