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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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schaut!« Der Stallmeister zeigte in den Hof. »Mindestens vierhundert, nein fünfhundert Leute erwarten Euch!« Verwundert saß Uta im Gedränge ab und übergab ihre Zügel einem der Reitknechte. Sie meinte, einige der Benediktinerinnen aus dem Moritzkloster im Gewimmel auszumachen. Der Geruch von Blut, Eiter und Unrat stieg ihr in die Nase. Dann erblickte sie an eine Mauer gelehnt das Banner des Meißener Markgrafen. Der Gatte hatte sich doch erst zum Fest des heiligen Konstantin ankündigen lassen. Verwirrt schob Uta sich durch die Menge. Schwester Margit nickte ihr zu, doch Uta bemerkte sie nicht. Schmerzenschreie und Gestöhne begleiteten jeden ihrer Schritte. Sie wollte helfen.
    »Gräfin, er ist da!« Der Stallmeister, der gleich nach dem Absitzen im Gewimmel verschwunden war, hatte sich zu ihr durchgedrängelt. »Der Graf ist zurück und wird von vielen edlen Herren begleitet. Im Burgsaal!«
    Nur zögerlich kehrte sich Uta von der Schar der Verwundeten ab und beschleunigte den Schritt. In ein hellgrünes Gewand gekleidet, mit rosafarbenen Wangen und wehendem Ehe-Schleier betrat sie den spärlich beleuchteten Burgsaal. Dort fand sie aufgeregte Edelleute vor, die wild diskutierten und einander unsichere Blicke zuwarfen. Als Erstes erkannte sie den Gatten, der jedoch so vertieft in ein Gespräch war, dass er sie nicht bemerkte.
    »Dieser verdammte Pole!«, fluchte Ekkehard, so dass Uta zusammenzuckte. »Wir hätten ihm sofort nach seiner Krönung den Hals abschneiden sollen!«
    Die nächsten Worte kamen von Esiko. »Mieszko hat uns in trügerischer Sicherheit gewiegt!« Er war außer sich vor Zorn, derart überlistet worden zu sein.
    »Hunderte Tote und Verschleppte«, schrie Ekkehard und drehte sich in Richtung zweier weiterer Gefolgsleute. Dabei streifte sein Blick Uta. Flüchtig nickte er ihr zu. Uta knickste höflich, doch Ekkehard hatte sich bereits wieder dem Gespräch zugewandt. »Wie erklären wir das dem Kaiser? Unsere Botschaft vor kaum einem Mondumlauf lautete noch ganz anders!«
    »Der Pole muss unseren Abzug beobachtet und genossen haben!«, fügte Esiko zynisch hinzu. »Das wird er büßen!«
    »Bruder!«, kam nun auch Hermann in den Burgsaal geeilt. Er schaute sich im Kreis der Gäste um und grüßte kurz. »Was haben all die Verletzten dort draußen im Hof zu bedeuten?« Ekkehard griff an sein Schwert. »Mieszko hat die Gebiete zwischen Elbe und Saale überfallen. Wahrscheinlich am gleichen Tag, an dem der Kaiser unsere frohe Botschaft vom friedlichen Osten erhielt. Und friedlich sah auch alles aus! Ich verstehe das nicht. Die Nordmark hat der Pole bereits erschüttert und alles, was Tier, Mensch oder Saat war, verwüstet. Als Nächstes steht unsere Mark an!«
    Esiko trat neben die Naumburger Brüder. »Wir müssen ein Heer gegen die Eindringlinge sammeln. Wir brauchen mindestens fünftausend Mann!«
    »Bewahrt die Ruhe«, mahnte Hermann und hob beschwichtigend die Hände, während Uta das Gespräch aufmerksam verfolgte.
    »Sie zünden Kirchen an und erschlagen die Geistlichen«, ereiferte sich ein Mann mit Tonsur und einfacher Kutte. »Das müssen wir verhindern!«
    »König Mieszko ist so überraschend aufgetaucht, dass wir die Menschen dort nicht beschützen konnten«, klagte einer der Truppenführer mit kraftloser Stimme. »Seine Kämpfer verstehen es bestens, sich unsichtbar zu machen und dann plötzlich auf einem ganz anderen Feld zu erscheinen, ohne dass wir eine Chance haben, ihren Weg zu verfolgen!«
    »Das klingt nach Verheerung und Entvölkerung«, analysierte Hermann. »Wenn er es nun jedoch auch auf Meißen abgesehen hat, strebt er sogar noch mehr als das an.« Grübelnd strich er sich übers Kinn. Hätte er die Gruppe der Heerführer doch nicht vorzeitig verlassen sollen, um erneut Steinbrüche zu begutachten?
    Derweil nestelte Ekkehard nervös am Schaft seines Schwertes herum. »Sie dürfen Meißen auf keinen Fall einnehmen!«
    »Meißen ist das Tor zum ostfränkischen Reich. Steht es erst einmal offen, ist alles möglich!«, konstatierte Esiko und machte mit verschränkten Armen einen Schritt auf Hermann zu. »Da kommen wir mit Ruhe nicht weiter, Markgraf.« Hermann betrachtete den Bruder seiner Schwägerin einen Augenblick forschend. Dann zog ein hochgewachsener Ritter seine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Ich habe die Geschändeten und Vertriebenen verrecken sehen«, meldete sich der Ritter. Sein verletztes Augenlid zitterte, als er sprach. »Wir wissen nicht, wie wir der

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