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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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heftig atmend vom raschen Laufen und schickte, als sie das gräfliche Kammermädchen in der Ecke der Zelle entdeckte, noch ein schnelles freundliches Nicken in deren Richtung hinterher.
    »Ihr seid sehr beschäftigt, Schwester«, sagte Uta verständnisvoll. Der Vogt hatte ihr jüngst berichtet, dass die Äbtissin des Moritzklosters bereits im vergangenen Jahr gestorben war. Seitdem hatte die heilkundige Schwester Margit die Führung der anderen Schwestern übernommen, und die Versorgung der Kranken schien unter ihrer Leitung in guten Händen zu sein.
    »Ich fasse mich daher kurz: Ich benötige ein Mittel gegen Schmerzen«, erklärte Uta und presste die Lippen zusammen. Denn Ekkehard hatte seine Rückkehr bereits für das Ende des Frühjahres – zum Fest des heiligen Konstantin – ankündigen lassen und ihr aufgetragen, eine gebührende Feier dafür auszurichten.
    »Gegen welche Art von Schmerzen benötigt Ihr ein Mittel, Gräfin?« Margit trat mit dem prüfenden Blick der Heilkundigen vor Uta. »Könnt Ihr die Schmerzen in diesem Moment spüren?«
    Uta wollte keine allzu konkrete Beschreibung der ihr peinlichen Angelegenheit abgeben, erinnerte sich aber sogleich an das Versprechen, das Erna ihr abgenommen hatte: Bevor sie ein schmerzlinderndes Kraut einnahm, wollte sie sich dessen Wirkung versichern. »Es sind Schmerzen, die wiederkehren, sobald der Burgherr wiederkehrt«, erklärte sie etwas verlegen.
    »Schmerzen beim Beischlaf?«, fragte Margit ohne große Umschweife.
    Uta blickte sich zu Katrina um, die mit gesenktem Kopf in der Ecke des Raumes stand, und nickte dann zustimmend.
    »Ich hörte in einem ähnlichen Fall von der Herrgottsgnade als einem guten Mittel reden.«
    »Das Schwalbenkraut also«, sagte Margit mit einem Kopfnicken.
    Das also war der richtige Name des Krautes. Uta kannte es aus dem Buch Von der Materie der Medizin und erinnerte sich sogleich wieder an seine Beschreibung. Die Pflanze trug den Namen Schwalbenkraut, weil sie zeitgleich zum Eintreffen der Schwalben blühte und beim Abzug derselben welkte.
    »Ist es ein brennender Schmerz?«, wollte Margit wissen.
    »Stechend und brennend, mehrere Tage lang«, antwortete Uta mit gedämpfter Stimme.
    Mitleidig meinte Schwester Margit daraufhin: »Die Herrgottsgnade ist eine Verwandte des Schlafmohns und enthält Stoffe, die eine beruhigende und krampflösende Wirkung haben. Entschuldigt mich für einen Moment.«
    Kurz darauf kam sie mit einer Schale zurück, entnahm ihr einen Pflanzenstengel und drehte ihn vor Utas Augen hin und her. »Die Herrgottsgnade kann bei zu hoher Dosierung sehr gefährlich sein. Besonders die Wurzel und der Saft enthalten giftige Stoffe.«
    Uta roch etwas Scharfes, Unangenehmes. »Gefährlich?«, fragte sie und schluckte.
    »Der gelbe Saft des Krauts tritt aus, sobald der Stengel oder ein Blatt bricht. Er enthält Giftstoffe, die sogar den Tod herbeiführen können«, erklärte Margit. »Wenn überhaupt, würde ich Euch das getrocknete Kraut geben wollen, in dem sich das Gift bereits etwas verloren hat. Es wird als Aufguss in sehr geringen Mengen getrunken und wirkt dann schmerzlindernd und leicht berauschend.«
    Vorsichtig streckte Uta die Hand nach dem Pflanzenstengel aus und strich über die leicht behaarten hellgrünen Blätter, die in ihrer Form der einer Eiche ähnelten. »Könnte es sein, dass die Einnahme des Krautes eine Schwangerschaft verhindert?«
    »Sobald eine Frau ein Kind im Leib trägt, darf sie das Schwalbenkraut auf keinen Fall zu sich nehmen. Es schädigt das Kind.« Schwester Margit legte die Pflanze zurück in die Schale. »Befruchtungshemmende Wirkungen sind mir jedoch nicht bekannt.«
    »Dann gebt mir bitte vom getrockneten Kraut, Schwester«, entschied Uta und fühlte sich beim Gedanken an die nächste anstehende eheliche Vereinigung schon etwas erleichtert.
    Es klopfte und eine rundliche Schwester streckte den Kopf ungeduldig zur Zellentür herein: »Schwester Margit, der Bauer, der seit gestern bei uns liegt, erbricht sich und spuckt Blut!« Als der Blick der Schwester auf die Burgherrin fiel, knickste sie ergeben, um gleich darauf an Margit gewandt fortzufahren:
    »Könntet Ihr nicht nach ihm sehen? Das viele Blut, ach …!«
    »Ich bin gleich bei ihm«, bestätigte Margit und beauftragte die junge Schwester, ihr zuvor noch etwas getrocknetes Schwalbenkraut zu bringen, von dem sie Uta schließlich ein Schälchen voll mitgab. »Und bitte seid vorsichtig damit, Gräfin! Eine Fingerspitze pro

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