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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Lampe allmählich kräftig, verschwenderisch brannte. Er drehte sich um und sah Morias Gesicht, hager, schweißnaß und furchtgequält. Einen Moment lang war sie eine Fremde, eine Erscheinung, deren Anwesenheit er sich genausowenig erklären konnte wie die Vision, die ihn geweckt hatte: die von etwas, das in den Himmel über Freistatt geschleudert worden war und nun frei dahinschoß. Doch dann stellte Moria die Lampe auf das kleine Nischenbrett, und nun verwandelte ihr Schein ihren Körper ganz in Schatten und rosige Farbtöne, ihr Haar zu feinem Goldgespinst. Haughts Magie war gründlich. Sie sah immer noch wie eine rankanische Dame aus, wenngleich eine gefallene.
    Sie brauchte ihn, hier an diesem Ort, das glaubte er jedenfalls. Er brauchte sie unbedingt. Manchmal befürchtete er, wahnsinnig zu werden, manchmal glaubte er, daß er es bereits war.
    Das Schlimmste war, wenn er träumte, sie würde aufwachen und eine Leiche an ihrer Seite finden, die sterblichen Überreste einer in die Hölle gezerrten Seele; und die Leiche war, wie sie nach zwei Jahren im Grab aussehen mußte.
    Am Tag lastete die brütende Hitze in der seit den Regengüssen unbewegten Luft über Freistatt. Die wenigen Kunden auf dem Markt tätigten lustlos ihre Einkäufe. Die Händler fächelten sich Kühlung zu und hielten sich im Schatten, während ihr Gemüse welk wurde und der Fisch noch mehr stank. Es gab schlimme Probleme in der arg mitgenommenen Stadt. Gerüchte breiteten sich durch alle Straßen und Gassen aus, und überall raunte man dieselben Namen.
    Oben auf dem Hügel erhielt ein Offizier der Garnison von höherer Instanz einen Befehl, den er weiterleiten sollte.
    In der Rattenfalle rührte sich etwas, und gewisse Kaufleute erhielten Warnungen.
    Und eine Frau schlich durch die Straßen, um wieder zu stehlen, doch voll entsetzlicher Angst, weil sie wußte, daß sie nicht mehr so geschickt war wie früher, aber auch, weil der Mann, mit dem sie zusammenlebte, einer Krise entgegensah, die sie nicht verstand. Diese Frau mußte immer einen Mann haben, ohne einen fühlte sie sich verloren. Sie brauchte Liebe, diese Frau, und fand stets Männer, die sie brauchten – oder die überhaupt etwas brauchten – und mit denen irgend etwas war, wie es nicht sein sollte. Moria verstand nie, weshalb es jedesmal dazu kam, daß sie alles, was sie hatte, Männern gab, die nichts zurückgaben.
    Stilcho war bisher der Beste, dieser tote Mann, der ihr mehr Zärtlichkeit schenkte als je ein anderer außer ein ungewöhnlicher, nun toter Edelmann, der auch jetzt noch ihre Träume füllte. Stilcho hielt sie sanft in den Armen. Stilcho forderte nie, schlug sie nie. Stilcho gab auch, aber er nahm – Shipri und Shalpa, er nahm! Er brachte sie an den Rand ihrer Geduld und Kraft, weckte sie des Nachts mit seinen Alpträumen, erschreckte sie mit seiner wilden Phantasie und seinem Gerede von der Hölle. Sie konnte nicht genug verdienen, sie aus diesem Elend herauszuholen, aber die geringste Erwähnung, Hilfe von Ischade zu erbitten, löste einen Wutanfall bei ihm aus, daß er sie anschrie. Ihre früheren Männer hatten sie in einem solchen Fall immer verprügelt. Deshalb verhielt sie sich ganz still und ging wieder hinaus, um zu stehlen. Ihr helles rankanisches Haar unter einem braunen Tuch verborgen, ihr Gesicht ungewaschen und ihre Figur unkenntlich in unförmiger Lumpenkleidung.
    Doch jetzt trieb Verzweiflung sie. Sie dachte ständig an die herrlichen Dinge und den Luxus, die sie in dem schönen Haus gehabt hatte, und an das Gold und Silber, das zweifellos in dem Feuer geschmolzen war, in dem es niederbrannte. Selbst Freistatts berüchtigtste Diebe und Einbrecher wagten sich nur mit Zaudern in die rußige Ruine. Sie durchsuchten sie natürlich; aber für sie war eine Ruine wie die andere, keiner wußte, wo sich die Innenwände befunden oder wo bestimmte Tische gestanden hatten.
    Als es dunkel wurde, kehrte sie wieder dorthin zurück und begann aufs neue ihre Suche, verstohlen wie die Ratten, die sich in dieser vom Feuer heimgesuchten Gegend eingefunden hatten, und versteckte sich vor anderen Suchern. Sie hatte bisher nie etwas gefunden, weder das Silber noch das Gold, das doch irgendwo als flaches Stück kalten Metalls unter den Trümmern liegen mußte. Seit Wochen schon buddelte sie in der Ruine, dort wo die Eingangshalle gewesen war.
    Deshalb kam sie immer so spät nach Hause. Und diesmal – ihr Götter, sie zitterte so sehr aus Angst vor all den Schrecken auf der

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