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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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begleitete und für die Reinigung der Pfannen und Töpfe zuständig war. Sie kam wütend aus dem Gebüsch und zog sich das Hemd, welches ihr der angetrunkene Kämpfer heruntergerissen hatte, wieder über die Schultern. Die junge Frau, die mit ihren dunklen langen Haaren zu den ansehnlicheren im Tross zählte, stapfte aufgebracht davon, während sich der Truppenführer zu den anderen ans Feuer gesellte. »Wenn das mit den Weibern nur so einfach wäre wie das Kämpfen«, seufzte er und blickte Zustimmung heischend in die Runde.
    Esiko erhob sich und erklärte: »Ihr wisst die Weiber eben nicht richtig zu nehmen, Gert von Wangersheim. Gesteht Ihr ihnen Kleinigkeiten zu, greifen sie gleich nach der großen Freiheit!«
    Der Angesprochene grübelte, erhob sich aber kurz darauf, um seinen Heerführern zustimmend zuzuprosten. »Genau wie Ihr es sagt, Graf Esiko!«, bestätigte er lauthals und nahm erst wieder auf einem der Baumstümpfe um die Feuerstelle herum Platz, als sein Becher leer war.
    Den Blick auf Ekkehard gerichtet, erklärte Esiko weiter. »Die Weiber wollen geführt werden. Sie brauchen streng verordnete Regeln!« Er prostete Ekkehard zu, der daraufhin tönte:
    »Ich auf jeden Fall weiß mein Weib zu bändigen!«
    Hermann hob den Kopf von seinen Aufzeichnungen und schaute den Bruder verständnislos an.
    Esiko bemerkte, dass dieses Thema auch das Interesse des Markgrafen geweckt hatte und fuhr mit Blick auf Ekkehard fort: »Hätte Gott gewollt, dass Weiber widersprechen, hätte er ihren hübschen Mündern nicht die Möglichkeit gegeben, uns Männern Freuden ganz anderer Art damit zu bereiten!« Er lachte lauthals auf. Die Männer nickten anerkennend und fielen in Esikos Gelächter mit ein.
    »Sehr wohl, sehr wohl«, bestätigte Ekkehard. »Mein Weib habe ich gleich von Anfang an dazu verpflichtet, Gehorsam zu üben. Schon in der ersten Nacht!«
    Zwischen zwei Schlucken Wein fragte Esiko: »Habt Ihr sie auch eines Heerführers würdig rangenommen?«
    Die Männer um die Feuerstelle herum hielten inne und warteten gebannt auf Ekkehards Erwiderung, während einzig das Knistern der verbrennenden Äste zu hören war.
    Gerade als Ekkehard zu einer Antwort ansetzen wollte, klappte Hermann sein Buch zu, erhob sich und schaute den Bruder fassungslos an. »Ich habe keinen Durst mehr«, erklärte er, ergriff Kiel und Tintenfass und verließ die Runde.
    »Was ist denn mit dem?«, fragte Esiko an Ekkehard gewandt und deutete mit dem Kinn auf Hermann.
    Verwirrt schaute Ekkehard dem Bruder nach, der sich vor seinem Zelt niederließ.
    Esiko begann, mit einem Stock in der Glut zu stochern. »Sagt, Ekkehard, Freund, Euer Bruder benimmt sich etwas seltsam, findet Ihr nicht?«
    Ekkehard blickte von Hermann zu Esiko. »Seltsam? Wie kommt Ihr darauf?«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, er neidet Euch Euren Erfolg.« Esiko stieß den Stock fester zwischen die brennenden Holzscheite, so dass eine heftige Feuerzunge aufstieg.
    »Heute ist ein wichtiger Tag für uns alle, und er möchte nicht einmal mit Euch feiern!«, fuhr Esiko wie nebenbei fort, während er weitere Feuerzungen hervorbrachte. »Vielleicht ärgert ihn, dass er nicht mehr das Kommando über Euch hat – ihr ihm seit einiger Zeit gleichgestellt seid und mitzureden habt, wenn es um die Erörterung strategischer Standpunkte geht. Wir beide sind nun Heerführer. Lediglich der König darf uns jetzt noch Befehle erteilen!«
    Ekkehard rieb sich das bärtige Kinn. Ganz so falsch lag sein Ballenstedter Gefährte damit vielleicht nicht. Seitdem er mehr Beachtung bei den Großen des Reiches fand, und dies hatte auf dem Umritt des Königs begonnen, hatte sich Hermann verändert. So manchen Tag hatte er den Gesprächsrunden in Gedanken versunken beigewohnt. Wahrscheinlich kam es dem Bruder nicht gelegen, dass er, Ekkehard, nun selbst Vorschläge unterbreitete, anstatt lediglich Beschlüsse auszuführen. Angeheitert stieß Esiko Ekkehard mit einem Grinsen an.
    »Und nun sagt schon, hat sie geschrien, als Ihr Euch wie ein würdiger Heerführer ihrer Jungfernschaft angenommen habt?«
    Uta zügelte ihre Stute, als sie mit dem Stallmeister und zwei Reitknechten durch die Vorburg ritt. Als sie am Tor zur Hauptburg weit und breit keinen der Wachhabenden ausmachen konnte, schaute sie fragend zum Stallmeister. Da drangen auf einmal Geklirr und aufgeregte Stimmen zu ihnen. Schmerzensschreie mischten sich darunter. Unruhig ritten sie in die Hauptburg ein.
    »Gräfin,

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